Beobachtungsnacht vom 19/20.05.2012

Instrumentarium: - Obsession 15" f/4,5, Canon EOS 400D

Beobachtungsort: Ebenwaldhöhe/Niederösterreich - 1020m Seehöhe

Bedingungen: Eine perfekte Sternennacht - sehr klar und ohne frühsommerlichen Dunst. Sterne bis 6m8 waren im Zenit erkennbar.Störende Aufhellung hauptsächlich im Norden durch den Raum Sankt Pölten. Die Temperaturen lagen für die Höhe bei sehr angenehmen 9-10°C. Problematisch war nur der milde Wind, der nach windstillen Phasen immer wieder stark zulegte.


Beobachtung:

Zeit: 21.15 Uhr - 02.45 Uhr MESZ

Die zweite Nacht innerhalb weniger Tage auf der Ebenwaldhöhe lockte mit sehr guten Beobachtungsbedingungen. Und so war ich trotz Life Ball, Chamions League Finale und Beobachtungsevent auf der Hohen Wand nicht allein. Am Beginn des Abends standen noch einige fotografische Experimente.

Die Venussichel spaltet sich aufgrund des niedrigen Stands über dem Horizont bereits in einen kleinen Farbregenbogen auf

Das Teleskop ist aufgebaut und wartet auf seinen Einsatz - im Hintergrund tief am Horizont die Venus

Noch bevor es dunkel war, entdeckte ein Mitbeobachter meinen 15-Zöller. Fatalerweise hatte er eine ganze Sammlung der fantastischen Ethos-Okular (die mit den 100° Gesichtsfeld) mitgebracht. Wir befanden, dass es eine gute Idee war, diese mit dem Obsession zu kombinieren und in der Tat haben mich die Beobachtungen mit dem Ethos-Virus infiziert.

M 13 (Gc) (Her) 5,8mag

Noch in der Dämmerung ging es zu M 13, der trotzdem bereits mit bloßem Auge erkennbar war. Das 13mm Ethos Okular liefert bei meiner Optik eine 133x Vergrößerung. Der Haufen zeigte sich beeindruckend und massiv. Ein guter Einstieg.

M 104 (Gx) (Vir) 8,3mag

Bei 133x ebenfalls sehr beeindruckend. Das Staubband ist klar erkennbar und wirkt sehr ebenmäßig.

M 3 (Gc) (CVn) 6,3mag

Hier kommt erstmals auch das 8mm-Ethos zum Einsatz, dass sich bei 216x Vergrößerung bei einem knappen halben Grad Gesichtsfeld einfach ideal für Kugelsternhaufen eignet. M 3 bietet so einen Wahnsinnsanblick. Viel zu groß ist die Begeisterung als das ich mir all die Details merken kann.

Danach warf ich einige Blicke durch das 12" Meade Lightbridge, dass der Kollege aufgebaut hatte und befand es als gutes Instrument. Wir inspizierten mit den Ethos-Okularen nochmals M 13 sowie NGC 4565 (Staubband wunderbar), M 104 und das Leo Triplet. Insbesondere M 66 hat mir gut gefallen mit den gut erkennbaren Spiralarmen. Schließlich kehrte ich zurück zum 15"er und widmete mich wieder dem kennenlernen. Denn es ist eines, mit einem neuen Teleskop helle und bekannte Objekte anzupeilen, aber beim Starhopping den gewohnten Maßstab völlig zu korregieren kann schon irritieren. Nichts desto trotz lief ich jetzt zu Hochform auf.

M 53 (Gc) (Com) 6,3mag

Bei 178x gut aufgelöst und schön. Insbesondere am Rand zeigen sich viele Sterne, aber auch im Zentrum blitzen schwächere Sterne auf. Ein deutlich hellerer Stern befindet sich direkt nördlich im Haufen.

NGC 4494 (Gx) (Com) 9,7mag

Hier zeigt sich ein heller, ovaler Nebel, mit breitem hellerem Zentralbereich. Ich suche nach Details, bemerke aber nur die kontinuierliche und dann abrupte Helligkeitszunahme zum Zentrum. Bei späteren Check bemerke ich, dass es sich um eine Elliptische Galaxie handelt.

NGC 4565 (Gx) (Com) 9,5mag

Sensationeller Anblick! Bei 69x zeigt sich ein immens langer Strich im Gesichtsfeld. Das Achsenverhältnis ist schwer abschätzbar bei dieser Ausdehnung. Bei 139x ist im hellen Zentralbereich "oberhalb" des Staubbands ein punktförmiger Kern erkennbar. Das Staubband selbst ist deutlich strukturiert und insgesamt über die 3fache Ausdehnung des hellen Zentralbereichs erkennbar. Bei etwas genauerer Betrachtung erscheint ein etwas hellerer Bereich im Osten der Galaxie.

NGC 4725 (Gx) (Com) 9,3mag

Hier ist bei 139x auf den ersten Blick klar, dass es sich um eine Spiralgalaxie handelt. Gut, dass mein Interstellarum-Artikel über die Galaxie schon wieder eine Weile her ist. So identifiziere ich den Balken der Galaxie als "ungewöhnlich langgestreckten" Zentralbereich. Der nordöstliche Arm der Galaxie windet sich um 2-3 schwache Sterne herum. Der südwestliche wirkt eher etwas ausgetreckter und nur leicht gewunden.

M 64 (Gx) (Com) 8,5mag

Im Vergleich zum 8"-Teleskop ist das "Schwarze Auge" bei 139x deutlicher erkennbar. Es windet sich um den hellen, flächigen Zentralbereich. Dieser wird umgeben von einem deutlich schwächeren, gleichmäßigen Halo.

NGC 5746 (Gx) (Vir) 10,5mag

Sehr schöne und ästethische Galaxie bereits bei Aufsuchvergrößerung. Der helle Stern 109 Vir stört bei dieser Öffnung kaum die Beobachtung, da die Galaxie selbst hell genug erscheint. Bei 139x ist die helle, dünne Nadel noch viel besser erkennbar. Ein Staubband konnte ich jedoch noch nicht erkennen. Auffallend ist ein Stern, der sich im Süden vor die Galaxie projiziert.

Dann gesellte sich wieder der mit Ethos-Okularen "bewaffnete" Kollege dazu. Wir schwenken noch zwischen einigen Schauobjekten hin und her.

M 5 (Gc) (Ser) 5,7mag

Wieder kommt das 8mm-Ethos bei 216x zum Einsatz. Mit diesem bietet sich ein grandios schöner Anblick - der schönste Kugelsternhaufen-Anblick an diesem Abend. Einfach nur überwältigend!

M 51 (Gx) (UMa) 8,1mag

Bei 133x muss man die Spiralarme nicht mehr herausarbeiten. Sie sind klar und deutlich erkennbar. Eine Zeichnung muss ich unbedingt nachholen. Insbesondere die gespaltenen, auf NGC 5195 gerichteten Arme finde ich sehr beeindruckend.

M 57 (Pn) (Lyr) 8,8mag

Das Objekt ist natürlich wie in der letzten Nacht ein Genuss. In einigen Momenten kann ich bei 216x tatsächlich den Zentralstern aufblitzen sehen - das hat mit meinen Okularen in der etwas schlechteren, letzten Nacht nicht funktioniert. Es zeigt aber, das eine Kombination aus minimal besseren Bedingungen und toller Optik den Unterschied machen.

 

Die Sommermilchstraße über mir

Nachdem es bereits 2h ist, verabschiedet sich mein Mitbeobachter. Ich nutze die Zeit noch für einige Stimmungsaufnahmen und einen kurzen Schwenk durch die aufsteigende Sommermilchstraße. M 4 zeigt sich bereits bei 69x aufgelöst und mit markantem Balken. Allerdings zeigt sich auch, dass Horizontobjekte deutlich mehr leiden als in kleineren Optiken. Der größere Spiegel macht auch den Himmelshintergrund hier viel heller. Weiter geht es zum massiven Kugelsternhaufen M 22, der sich als geballte Ladung aufgelöster Sterne präsentiert und mir ein "wow" entlockt. M 28 ist dagegen deutlich schwächer und bei 69x hauptsächlich am Rand aufgelöst. M 20 zeigt sofort und ohne Filter die markanten Dunkelstreifen. Hier ist die doppelte Öffnung also ebenso bemerkbar. Die Beobachtung endet mit einigen schönen Eindrücken von M 8 und M 23.

Die südliche Sommermilchstraße mit Schütze und Skorpion zeigt sich über den Bergen

Das neue Teleskop übt einen zunehmenden Suchtfaktor auf mich aus. Die Kombination mit den Ethos-Okularen war grandios und hat sämtliche Okular-Einkaufspläne über den Haufen geworfen. Müde aber äußerst zufrieden mit dem erlebten mache ich mich auf den über 70km langen Heimweg nach Wien, dass ich erst in der Morgendämmerung erreiche.

Clear skies
Matthias


* Visual Deep Sky Observing and CCD-Imaging - by Matthias Juchert: www.Serifone.de *