Beobachtungsnacht vom 8.8.2003

Instrumentarium: - 8" f/6 MEADE Starfinder EQ
                                 
Beobachtungsort:
Mittelmark/Brandenburg 52°19' n.B - 60m Meereshöhe

Bedingungen: Gegen 0.30 Uhr senkte sich der Mond - bereits sehr abgeschwächt und gerötet - unter den Horizont. Es dauerte dann noch gut 20min, bis keine spürbare Himmelsaufhellung in der Region mehr feststellbar war. Dann zeigte sich der Himmel wiederum ungetrübt und sehr klar, wobei heute eine etwas geringere Grenzgröße als an den Vortagen erreicht wurde - 6m6. Störend war einzige die leuchtende Lichtglocke von Berlin, die bis auf 10° Höhe den Osthorizont erhellte, und der Osthimmel erst ab Cassiopeia wirklich nachtschwarz erschien. Ansonsten war ich sehr zufrieden.


Beobachtung:

Zeit: 00.30 Uhr - 03.15 Uhr MESZ

Den Anfang machten heute einige Beobachtungen im Cygnus...

NGC 6856 (Oc) (Cyg)

Dieser kleine Haufen mit nur etwa 3' Ausdehnung hebt sich überraschend gut vom umgebenden Sternfeld ab. Bei 50x erscheint er fast noch nebelig, aber mit indirektem Sehen sind einige Sterne aufgelöst. Bei 191x sind 10 Sterne aufgelöst, wobei ein Dreieck heller Sterne im Osten den Haufens auffällt. Mit indirektem Sehen funkeln immer noch einige wenige Sterne an der Auflösungsgrenze aus dem Hintergrund.

NGC 6824 (Gx) (Cyg) 12,2mag

Eine bei 126x recht helle Galaxie - einfach mit direktem Sehen zu halten. Sie liegt am südlichen Ende einer 15' langen gebogenen Sternkette. Sie scheint etwa 1,5:1 elongiert, und zeigt einen hellen länglichen Zentralbereich.

NGC 6832 (Oc) (Cyg)

Originalbeschreibung von J. Herschel (1833): "A *7m in midst of a field full of 40 stars 10...12m.

Diesen Haufen hätte ich nicht als OC erkannt, aber John Herschels Beschreibung lässt keinen Zweifel daran, das es sich um das beobachtete Objekt handelt. Um den hellen 6m7-Stern SAO 32016 sind viele verstreute Sterne auf großer Fläche sichtbar. Es ist praktisch kein Kontrast zur Milchstraße vorhanden. Bei 126x ist das ganze Gesichtsfeld um den hellen Stern mit verstreuten Sternen gefüllt. Dabei sind dicht im Westen 4-5 schwache Sterne zu erkennen. Dann scheint sich eine ringförmige sternfreie Zone anzuschließen, auf die dann wiederum ein großer Ring von verstreuten Sternen unterschiedlicher Helligkeit folgt, der im Osten dichter wirkt.

Unterwegs im der Cepheus-Milchstraße

Cepheus hatte eine interessante Lage in der Milchstraße - zum einen wird er am südöstlichen Zipfel von ihr durchquert, und zum anderen scheint ein separater, mit bloßem Auge auffälliger Arm, mehrere Grad weit in das Zentrum des Sternbildes vorzudringen. Daher gibt es reichlich schöne Beobachtungsobjekte zu bewundern, von denen ich teilweise vorher noch nie etwas gehört hatte. Es war der interessanteste Teil des Abends! Los ging es bei dem Prachthaufen M 52, bei dem ich in direkter Nachbarschaft gleich den ersten Haufen entdeckte...

Czernik 43 (Oc) (Cas)

Nur 15' südlich vom unvergleichlichen M 52 gelegen. Bereits bei 50x und indirektem Sehen komplett aufgelöst. Die Haufenmitglieder sind schwächer als bei M 52, und der Haufen wirkt auch nur halb so groß. Im Norden schmiegen sich 2 helle Sterne von 8. und 9 Größe an den Haufen an.

NGC 7635 (Neb) (Cas) 11,0mag

The Bubble Nebula! Tolles Objekt! Ohne Filter sichtbar, aber nur indirekt als schwacher länglicher Nebel westlich des 8m7-Stern SAO 20575. Mit Filter sehr interessant - am besten bei 50x und 98x mit UHC. Der Nebelteil (Teil der Bubble!) zeigt sich nun deutlich in Sichelform, wobei am breiteren Nordende einige Unregelmäßigkeiten festzustellen sind. Nach Westen hin scheint ein schwächerer Nebelstreamer aus dem Nebel zu entweichen. In der weiteren Umgebung habe ich weitere extrem schwache Nebelteile vermutet.

NGC 7538 (Neb) (Cep)

Ein überraschend deutlicher Gasnebel - wirkt bei 50x fast wie ein kleiner entfernter Sternhaufen mit 2 aufgelösten Sternen. Die beiden Sterne der Helligkeiten 11m3 und 12m0 befinden sich genau im Zentrum des Nebels. Bei 126x ist sehr schwach ein weiterer Stern der Helligkeit 13m0 vor dem hellen Nebelhintergrund zu erkennen. Der Nebel an sich ist ein kleines, relativ flächenhelles Objekt, wobei die Verwendung eines UHC-Filters den Eindruck etwas verstärkt. Es sind undeutliche Strukturen im Westen und Süden der beiden Sterne zu erkennen - um den hellsten der 3 Sterne wirkt der Nebel am deutlichsten.

King 19 (Oc) (Cep)

Ein gut sichtbarer Haufen aus dem King-Katalog. Bei 98x sind knapp 20 Sterne zu erkennen, wobei indirekt aus dem Hintergrund weitere Sterne hervor glitzern. Die Form wirkt rechteckig bis leicht irregulär. Direkt im Osten grenzt ein 10m5-Stern an den Haufen an.

Danach habe ich den direkt angrenzenden Nebel IC 1470 probiert. Meine Beobachtung lieferte einen kuriosen hellen Nebelknoten in einem sehr schwachen Nebelvorhang. Da allerdings Bilder des Objekts stark von meinem visuellen Eindruck abweichen, muss ich das Objekt wohl nochmals unter die Lupe nehmen.

NGC 7429 (Oc) (Cep)

Ein recht großer Haufen, der aber beim hereinschwenken kaum auffällt. 7' östlich befindet sich der 7m2-Stern SAO 34988. Deutlich ist die längliche Anordnung, wobei die Mitglieder des Haufens ein großes Helligkeitsspektrum besitzen. Bei 98x ist er jedoch vollständig aufgelöst, aber immer noch unscheinbar - nur etwa 15 Sterne können gezählt werden.

*Jetzt folgten noch einige ganz besondere Leckerbissen in der Cepheus-Milchstraße...

King 10 (Oc) (Cep)

Wunderschöner kleiner Sternhaufen. Befindet sich direkt neben einem netten Sternmuster, das fast wie ein kleiner Eifelturm aussieht. Der Haufen selbst sieht bei diesen exzellenten Bedingungen aus wie ein Dreieck aus Sternenstaub - er hat bemerkenswert gerade Außenseiten, die fast wie mit dem Lineal gezogen wirken. Mit indirektem Sehen ist der Haufen bei 126x schon teilweise aufgelöst - 15 schwache Sterne kann man zählen. Nach Südwesten hin windet sich eine kleine Sternkette aus dem Haufen heraus. Sehr schön.

NGC 7419 (Oc) (Cep) 13,0mag

Dieser Haufen hat noch schwächere Einzelsterne als King 10. Er wirkt bei 50x fast wie ein Komet, wobei der dicht westlich stehende 10m5-Stern TYC4278-00182-1 den Kopf darstellt. Noch ein kleines Stück weiter westlich befindet sich der 8m6 helle SAO 20306. Der Haufen selbst ist länglich in Richtung WNW-OSO, wobei er nach Osten durch einen schwachen Stern begrenzt ist. Indirekt sind bei 126x kaum 10 der schwachen Haufensterne zu erkennen, aber trotzdem handelt es sich um einen der schönsten Sternhaufen am Himmel!

NGC 7354 (Pn) (Cep) 12,9mag

Dieser Pn ist bei 50x bereits als kleiner Nebel erkennbar. Bei 190x zeigt er ein deutliches, recht helles und recht kleines Scheibchen. Zwei schwache Sterne sind direkt südwestlich in nicht einmal einem Nebeldurchmesser Abstand zu erkennen. Der Nebel selbst zeigt undeutliche Helligkeitsvariationen, wobei ich eine Abdunklung in einem Teil des Nebels vermutet habe.

*Es gibt für mich noch viel zu entdecken im Cepheus, aber da die Dämmerung langsam näher rückte, setzte ich zum Schlußspurt an...*

Schlußspurt im Pegasus

NGC 7094 (Pn) (Peg) 13,4mag

Dieser schwierige planetarische Nebel wurde von Swift gefunden. Bei 50x zeigt sich an der betreffenden Stelle ohne Filter ein größerer, blasser Nebelfleck - sehr matt und nur mit indirekter Sicht zu erhaschen. Bei 126x verschwindet der Nebel aber dafür wird der einfach 13m6-Zentralstern sichtbar.

*NGC 7066 konnte ich nicht erkennen*

NGC 7068 (Gx) (Peg) 14,8mag

Bei 126x sehr schwach. Nur 1' nördlich befindet sich ein 9m2-Stern der die Beobachtung sehr stört. Das Objekt ist sehr klein, 2:1 elongiert, und zeigt eine hohe Flächenhelligkeit.

Dann zu 2 offenen Sternhaufen, die im RNGC als "non-existent" beschrieben sind. Ja - auch im Pegasus gibt es offene Sternhaufen, oder zumindest Sternmuster, die als solche definiert wurden. Ich habe sie bereits am Vortag mit 2,5" beobachtet, und die Beobachtungen heute mit 8" nochmals ergänzt. Beide Notizen sind aufgeführt:

NGC 7084 (Oc) (Peg)

2,5": Mit indirekter Sicht bei 84x schwach erkennbar. Eine gewundene Sternkette schwacher Sterne, durchsetzt mit wenigen helleren. Nicht vollständig aufgelöst.

8": Hebt sich gut vom Hintergrund ab. Etwa 30 unterschiedlich helle Sterne in einer länglichen Sternkette, die fast wie ein etwas abstraktes Fragezeichen wirkt. Die größte Ausdehnung wird in Nord-Südrichtung erreicht.

NGC 7036 (Oc) (Peg)

2,5": Extrem schwach scheint bei 84x eine kleine, länglich-unaufgelöste Sternkette aufzublitzen. Die Lage ist relativ gut lokalisierbar - die Gruppe bildet mit 3 Doppelsternen ein Parallelogramm. 

8": Nicht sehr beeindruckend. John Herschels "...scattered cl. of small stars." ist nicht wirklich als Sternhaufen wahrzunehmen. Es ist eine kleine Sternanordnung von 6-7 Sternen in Nord-Süd-Richtung zu erkennen, aber 98x sind schon nötig um die schwachen Sterne aufzulösen. Im Umfeld fallen keine weiteren Haufenwürdigen Verdichtungen auf.

NGC 7025 (Gx) (Del) 12,8mag

Eine recht helle Galaxie im Delfin - direkt sichtbar trotz 12,8mag! Dicht westlich steht ein 9m7-Stern und östlich in ähnlicher Distanz ein sehr viel schwächerer Stern. Die Galaxie ist etwa rund-oval mit einem recht hellen Zentrum. Im Westen der Szenerie befinden sich 2 schöne helle Sternketten, die der Region Glanz verleihen.

*Dann zu den schwierigsten Objekten des Abends...*

NGC 7034 (Gx) (Peg) 13,8mag

Sehr schwach sichtbar. Der Nebel leuchtet mit indirektem Sehen bei 126x auf. Er wirkt recht klein, rund und zeigt sich von gleichmäßiger Helligkeit. Im Feld ist die extrem schwache NGC 7033 Momentweise zu erhaschen. Anhand einer Skizze konnte ich die etwas unsichere Beobachtung später bestätigen.

NGC 7033 (Gx) (Peg) 14,1mag

Extrem schwach. Während NGC 7034 (2' nördlich) noch halbwegs stetig aufblitzt, ist diese Galaxie nur in wenigen Momenten zu sehen, wenn man den optimalen Blickwinkel indirekten Sehens trifft. Die Erscheinung entspricht etwa der Nachbargalaxie.

NGC 7042 (Gx) (Peg) 12,0mag

Schwach aber deutlich erscheint diese Galaxie mit indirektem Sehen. Sie erscheint mittelklein und deutlich oval. 126x Ein 11m7-Stern steht etwa 2' nordöstlich und kann gut als Aufsuchhilfe dienen.

NGC 7043 (Gx) (Peg) 13,8mag

Etwa 6' nordöstlich von NGC 7042 befindet sich diese Galaxie, die wegen der viele schwachen Sterne in der Region sehr schwierig zu beobachten ist. Nur mit 126x und indirektem Sehen konnte ich sie erkennen. Sie ist deutlich kleiner und wesentlich schwächer als ihr Nachbar.

*Jetzt wurde es wirklich knapp mit der Zeit und ich musste die Route kurzerhand abkürzen, um noch 2 Objekte westlich von Epsilon

NGC 7132 (Gx) (Peg) 14,6mag

Zwei Sterne der 11. Größe befinden sich direkt neben der Galaxie und erleichtern das aufsuchen. Mit indirektem Sehen erscheint sie sehr schwach und klein. Dabei zeigte sich eine runde Form und ein helles Zentrum der Galaxie.

NGC 7193 (Oc) (Peg)

John Herschel: "A coarse straggling cl. Stars 9...10m"

2,5": NGC 7193 ist der einzige, der im RNGC als "non-existent" deklarierten Sternhaufen im Pegasus, der auf Anhieb auch mit 2,5" einen Haufeneindruck macht. Bei 84x und indirektem Sehen ist die längliche, etwas gewundene Form des Haufens deutlich, und die helleren Mitglieder sind aufgelöst.

8": Der Haufen ist bei 50x schön und deutlich zu erkennen. Es handelt sich um eine längliche Sterngruppe, wobei die hellsten Mitglieder knapp 11m überschreiten. Insgesamt habe ich bei 98x etwa 20 Sterne gezählt. Besonders markant ist eine kleine enge Dreiergruppe von Sternen.

Danach konnte ich noch einige frühe Perseiden bewundern. Leider war das Seeing nicht so gut, und der obligate Blick auf den strahlenden Roten Planenten brachte zumindest mit dem 8" nichts. So ging es dann bei erfrischenden 13°C der Morgendämmerung entgegen...

Clear Skies
Matthias


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