Beobachtung vom 19.5.2001

Instrumente: 2,5" Refraktor, Feldstecher 8-24x50

Zeit: 23.00h bis 2.30h

Bedingungen: Am Anfang gar nicht so berauschend. Seeing war recht gut (2-3) die Durchsicht gut, später 1+++ und die Aufhellung - na ja - bedingt durch viele Straßenlampen und die beginnende Mitternachtsdämmerung eventuell 3, vor der Morgendämmerung dann aber trotz guter Beleuchtung sehr kontrastreiche Milchstrasse also 1-!  

*vor allem will ich heute noch einige unsichere Kandidaten bezwingen, die bald unter dem Horizont verschwinden. Zuerst die Seeingtester.*

Pi Boötis - beide Sterne bläulich - Distanz 5,5" - nice - im 25er Okular

Xi Boötis - Deutlich! Schwächerer Begleiter - beide weißlich oder gelb - Distanz 6,5" - im 25mm Okular getrennt

Algorab (Delta Corvi) - Sehr großer Helligkeitsunterschied einzige Schwierigkeit - Distanz über 20" - im 25mm Okular dann so weit getrennt, das der Begleiter nicht mehr überstrahlt wird - der hellere ist weiß, der dunklere scheint bläulich zu sein

M104 (NGC4594) (Sombrero-Galaxie) (Glx) - der hellste Teil des Nebels erscheint mir eher rund als oval - viele nahe Sterne stören sehr  

NGC4697 (Glx) - Indirekt gut erkennbar - klein mit hellerem sternförmigen Kern - recht leicht

M83 (NGC5236) und M68 (NGC4590) - können leider nicht von meiner Liste gestrichen werden - partout nicht zu erkennen, obwohl ich die Positionen einwandfrei und ohne Zweifel im Okular hatte. Das ist nicht schlecht, weil M83 nur 1° über dem Nachbarhaus stand. Beide haben einfach keine genügende Flächenhelligkeit!

Der Virgohaufen mit der Galaxie M98

*Dann folgt eine kleine Tour durch den Virgohaufen - brauche den Atlas gar nicht mehr - ich will endlich M98 dingfest machen! Ich erspare mir mal die wiederholte Erklärung einiger Objekte - sie sind meist schwach nur indirekt zu erkennen*

Ich gehe immer von Vindemiatrix aus: Dann zuerst vorbei an M60 (NGC4649) (Glx) die recht hell ist über die deutlich schwächere M59 (NGC4621) (Glx) zu M58 (NGC4579) (Glx), die heute überraschend hell und gut zu erkennen war. Ich lasse heut mal die äußeren Regionen außen vor, und schwenke westlich, direkt zu M87 (NGC4486) (Virgo A) (Glx). Das Herz des Virgohaufens ist wie immer gut zu erkennen - eine sehr helle elliptische Galaxie, die vielleicht sogar das Herz unseres Galaxiensuperhaufens ist. Weiter westlich liegt ein sternarmes Gebiet, in dem das Pärchen M86 (NGC4406) (Glx) und M84 (NGC4374) (Glx) gut zu erkennen ist. Es ist gesäumt von vielen  Nachbargalaxien, die ich aber schon das letzt Mal beobachtet habe, also weiter nach Westen. In einem Gebiet mit vielen helleren Sternen liegt. M99 (NGC4254) (Glx) war indirekt gut als rundlicher Nebelfleck auszumachen. Und dann hab ich sie doch noch aufgefunden.

M98 (NGC4192) (Glx) - Vielleicht neben M91 das schwierigste, was der Virgohaufen an Messier-Objekten zu bieten hat! Ganz schwach und selbstverständlich nur indirekt ist ein nicht mal so winziges Nebelchen zu erkennen. Ist erscheint länglich, und ist völlig gleichmäßig - hat also keine zentrale Aufhellung. Sehr schwierig! Für diese Galaxie wurde die Bezeichnung "faint" erfunden!

Zubenelengubi (Alpha Librae) - Fast schon langweiliger DS. 2 Größenklassen beträgt der Helligkeitsunterschied. Höchstens für's Opernglas herausfordernd.

Der Kleinplanet Pallas

Pallas - Das zweitentdeckte Objekt des Asteroidengürtels passierte heute, nahe seiner Opposition den Stern 57 Herculi in geringem Abstand. Er war um 0.28 Uhr gut im 25 mm Okular zu erkennen, war zu diesem Zeitpunkt jedoch schon am Stern vorbeigezogen. Er erscheint punktförmig als Stern 9. Größe was natürlich wenig beeindruckend ist. Immerhin ganz nett.

NGC6210 (Pln) - recht hell und gut zu erkennen bei geringer Vergrößerung - verrät sich durch sein "blinken" bei abwechselndem fixieren und wegschauen. Bei hoher Vergrößerung verwandelt er sich in einen verwischten winzigen Klecks. Nicht mehr und nicht weniger.

IC4665 (Oc) - sehr hell und einfach aufgelöst - eigentlich schon im Feldstecher aufgelöst, aber weil es so schön ist....

Bernards Pfeilstern - sehr schwach und wenig beeindruckend - höchstens, wenn man sich überlegt, das es ja der nächste, von Europa sichtbare Stern ist (mit knapp 6 Lj), was man ihm aber in keiner Situation ansieht. Enttäuschend.

NGC6633 (Oc) - Immer wieder wunderschön - auch beim x-ten einstellen. Nördlich eines helleren Sterns, und sehr hell mit vielen Sternen, die sich in Ost-West-Richtung leicht dreiecksförmig ausdehnen.

NGC6572 (Pln) - Erscheint als heller Stern, den ich vergrößern kann wie ich will. Er bleibt punktförmig!

M11 (NGC6705) (Oc) - Fantastisch hell! Ein heller Stern an der Spitze des recht dreieckigen Nebels, der fast wie ein Komet aussieht, und sich auf 2 nahe bei einander stehende, dem Nebel am Süd-Ost-Ende vorgelagerte Sterne zu bewegen scheint. Beeindruckend!

M26 (NGC6694) (Oc) - Einige Sterne vor nebeligem Hintergrund - hebt sich kaum von der Milchstrasse ab

NGC6712 (Gc) - Gut erkennbar - Am besten indirekt als kleinerer Nebelfleck.

M4 (NGC6121) (Gc) - Sehr groß und hell, trotz niedriger Deklination! Macht mir Mut, und Lust auf mehr! Sieht sehr grobkörnig aus!

Graffias (Beta Scorpi) - einfach getrennt im 25mm Okular - Erscheinungbild ähnlich dem Doppelstern Mizar im Großen Bären.

Rho Ophiuchi - Als Vierfachstern erkannt. Zwei Komponenten stehen sehr weit entfernt vom Hauptstern (Feldstechertauglich!). Die Komponente die dicht steht ist nicht leicht. Bei 70x erscheint der Stern deutlich länglich, bei 175x kann man schon 2 getrennte Sterne erkennen, wobei der etwas schwächere im Nordwesten steht!

M80 (NGC6093) (Gc) - Deutlich als Kugelsternhaufen zu erkennen, da Außenbezirke leicht körnig. Recht klein, aber dabei sehr hell im Zentrum!

M19 (NGC6273) (Gc) - Endlich sehr deutlich erkannt. Recht hell und außen recht körnig. Und das trotz 26° Deklination. Was ist noch möglich!?

M62 (NGC6266) (Gc) - Super!!! Ein halbes Grad über dem Nachbarhaus, und das bei über -30° Deklination, was vom Berliner Umland denkbar tief über dem Horizont bedeutet!!! Bin begeistert! Ähnlich M19! Recht groß und hell - kann sogar Körnung erahnen!

Mars - Der ist schon sehr viel größer geworden. Schon bei 70x erkenne ich deutliche Dunkelstrukturen auf der Nordhalbkugel. Die große Syrte befindet sich heute nicht im Blickfeld. Daher fallen die Strukturen nicht all zu sehr auf! Die rötliche Färbung fällt schon mit bloßem Auge auf. Außerdem ist auffällig, das Mars seine Oppositionsschleife angetreten hat - er hat sich in den letzten Wochen kaum von den hellen Nebeln des Schützen wegbewegt, und wird bis Ende Juli sogar bis zum Hauptstern des Skorpions, Antares, zurücklaufen.

M20 (NGC6514)(Trifidnebel) (Neb) - Ebenfalls sehr begeisternd. Kann den Nebel direkt sehen - der sich über 2 eingelagerte Sterne erstreckt! Äußerst hübsch. Was muß das für eine Durchsicht sein! Der Nebel scheint beim helleren eingebetteten Stern deutlich heller zu sein! Dreiteilung oder ähnliches natürlich nicht zu erkennen, aber was will man mehr!

M21 (NGC6531) (Oc) Heller Stern im Zentrum. Von ihm weg führen einige Sternketten. Nicht sonderlich beeindruckend! Nahe M20!

M8 (NGC6523) (Lagunennebel) (Neb) - Sehr hell - sehe ich dicht bei Mars sogar noch mit bloßem Auge!!! Der lockere Sternhaufen NGC6530 (Oc) mit einigen wenigen Sternen fällt auf! Westlich von ihm erkenne ich zwei 2 übereinanderstehende Sterne. Zwischen diesen beiden Objekten erkennt man ganz deutlich die "Lagune". Diese teilt 2 Gasblasen, wobei die westlichere wesentlich heller ist als die um NGC6530!

M18 (NGC6613) (Oc) - großer als M21, aber er ereicht nicht die Größe von M23 - etwa rund mit einigen hellen Sternen

M17 (NGC6618) (Omeganebel) (Neb) - heute sowohl im Feldstecher als auch im Teleskop auffällig. Allerdings nicht mehr so stark, weil er im Angesicht der anderen Nebel schnell zu einem von vielen wird. Länglich Form, die sich von Süd-Ost nach Nord-West orientiert. Hübsch.

M16 (NGC6611) (Adlernebel) (Neb+Oc) - Wahnsinn! Der Nebel ist sowohl im Feldstecher als auch im Teleskop sehr deutlich zu erkennen. Seine hellsten Teile liegen nördlich des eingebetteten Sternhaufens. Sehr gute Sichtbedingungen. Der Nebel wird aber mit Anbruch der Dämmerung sofort unsichtbar.

M25 (IC4725) (Oc) - groß und locker mit einigen sehr hellen Sternen - schon im Feldstecher aufgelöst

M24 (Milchstraßenwolke) (Delle Caustiche) - deutlich mit bloßem Auge - fast so auffällig wie die Schildwolke

M23 (NGC6494) (Oc)  - schwache Sterne die im 40mm einen recht großen Nebel bilden

M28 (NGC6626) (Gc) - Kleiner KstH. mit hellem Zentrum. Gut erkennbar trotz geringer Höhe!

M22 (NGC6656) (Gc) - sehr hell trotz sehr niedrigem Stand. Am Rand körnig. Das Zentrum gehört zu den massivsten, die ich je gesehen hab. Der helle Bereich erstreckt sich bis weit in die Randzonen! 

*Ein Schwenk noch gen Osthimmel*

Algedi (Alpha Capricorni) - einfach getrennt schon im Feldstecher - für's bloße Auge noch zu tiefstehend

Dabih (Beta Capricorni) - noch tiefstehender - Operglas bis Feldstecher - Helligkeitsunterschied deutlich

M15 (NGC7078) (Gc) - deutlich - klein aber trotzdem körnig in den Randbereichen - ähnelt M80

M2 (NGC7089) (Gc) - tiefstehend - Seltsam. Sehr hell und größer, aber sehr kompakt bis in die Außenbereiche. Viel massiver als M22 - Schon im Fernglas sehr hell 

Fazit: Was für ein fantastischer Himmel. Bin immer noch begeistert von M8, M16 und M20, die sonst schnell unter Dunst und Aufhellung leiden. Am besten fand ich aber, das ich M62 Dingfest gemacht hab. Dieses Objekt war schon fest für Italien eingeplant. Da kann ich mir ja bei M54 unter ähnlichen Bedingungen vom Balkon auch noch Hoffnungen machen! Liegt ja auch etwa bei -30°! Sorry, wenn heut alles nicht ganz so ausführlich war, aber es war ein Kampf gegen die Dämmerung!

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