Beobachtungsabend vom 19.9.2001

Instrumente: 2,5" f/13,3 Zeiss Refraktor

Zeit: 20.30 Uhr - 0.30 Uhr

Bedingungen:

Hohe Schleierwolken riefen bei mit noch besorgte Blick, in Bezug auf die Wettervorhersage hervor (Brandenburg: "..klare Nacht.."). Als es dann dämmerte, und der Himmel wolkenlos, in tiefem blau über mir prangte, gab es kein halten mehr. Und wirklich - die Durchsicht war heute wunderbar! Am Sternbild Ursa Minor testete ich nur kurz die Grenzgröße, die jenseits von 5m9 lag. Besonders bemerkenswert, war der geringe Horizontdunst, der den eigentlich schon verabschiedeten Schützen auf den Plan rief.... 

Beobachtung

*Zuerst einmal der Schütze - er verabschiedet sich nun wirklich bald vom Abendhimmel!*

M22(NGC6656)(Gc)(Sgr)

Als Einstimmung: Wirklich sehr großer Nebel, der bis in die zentralen Bereiche körnig wirkt. Deutliche Zentralkondensation!  (10mm)

NGC6656(Gc)(Sgr)

Mit Konzentration ist Blickweise ein kleines schwaches Glimmen zu erkennen. Wohl ziemlich entfernt oder auch konzentriert! (40mm)

NGC6629(Gc)(Sgr)

Noch etwas schwieriger. Erst die hohe Vergrößerung zeigt indirekt einen zarten Nebel, der sich nördlich von einem schwachen Stern 10. Größe befindet! (10mm)

M28(NGC6626)(Gc)(Sgr)

Wieder viel heller als die beiden vorhergehenden. Aber im Vergleich mit M22 immer noch schwach. Also eher mittelheller Haufen, der kaum Körnung zeigt, wohl aber ein helles Zentrum!  (25mm)

NGC6638(Pn)(Sgr)

Hohe Vergrößerung notwendig. Erscheint als, indirekt erkennbarer, verwaschener Stern, der ein gutes Stück südlich eines mittelhellen Sterns situiert ist. (10mm)

NGC6716(Oc)(Sgr)

Wenige (4-5) hellere Sterne, zusammen mit einigen schwächeren. Haufencharakter aber deutlich! (25mm)

Cr 394(Oc)(Sgr)

Ziemlich großer Sternhaufen. Er besteht allerdings nur aus verstreuten, schwächeren Sternen! (25mm)

*Nun zum Test, was der Unterschied von 46° n.B. auf 52°n.B. ausmacht....*

M8(NGC6523)(Neb)(Sgr)(Lagunennebel)

Hier von Brandenburg aus wesentlich schwächer. Vor allem der Stundenglasnebel ist nun nicht einmal halb so hell, wie dort! Aber auch die Lagune selbst lässt sich durch den schwächeren Kontrast kaum mehr erkennen. Da die Beobachtung dieses Objektes gegen 21.30 (Horizonthöhe 7 Grad) stattfand, kann man trotzdem zufrieden sein  (40mm)

NGC6530(Oc)(Sgr)

Der einzige Teil von M8, der mit dem Anblick in Österreich mithalten kann! Viele helle Sterne, wunderbar aufgelöst bei niedriger Vergrößerung! (25mm)

*Trotzdem ist es beeindruckend, zu sehen, das man an diesem klaren Abend, M8 beim untergehen wirklich bis fast zum Horizont verfolgen kann!*

M24(Milchstraße)(Sgr)(Delle Caustiche)

Wunderbarer Anblick, da die Wolke selbst mein 40mm Okular sprengt! Allerdings steht heute eher ein involvierter Sternhaufen im Vordergrund, nämlich... 

NGC6603(Oc)(Sgr)

Enorm schwierig! Erst einmal gar nichts zu erkennen. Erst im 10mm Okular meine ich, über einem helleren Stern den schwachen Schein des Haufens erkennen zu können. (10mm)

NGC6595(Oc)(Sgr)

Schwer erfassbarer Nebel, der von 3 oder 4 helleren Sternen durchsetzt scheint. Er steht einfach schon zu tief am Himmel. (25mm)

*Bevor ich mich aus dem Schützen zurückziehe, werden noch M16(Ser), M17 und M18 begutachtet, die aufgrund ihres höheren Standes auch wesentlich brillanter erscheinen.*

NGC6604(Oc)(Ser)

Hübsches Sterngrüppchen um einen helleren Stern. Das 10mm zeigt 10 -15 Sterne. Nett.

*Nun aber zur "E"-Wolke im Adler...* (beide 40mm)

B142(Dn)(Aql)

Der südlichere deutlichere Teil des Dunkelnebelkomplexes! Sozusagen der untere Strich des "E"! Wie ein Loch im Himmel! Beeindruckend.

B143(Dn)(Aql)

Die beiden nördlicheren Striche des "E" sind nicht so ausgeprägt, wohl aber immer noch deutlich, auch wenn die Trennung der beiden Dunkelnebel kaum zu erkennen ist!

NGC7000(Neb)(Cyg)(Nordamerikanebel)

Bei diesem Himmel ist es doch einen Versuch wert. Die markante Dunkelwolke nahe Deneb ist schnell gefunden, doch wo ist der riesige Emissionsnebel. Den finalen Hinweis liefert der Mini-Orion, der nahe Florida liegt - ein Sternanordung, die wirkt, wie das bekannte Sternbild im Miniformat! Der Stern, der Beteigeuze markiert, liegt genau in "Florida"! Ein Ruck am Teleskop, und plötzlich sind die Strukturen deutlich zu erkennen! Wie hab ich das nur immer übersehen können? Und ALLES OHNE FILTER! Die Dunkelwolke begrenzt diesen schwachen, aber riesigen Nebel von Mexico bis hinauf nach Neufundland! An der anderen Seite verliert sich der Nebel in den Unmassen von Milchstraßensternen! Insgesamt waren vor allem die Bereiche Mexiko + Golf, Texas und die Neu-England-Staaten zu erkennen, wo hingegen Floria ziemlich kontrastarm war! Ein tolles Erlebnis!

NGC7027(PK 84-3.1)(Pn)(Cyg)

Erstaunen! Extrem heller planetarischer Nebel. Im Gesichtsfeld nicht zu übersehen - indirekt ein strahlender Stern, direkt als matter unscharfer Stern erkennbar! (10mm) Bei noch höherer Vergrößerung erkennt man dann, das der blaue Stern nicht stellar ist! (4mm)

NGC6992(Neb)(Cyg)(Cirrusnebel - östlicher Bogen)

Wo NGC7000 erkennbar ist, dürfte auch dieser keine Probleme bereiten. Tut er dann auch nicht, und wirkt insgesamt deutlicher als der Nordamerikanebel. Wohl aber erstreckt er sich quer durchs ganze Gesichtsfeld. Wie immer ohne Filter, was aber besonders dem guten Himmel zu verdanken ist!

*Martin trifft mit seinem Pluto 4,5" ein. Wir machen mal einen Vergleich am berühmten M13!*

M13(NGC6205)(Gc)(Her)

Er steht schon lange nicht mehr in Idealposition, aber immer noch ausreichend hoch, um ihn einfach wieder zu finden!

3" Refraktor: Der Nebel ist bei kleinen Vergrößerungen sehr hell - im 10mm zeigt er die größte Körnung, aber es gelingt nicht, einen Stern aus der Körnung hinaus zu isolieren.

4,5" Spiegel: Bei kleinen Vergrößerungen bietet der Nebel einen ähnlich hellen Eindruck, wie im 3". Das 8mm Okular, das bei 500mm Brennweite 62,5x vergrößert lässt das Objekt merklich heller erscheinen, als das 10mm (80x) im Refraktor. Indirekt meinen wir beide, am äußeren Rand einige Sterne aufzulösen. 4" scheint also die Auflösungsgrenze bei diesem Haufen zu sein!

*Ein Abstecher in den Kepheus, der aber kurze Zeit später in den Wolken untergeht...*

M52(NGC6913)(Oc)(Cyg)

Einer der schönsten Sternhaufen für das kleine Teleskop! Aufgelöst im 25mm Okular mit besonders auffallendem, hellen Stern auf Haufenrand. Sehr lohnend!

NGC6811(Oc)(Cyg)

Zuerst ist gar nichts zu erkennen. Mit der Adaption erscheint eine Anhäufung, vieler schwächerer Sterne, die sich auf recht großer Fläche versammeln, und im 25mm indirekt aufgelöst scheinen. Bemerkenswert ist, das der Haufen unterbrochen wirkt!

NGC6866(Oc)(Cyg)

Schon im 40mm Okular, ist ein auffälliger Nebel zu erkennen! Er erscheint mir kleiner und kompakter als NGC6811, aber insgesamt heller. Eine vollständige Auflösung will nicht gelingen, wohl aber fällt eine Kette hellerer Sterne, die zum hellsten Haufenmitglied am Rand des Haufens hinläuft, auf. (25mm)

NGC6910(Oc)(Cyg)

Um zwei Sterne 7.Größe herum gruppieren sich mind. 10-15 Sterne herum. Interessante Sternanordnung.  

NGC6871(Oc)(Cyg)

Haufen ziemlich heller Sterne im reichen Milchstraßengebiet! Auffälligstes Merkmal ist ein zentraler Sternbogen, in den die hellsten Haufenmitglieder involviert sind! 

Biur 1(Oc)(Cyg)

Wenige, locker verteilte, mittelhelle Sterne, die sich kaum vom Sternenhintergrund abheben!

Biur 2(Oc)(Cyg)

Ganz ähnlich Biur 1, nur das der Haufen etwas größer erscheint, allerdings auch noch weniger konzentriert, als das Objekt 1 aus dem Biurikan-Katalog. Eventuell etwas sternreicher! 

Roslund 5(Oc)(Cyg)

Wohl sternreiche Zone, die weitgehend frei vom absorbierenden interstellaren Staub ist, und sich deshalb als Sternhaufen hervortut! Da die Roslund-Objekte allerdings nach spektroskopischen Untersuchungen identifiziert wurden, könnte es sich aber auch um einen lockeren, näheren Sternhaufen handeln, dessen Mitglieder sich sozusagen zur Milchstraße hinzuaddieren! Auf jeden Fall schon fast unüberschaubar im 40mm Okular. Eindeutige Feldstecher-Empfehlung. 

Folgende Objekte wurden nicht gefunden: NGC6803, NGC6804, NGC188 und NGC6568

Fazit: Dann beendete das zweite nicht enden wollende Wolkenband den Abend. Ursprünglich war ja der Kepheus für den Abend veranschlagt, aber es war wohl doch sinnvoller, noch einmal den Schützen, und den gerade noch im Zenit stehenden Schwan zu untersuchen! Die beiden schwachen Objekte, die der Refraktor erlegen konnte, sprechen sowohl für die Qualität der Optik im Bereich Deep-Sky, als auch für die klare, dunkele Nacht. Wer wünscht sich, nach der langen Schlechtwetterphase, nicht, einen solchen Abend nahe dem Neumondtermin? 

Clear Skies an alle fleißigen Beobachter!


Deep-Sky und Planetenbeobachtung mit kleinen Teleskopen: www.Serifone.de