Beobachtungen in Kärnten Teil I vom 7.9.2001

Instrumente: 8" Meade SC LX10, 3" f/10 Zeiss Refraktor; Fujinon FMT-SX 10x70

Beobachter: Matthias Juchert, Serina Filler

Zeit: 20.30 Uhr - 22.00 Uhr

Ort: Beobachtungsstation Frankenberg/Kärnten auf 650m Höhe  

Bedingungen:

Nach 48-stündigem Nichtschlafens ergab sich für meinen Österreichaufenthalt die erste Gelegenheit, den Sternenhimmel genauer unter die Lupe zunehmen. Auch wenn die Hinfahrt sich mit, zu 100% bewölktem Himmel präsentierte, lachte hinter dem Alpenhauptkamm die Sonne, und erlaubte uns in der kurzem Nacht (der Mond ließ uns nur rund 1 Stunde ungestörte Deep-Sky-Bedingungen) einen halbwegs ausführlichen Blick auf den dunklen Himmel. Naja, eigentlich war es ja noch zu hell, dann ganz kurz mal gut und schließlich ziemlich diesig.

Beobachtung

Mars (13"; -0,7m)

Im 3" ist außer einem roten Scheibchen kaum etwas zu erkennen. Der 8" zeigt nur, daß das Seeing eher mäßig ist, und in diesem Instrument kaum mehr als ein rotes Wabern vom Planeten übrig läßt! Enttäuschend - die Mars-Zeit ist vorbei!

*Erstmals erkenne ich den "Teapot" in ganzer Pracht bis hinunter zum Stern Epsilon Sagitari. Auch der Blick auf das enge Sternpärchen Lambda/Ypsilon Scorpi verheißt gute Horizontsicht. Also ein Versuch, dicht über den Bäumen....*

M7(NGC6475)(Oc)(Sco)

Toll! wir sind begeistert, daß der noch geht! Zuerst gelingt die Sichtung in der hellen Dämmerung mit dem 3"! Er füllt mehr als die Hälfte des Gesichtsfeldes mit seinen zentralen Sternketten. Die Außenbereich sind durch, sich ins Umfeld verstreuende Sterne gekennzeichnet! Der Fujinon löst M7 ebenfalls wunderbar auf, und zeigt auch alle angesprochenen Strukturen. 

*Im gleichen Gesichtsfeld...*

M6(NGC6405)(Oc)(Sco)

Im Fujinon wirkt der Sternhaufen wie "eine halbe Semmel"! Er ist zum großen Teil aufgelöst. Eine Verbesserung des Eindrucks bringt hier der 3". Hier ist die Schmetterlingsform der hellsten 6-8 Sterne überdeutlich. Was mich überrascht ist der hohe Sternenreichtum dieses Haufens. Der Körper des Schmetterlings, ist von duzenden schwachen Sternen umgeben. Ein wundervoller Anblick, der M7 vor Neid erblassen läßt.

Um das First Light des Fujinon richtig zu feiern, hielten wir noch ein Schützenfest. Dabei zeigten sich M8 mit NGC6530(schön heller Nebel schon mit freiem Auge, der Sternhaufen mit Nebel war auch im 8" eine Wucht), M20 (heute fast gar nicht zu erkennen), M21 (im Fujinon halbwegs aufgelöst), M24 (wunderbar groß und sternenreich), M23 (nebelig), M25, M22 (am Rand schon körnig), M17 (mit prächtigem Kontrast) und  M16 (Nebelanteil mit unaufgelöstem Sternhaufen sichtbar).

*Da dann leichte Bewölkung den Himmel entklarte, verzogen wir uns in die südlichen Bereiche des Schützen.*

M55(NGC6809)(Gc)(Sgr)

Im 3" ist dieser sehr südliche Messier-Kugelsternhaufen nur als gleichmäßiger runder Nebelfleck wahrnehmbar. Deutlich ist aber zu erkennen, das wenig zum Zentrum hin konzentriert ist. Im 8" ist der Sternhaufen eine Hochgenuß. Das 40mm löst die Randbereiche an, das 18mm bringt jedoch die vollständige Auflösung, bis hinein ins Zentrum. Das erste Mal, das ich einen Kugelsternhaufen komplett aufgelöst sehe!

M11(NGC6705)(Oc)(Sct)

Im Fujinon ist ein sehr heller Nebel zu sehen. Der 3" Refraktor zeigt den hellen Zentralstern, um den herum sich ein dreieckiger Nebel erstreckt, der scheinbar spitz auf einen sehr weiten Doppelstern außerhalb des Haufens zuläuft. Der Nebel zeigt sich körnig, und ab und an scheint ein Sternchen indirekt hervorzustechen. Der 8" Spiegel macht aus ihm eine Offenbarung. Bis ins letzte Detail aufgelöst! Der helle Zentralstern geht unter, in dem Gewimmel von Sternen, die im 3" nur als Dreiecksnebel zu erkennen waren. Diese Form ist jetzt kaum mehr zu erkennen. Es werden wohl schon in diesem zentralen Bereich an die 100 Sterne sein, die sich auf engstem Raum aneinander reihen. Interessant ist, daß dieses Gewimmel nach allen Seiten von noch schwächeren Sternen umgeben ist. Der Anblick bleibt wohl dauerhaft im Gedächtnis.

M15(NGC7078)(Glx)(Cet)

Bei inzwischen mäßigen Bedingungen ist der helle Kugelsternhaufen immer noch gut im Sucher, sicher aber auch im Fujinon als heller Nebelpatzen zu erkennen. Der 3" zeigt das auffallend helle Zentrum - ein ganz anderer Anblick, als M55. Wegen der Bedingungen wird der Haufen im 8" nur am äußeren Rand aufgelöst. Allerdings bin ich doch beeindruckt, wie hell dieses Sternsystem hier erscheint. Interessant und auf jeden Fall lohnenswert für die nächste Beobachtung.  

*Bevor der Mond erscheint bauen wir ab - ich bin restlos begeistert!*

Fazit: Da ich davon ausgehe, das das Wetter hält, und diese schöne Nacht nur eine von vielen wunderbaren war, darf ich mich wohl noch auf viele schöne Beobachtungsnächte freuen. Öffnung ist bei Deep-Sky leider doch alles. Nichts desto trotz werde ich den Refraktor jetzt nicht vergrämt in die Ecke stellen, sondern dort weiter machen, wo ich letztens aufgehört hab - Deep-Sky mit kleinen Teleskopen. Obwohl - es war wirklich fantastisch! 

Clear Skies an alle fleißigen Beobachter!


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