Großglockner-Hochalpenstraße: Nacht vom 17/18.9.2004

Instrumentarium: 16" f/4,5 Dobson, 15" f/5 Dobson, 10" f/5 GSO Dobson, 8" f/6 Meade Starfinder Newton, 8" f/4 Vixen Newton
                                 
Beobachtungsort:
Edelweißspitze/Österreich  - 2571m Meereshöhe

Beobachter:  Uwe Glahn, Matthias Juchert, Bernd Lechte, Mischel Nöttgen, Martin Schoenball und andere....

Bedingungen: Die Edelweißspitze ist sicherlich eine der besten Beobachtungsstandorte in Europa. Obwohl man von unzähligen Dreitausendern eingerahmt ist, hat man aufgrund der großen Höhe fast einen kompletten Rundblick. Die freisichtige Grenzgröße betrug in dieser Nacht 7m2. Die Durchsicht und Transparenz waren exzellent! Mit bloßem Auge waren im Süden Sterne bis -41° Deklination erkennbar - erst dann verdeckten Berge die Sicht! Die Milchstraße ...  ein Gedicht! Auch das Seeing (1++) gehörte zu dem besten, was man sich von einem, an sich für Luftturbulenzen recht anfälligen, Platz wie dem Hochgebirge wünschen kann. Dazu war die Nacht fast windstill, und die Temperaturen fielen nie in den negativen Bereich (+1°C um) - auch das dürfte nicht der Regelfall sein. Alles in allem haben wir wohl eine rundum perfekte Nacht abgepasst!


Beobachtung:

Zeit: 19.00 Uhr - 05.00 Uhr MESZ

Vorgeschichte:

Eine Tour zur Großglockner-Hochalpenstraße hatte ich schon seit über 2 Jahren geplant. Astrokollege Walter Koprolin aus Wien, der bereits mehrfach an der Hochalpenstraße beobachtete, hatte mir dankenswerter Weise noch einige Anregungen und Tipps mit auf den Weg gegeben. So machte sich das 5-kopfige Team am 16.9 auf den Weg in die Alpen. Das Wetter war zunächst schlecht, und am Hochtor (dem höchsten Punkt der Hochalpenstraße auf 2503m) schneite es sogar. Abends bezogen wir unser Quartier im Wallackhaus auf der Kärntner Seite. Nach einem guten Abendessen, riskierten wir einen Blick nach draußen, und könnten tatsächlich einige Sterne erblicken. Für kurze Zeit klarte es sogar auf, und wir bekamen einen Vorgeschmack von dem, was uns in den nächsten Tagen erwartete - ein prächtiger Sternenhimmel mit unglaublich klar und hell funkelnden Sternen. Für den Aufbau der Teleskope reichte es jedoch nicht, und so hatten wir noch einmal die Gelegenheit, Kräfte zu sammeln. Für die nächsten Tage war schließlich stabiles Hochdruckwetter angekündigt. 

Der 17.9 begann südlich des Alpenhauptkamms, wie der letzte endete - trüb und kühl. Glücklicherweise machten wir einen kleinen Ausflug zur Edelweißspitze, und schon nach dem Hochtortunnel standen wir unter einem blauen Himmel! Ein beeindruckender "Wolkenwasserfall" ergoss sich von Süden über den Alpenhauptkamm, und löste sich dann auf.



Der "Wolkenwasserfall" von der Edelweißspitze aus gesehen - davor die Hochalpenstraße

Schnell stand der Entschluss, die kommende Nacht auf der Edelweißspitze zu verbringen. Nach einem stärkenden Abendessen, machten wir uns in der Dämmerung auf den Weg, und bezogen Stellung auf dem Parkplatz der Edelweißspitze. Einige andere Astronomen waren ebenfalls vor Ort, und so war auch für geselliges Treiben gesorgt. Nicht unterschätzen sollte man jedoch die beachtliche Höhe, die man auf der Edelweißspitze erreicht - 2571m ü.d.M.! Zumindest ich selbst hatte zu Beginn arge Probleme mit der dünnen Luft, was sich erst nach 1-2 Stunden Akklimatisierung gab. Doch bevor es wirklich dunkel war, konnten wir noch einige fantastische Erscheinungen in der Dämmerung beobachten.

Impressionen vom Abend:

Der Erdschatten steigt mit prächtigen Farben am Osthorizont auf

Blick über den Zeller See bis hin zum Steinernen Meer und in die Deutschen Alpen

Monduntergang über dem Großglockner

*Dann könnte die Nacht beginnen - und wir hatten eine wirklich fantastische abgepasst! Zunächst warf ich einen Blick durch Uwe's 16" Dobson, und erblickte den ersten Palomar-Haufen der Nacht. *

IC 1276 (Pal 7) (Gc) (Ser) 10,3mag

16": Pal 7 hinterlässt bei 270x zwar einen recht schwachen Eindruck, ist aber dennoch deutlich zu erkennen. Direkt westlich des Kerns sind im Halo 2 Sterne erkennbar. Mit indirekter Sicht beginnt bei diesen eine sehr schwache Sternkette, die sich gen Osten, direkt durchs Zentrum hindurch, fortsetzt.

* Ich ließ es mir nicht nehmen, zwei alte Bekannte im Übergangsbereich von Schütze und Südlicher Krone zu begrüßen - den Kugelsternhaufen NGC 6723 und den Nebelkomplex NGC 6726/-7, die beide im 8" als recht deutliche Nebel erkennbar waren.*

Deep-Sky im Schützen

Dann war die Zeit des Schützen gekommen, der hier so unglaublich hoch über den Bergen hing. Während Martin die Gunst der Stunde nutzte um einige, noch ausstehende Kugelsternhaufen aus dem Messier-Katalog zu beobachten, und sich andere einfach am fantastischen Anblick von M8, M 17 und M 20 erfreuten, stellte Uwe einen Palomar nach dem anderen ein. Ich ließ es mir nicht nehmen, jeden Haufen in aller Ruhe zu betrachten, und mit einer kleinen Skizze in meinem Beobachtungsbuch zu verewigen. 

NGC 6717 (Pal 9) (Gc) (Sgr) 8,4mag

IC 4802 (Ast) (Sgr) 

16"
: Ein ungewöhnlicher Kugelsternhaufen, der sich aus mehreren Komponenten zusammenfügt. Dominierend ist das Zentralgebiet des Haufens, welches bei 270x fast einer kleinen Sanduhr ähnelt, sich bei 515x jedoch deutlich in Einzelsterne auflöst. Das Zentralgebiet ist eingebettet in einen sehr unscheinbaren Nebel, unaufgelöster Sterne. Im Halo sind zudem weitere, aufgelöste Mitglieder zu finden - darunter westlich des Kerns ein auffallend heller Stern. Östlich des Kerns kann der Kugelsternhaufen sogar auf ein eingebettetes IC-Objekt verweisen! Das von Bigourdan aufgefundene Sternklümpchen IC 4802 erscheint bei 270x als auffällige, längliche Verdichtung. Mit 515x sind 6-7 Sterne aufgelöst. Es handelt sich nicht um ein separates Objekt, sondern um einen Teil von NGC 6717. 

Zeichnung am 16" Dobson bei 270x und 515x - Matthias Juchert

Pal 8 (Gc) (Sgr) 10,9mag

8": Endlich deutlich sichtbar! Bei 98x zeigt sich ein relativ schwacher, aber doch phasenweise direkt sichtbarer, rundlicher Nebel. Das Zentrum ist merklich aufgehellt. Insgesamt einer der einfacheren Palomar-Kugelsternhaufen, wenn die geographische Breite und die Bedingungen passen.

16"
: Bei 270x zeigt sich Pal 8 einfach, als recht heller, direkt sichtbarer Nebel. Bei genauerer Betrachtung erscheint die gesamte Oberfläche klumpig gemottelt. Eine aufgelöste Kette der hellsten Sternen zieht sich von Nord nach Süd durch den Haufen. Das Gros der Sterne verbleibt jedoch nebelhaft unaufgelöst.

* Danach ging es zurück an den 8", um endlich mein Programm in Angriff zu nehmen. Und das führte mich vorwiegend in südliche Deklinationen.*

M 55 (NGC 6809) (Gc) (Sgr) 7,0mag

8": Wunderbar! Bei 126x bereits vollständig über die gesamte Fläche des Haufens aufgelöst. Dabei fällen etwa 20 Sterne auf, die deutlich heller als das Gros der Mitglieder sind, und ein gleichmäßiges Netz vor dem Hintergrund schwächerer Sterne bilden. Richtung Süd bis Süd-Ost ist die im Karkoschka beschriebene Dunkelbucht auffällig. Sie erscheint wie ein halbkreisähnlicher Dunkelnebel, der die hinter ihm befindlichen Sterne abschwächt.

NGC 6841 (Gx) (Sgr) 12,7mag

8": Tief am Horizont zeigt sich hier auch mit indirektem Sehen nur ein recht kleiner, schwacher Nebel mit weitgehend undefinierter Form - wahrscheinlich rundlich bis leicht oval. Die direkte Umgebung des Nebels ist arm an markanten Feldsternen, was die Aufsuche etwas erschwert.

ESO 460-30 (=NGC 6816?) (Gx) (Sgr) 12,7mag

8": Der kleine, rund-ovale Nebel ist bei 126x und indirekter Sicht deutlich auszumachen. Er zeigt zudem ein auffallend helles Zentrum. Ein 11m-Stern, der auch Bestandteil eines markanten Sterntrapezes ist, befindet sich nur 1' südwestlich. John Herschels Bewertung dieses Nebels als "eF" ist zunächst schwer nachvollziehbar. Wahrscheinlich beobachtete er (wie man beim NGC/IC-Projekt nachlesen kann) die Galaxie ESO 460-29. Meine Beschreibung bezieht sich jedoch auf ESO 460-30, die in meinen Karten noch als NGC 6816 bezeichnet war.

* Peter Wickelmaier war mit seinem tollen 20" f/4,6 auch zugegen, und Uwe hatte ein echtes Highlight eingestellt - Abell 70!*

PK 38-25.1 (= Abell 70) (Pn) (Aql) 14,7mag

20": Wer mit der Bezeichnung Abell 70 zunächst nichts anfangen kann, weiß nach dem Blick ins Okular sofort, welcher bekannte Nebel das ist! Bei 334x sieht man einen großen, schwachen Nebelring, wobei die Ringform erst nach einiger Beobachtung wirklich deutlich hervortritt. Der Anblick ohne Filter wird durch die kleine Hintergrundgalaxie im Nordteil des Rings dominiert. Sie ist so hell, das sie den Pn fast überstrahlt, und folgt dem Außenrand des Nebels fast exakt! Sie ist in OSO-WNW-Richtung elongiert, und zeigt einen spindelförmigen Körper mit einem ziemlich hellen, rundlichen Zentralgebiet.

Zeichnung nach kurzer Beobachtung am 20" Dobson bei 334x ohne Filter - Matthias Juchert

Faint Fuzzies in Capricornus und Microscopium

Diesen Teil des Berichts lasse ich mal ohne weitere Erklärungen. Nur soviel - im Augenwinkel meine ich einige bemitleidende Blicke gespürt zu haben, als ich verkündet hatte, nun mit dem 8" 14m-Galaxien im Microscopium beobachten zu wollen... :-)

NGC 6999 (Gx) (Mic) 14,0mag

8": Bildet zusammen mit NGC 6998 5' westlich ein schwaches Paar, entfernter Galaxien. Beide Objekte sind etwa gleich schwach, jedoch ist NGC 6999, aufgrund ihrer Nähe zu einem 10m-Stern 2' südlich, etwas schwieriger zu erkennen. Das hellere Zentrum ist bei 126x angedeutet.

NGC 6998 (Gx) (Mic) 14,2mag

8": Bildet zusammen mit NGC 6999 5' östlich ein schwaches Paar, entfernter Galaxien. NGC 6998, ist einen Tick leichter erkennbar als die Nachbargalaxie. Sie zeigt einen rund-ovalen Halo mit angedeuteter, zentraler Aufhellung. 126x

NGC 6993 (Gx) (Cap) 13,1mag

8": Eine sehr schwache Galaxie im südlichen Steinbock, die mit indirekter Sicht bei 126x nur aufblinkt. Die Sichtung lässt sich dank der markanten Lage zwischen einem 12m und einem 13m-Stern recht verifizieren. Die Bestimmung der Form ist bei der Schwäche des Objekts schwierig - mehr als einen länglichen Schimmer kann man kaum erhaschen.

NGC 7018 (Gx) (Cap) 13,5mag

8": NGC 7018 ist das hellste Mitglied im Galaxienhaufen Abell 3744. Die Galaxie ist bei 126x indirekt relativ leicht zu erkennen, und erscheint recht klein. Der Halo ist dabei recht stark elongiert im PW 90°. Ein 13m-Stern befindet sich 1' nördlich des Halos.

NGC 7017 (Gx) (Cap) 14,4mag

8": Bei 98x bilden NGC 7016 und NGC 7017 ein enges Paar, sehr schwacher Galaxien. Auf etwa 2/3 der Verbindungslinie zwischen dem 8m-Stern SAO 190019 und NGC 7018 erscheint zunächst nur ein undefinierbarer Nebel, der sich mit indirekter Sicht momentweite in 2 ähnliche, kleine Komponenten trennen lässt. Eventuell ist die westliche Komponente (NGC 7016) unwesentlich heller. 

NGC 7016 (Gx) (Cap) 13,7mag

8": Bei 98x bilden NGC 7016 und NGC 7017 ein enges Paar, sehr schwacher Galaxien. Auf etwa 2/3 der Verbindungslinie zwischen dem 8m-Stern SAO 190019 und NGC 7018 erscheint zunächst nur ein undefinierbarer Nebel, der sich mit indirekter Sicht momentweite in 2 ähnliche, kleine Komponenten trennen lässt. NGC 7016 scheint dabei phasenweise einen Tick heller zu sein. 

*Dann war wieder Kugelsternhaufen-Zeit an Uwe's 16" Dobson. Neben Pal 12, wurde noch Pal 11 angepeilt. Zu beiden finden sich bereits Sichtungen mit 8" in meinen Beobachtungsnotizen. Danach knüpfte ich mir einen besonderen Kandidaten vor, der mir von Deutschland aus weit mehr Kopfzerbrechen bereitete als die beiden Palomar-Haufen.

Pal 11 (Gc) (Aql) 11,9mag

16": Bei 270x ergibt sich auf den ersten Blick nur ein schwacher Eindruck des Haufens. Er erscheint als rundlicher, leicht zentral kondensierter Nebel, der insgesamt unaufgelöst erscheint. Zwei schwache Sterne befinden sich südwestlich des Kerns im Halo - einer davon sehr dicht am Zentrum. Zwei etwas hellere Sterne finden sich östlich und nordöstlich, schon außerhalb des Halos. Nördlich findet sich eine hübsch kontrastierende Anordnung aus dem 8m6-Stern SAO 143755 und einem hellen, weiten Doppelstern.

NGC 7492 (Gc) (Aqr) 11,2mag

8": Endlich sicher gesehen! Beim ersten hereinschwenken mit 50x zeigt sich zunächst nichts auffälliges. Erst nach einer Weile kommt der schwache, rundliche Nebel zur Geltung. Bei 98x ist er immer noch schwach, aber indirekt dauerhaft zu halten. Das Zentrum ist dabei nur schwach aufgehellt. Markant ist die Lage zwischen zwei 12m-Sternen. Ungewöhnlich schwach, für einen von Mitteleuropa entdeckten NGC-Kugelsternhaufen!

*Die nächste Beobachtung führte direkt ins Herz von M 15....*

PK 65-27.1 (= Pease 1) (Pn) (Peg) 15,1mag

16": Dieses kleine, im Jahre 1928 von Pease als planetarischer Nebel erkannte, Objekt hat es in sich. Nachdem Uwe den Nebel identifiziert hatte, macht ich mich völlig ohne Karte auf die Suche - allein mit Uwe als Navigator. ;-) Es vergingen etliche Minuten bis die Orientierung passte. Dicht beim Kern des Kugelsternhaufens waren bald 2 Sternverdichtungen erkennbar, die nördlich bzw. nordöstlich von diesem zu finden sind. Dem nördlichen Knoten widmete ich nun all mein Interesse. Ohne Filter ist nichts auffälliges erkennbar. Mit OIII bei 515x war es dann recht finster im Okular - keine Sterne mehr! Immerhin war der Sternknoten noch auszumachen, und indirekt blitzte dann tatsächlich ein einziges Sternchen direkt nördlich des Knotens auf - das Objekt der Begierde! 

Überraschung im südlichen Fisch

Der Anblick des Himmels hatte sich gegen Mitternacht verändert. Cassiopeia dominierte den Zenit, und zeigte hier so helle Milchstraßenwolken, wie man sie unter "normalen" Bedingungen vielleicht aus dem Schwan gewöhnt ist. Alle Beobachter saßen immer noch gebannt an ihren Teleskopen. Überall konnte man überraschendes im Gesichtsfeld entdecken - viel zu viele Eindrücke, um sie hier wiederzugeben. Fomalhaut und der südliche Fisch standen hoch über dem Horizont. Mit Gamma und Lambda Gruis waren sogar die beiden nördlichsten Sterne des Kranichs erkennbar. Grund genug, der Region einen Besuch abzustatten.

NGC 7225 (Gx) (PsA) 12,3mag

8"
: Bereits bei 50x deutlich zu erkennen - bei 126x sogar recht hell. Die Galaxie zeigt sich als 3:1 in NW-SO-Richtung elongierte Spindel mit etwas hellerem Zentrum. Ihre Lage zwischen zwei 11m-Sternen macht sie zu einer leichten Beute. Netter Eindruck auf dem DSS!

NGC 7214 (Gx) (PsA) 12,5mag
MCG-05-52-035 (= ESO 467-13) (Gx) (PsA) 15,3b.mag

8": NGC 7214 war sicherlich die Überraschung im Südlichen Fisch. Auf meiner Karte war nur ein Einzelobjekt eingezeichnet. Ein längerer Beobachtung bei 126x erschien mir das Objekt eindeutig, recht groß und recht hell, aber auch unregelmäßig - als wenn man zwei Nebel zu einem "T" zusammensetzt. Martin schaute auch ins Okular und blieb skeptisch,  aber er entdeckte dafür noch einen schwachen 14m-Stern südlich des Gebildes, den ich zunächst übersehen hatte. Mir blieb nichts weiter, als meine Beobachtung in einer Zeichnung festzuhalten. Einige Tage später löste ein DSS-Bild das Rätsel. NGC 7214 ist die hellste Komponente der Hickson-Gruppe 91. Die Hauptgalaxie ist eine hübsch geschwungene Balkenspirale, die im Okular zusammen mit der kleinen ESO 467-13 zu dem "T"-förmigen Gebilde verschwamm. 

Zeichnung am 8" Newton bei 126x - Matthias Juchert

 

NGC 7208 (Gx) (PsA) 12,8mag

8"
: Diese Galaxie bleibt auch bei 126x nur ein ziemlich schwacher, kleiner Nebel mit rundlicher Gesamterscheinung. Das Zentrum ist merklich und beinahe punktförmig aufgehellt. Die vielen, nett aufgereihten 11m- und 12m-Sterne erleichtern die Aufsuche.

NGC 7229 (Gx) (PsA) 12,5mag

8"
: NGC 7229 macht insgesamt nur einen schwachen Eindruck. Eine mittlere Vergrößerung um 98x schien am günstigsten. Dann erkennt man mit indirektem Sehen eine blasse, leicht längliche Nebelwolke, die Richtung Norden etwas breiter und auch merklich heller wird.

*Dann unterbrach ich meine Südhimmel-Tour, und bestaunte in Mischel's 15" Dobson den Katzenaugennebel und vor allem den hellsten Teil seines äußeren Halos IC 4677!*

IC 4677 (Part of Pn) (Dra)

15"
: Bei 129x und 257x zunächst nur indirekt eine schwache Wolke zwischen dem 9m8-Stern BD+66 1065 und NGC 6543. Beide Objekte wirken sich störend auf den Gesamteindruck aus. Nach und nach kommt der Nebelknoten jedoch voll zur Geltung, und zeigt sogar eine flockige Struktur mit 2-3 Verdickungen. Die visuelle Gesamtelongation erscheint im Verhältnis von 2,5:1. 

Schlussetappe in Sculptor und Fornax

Kurz vor der Schlussrunde gönnte ich mir noch eine halbe Stunde Pause - so einen Sternenhimmel muss man einfach auch mal so genießen. Die klimatischen Bedingungen waren wirklich sehr günstig - trotz stundenlanger Beobachtung wurde es nicht so richtig kalt. Uwe stand immer noch im Pullover am Dobson! Und Martin's Erfolg mit Abell 194, in dem er mit seinem 10"er ganze 34 Galaxien aufsammelte, motivierte. Auf Richtung Sculptor und Fornax! 

NGC 289 (Gx) (Scl) 10,9mag

8"
: Eine recht helle, große Galaxie ist bereits bei 50x im Gesichtsfeld erkennbar. Der Halo erscheint 2,5:1 elongiert, und besitzt einen kleinen, aber stark verdichteten Kern. Was mir auf La Palma mit dem 2,5"-Refraktor nicht gelang, ist hier problemlos möglich - an der Nord- und Südseite sind bereits die Ansätze der Spiralarme erkennbar!

NGC 254 (Gx) (Scl) 11,7mag

8"
: NGC 254 erscheint bei 126x insgesamt kaum schwächer als die Nachbargalaxie NGC 289, allerdings nicht so ausgedehnt. Hervorstechend ist der besonders helle, kleine Kern, während sich der ovale Halo eher schwach abzeichnet. Der sehr störende, orange-rötliche 7m-Stern SAO 192746 befindet sich 5' nordöstlich. 

NGC 314 (Gx) (Scl) 13,3mag

8"
: Bei 126x zeigt sich hier nur eine sehr schwache Galaxie, direkt nordwestlich bei einem helleren, störenden Stern. NGC 314 wirkt merklich elongiert, jedoch handelt es sich nicht im eine Galaxie in Kantenlage. 

*Dann ging es in die tiefen des Fornax. Selbst der sonst so unerreichbare Fornaxhaufen wäre wohl heute ein dankbares Beobachtungsobjekt gewesen. Der auch im Karkoschka sichtbare "Wegweiser" in Form eines markanten Sterndreiecks, südlich der hellsten Galaxie, war noch gut mit bloßem Auge erkennbar. Selbst die beiden Sterne Theta und Iota Eridani bei -40° Deklination waren machbar - freisichtig wohlgemerkt! Ich beschränkte mich jedoch auf einige hellere Galaxien im mittleren Fornax, die ich auf La Palma vergessen hatte.*

NGC 1344 (= NGC 1340) (Gx) (For) 10,4mag

8"
:
Hellste Galaxie in der 2° langen Kette mit NGC 1366 und NGC 1406. Bei 126x präsentiert sich ein helles, rundliches Zentralgebiet in einem recht hellen, in Nord-Süd-Richtung elongierten Halo. Die Attraktivität des Anblicks wird die Umrahmung mit helleren Sternen noch gesteigert. Interessanter Weise hat bereits William Herschel die Galaxie bereits von England aus entdeckt. Die Bezeichnung NGC 1340 resultiert aus der neuerlichen Entdeckung durch John Herschel. Jedoch weist Dreyer trotz Vergabe von zwei Nummern, im NGC-Katalog auf die mögliche Identität der beiden Objekte hin.

NGC 1366 (Gx) (For) 11,0mag

8"
:
Nur knapp 6' südlich des brillanten 6m-Sterns ist bei 126x ein recht heller Nebel zu entdecken - NGC 1366. Der Halo der Galaxie ist im Verhältnis von 2,5:1 in Nord-Süd-Richtung elongiert. Er erscheint eher gleichmäßig, mit einem sanft betonten Zentrum.

NGC 1406 (Gx) (For) 11,7mag

8"
:
NGC 1406 ist die schwächste Galaxie in der Kette mit NGC 1344 und NGC 1366. Mit indirekter Sicht erscheint bei 126x ein interessanter, relativ schwacher, aber stark elongierter Lichtstreif. Ansatzweise ist über den gesamten Galaxienkörper eine leichte Strukturierung erkennbar. Ein 11m-Stern befindet sich nahe der Südspitze.

NGC 1339 (Gx) (For) 11,5mag

8"
: Mit NGC 1339 erreicht man bereits die nördlichsten Ausläufer des Fornax-Haufens! Die Galaxie erscheint bei 126x zwar recht hell, gibt aber insgesamt wenig her. Es zeigt sich nur ein sehr helles Zentrum in einem kleinen rundlichen Halo.

Genüssliche Beobachtungen bis in die Morgendämmerung

So langsam bekam dann, gegen 4 Uhr Morgens, der eine oder andere doch schon die Müdigkeit zu spüren. Ich für meinen Teil ließ es gut sein mit dem Beobachtungsprogramm. Aber es gab noch so einiges an interessantem zu entdecken - auch ohne Teleskop. Perseus stand hoch am Himmel, und mir kam die Idee, mit Mischels 2" H-Beta Filter vor dem bloßen Auge, nach dem California-Nebel NGC 1499 Ausschau zu halten. Nördlich von Xi Persei war tatsächlich eine längliche Aufhellung erkennbar - allerdings nach einhelliger Meinung nicht besonders einfach wahrnehmbar. Das machte Lust auf mehr. Orion war bereits aufgegangen, aber Sh 2-264 um Lambda Orionis war trotz der guten Bedingungen nicht erreichbar. Dafür war Sh 2-276 (Barnard's Loop) um so besser erkennbar. Deutlich sah mit dem dem H-Beta Filter vor dem Auge einen großen Bogen, östlich der Gürtelsterne des Orion. Ich konnte sogar die hellste Stelle in der Nähe von M 78 als deutliche Kondensation erkennen. Barnard's Loop ist mit dem Filter übrigens auch im Teleskop ein interessantes Objekt. Mit Martins 10" + H-Beta überspannte ein geisterhaftes Band mehrere Gesichtsfelder! Es gab noch einiges mehr zu bestaunen - z.B. NGC 1647 (mit bloßem Auge ein kleiner, deutlicher Nebel bei einem helleren Stern), sowie den Aufstieg von M 44 (fast vom Horizont weg freisichtig erkennbar!).

Den Abschluss dieser tollen Nacht bildeten dann noch zwei absolute Highlights. M 42 sah im 20" unter diesem Himmel einfach umwerfend aus!!! Ich habe den Nebel zwar im 42" schon weitaus farbiger gesehen, aber dieser Anblick war auf seine eigene Art nicht zu übertreffen. Überall waren plötzlich Details erkennbar, wo ich sonst noch nie welche gesehen hatte. Schröters Brücke sah unglaublich filigran aus, und im komplett geschlossenen südlichen Ring des Komplexes, waren mehrere isolierte Nebelflecken sichtbar. Dazu glimmte der Nebel in einem deutlichen blau-grün. Einfach herrlich.
Als letztes Objekt habe ich mir den Saturn in Mischel's 15" Dobson angeschaut, und traute meinen Augen kaum. Nein - nicht das Ecke-Minimum, sondern die winzige Encke-Teilung war nahe am Außenrand des Rings erkennbar! Dann war es wirklich genug - viel mehr Eindrücke kann man in einer Nacht kaum verarbeiten. Als wir kurz nach vor 6 Uhr am Wallackhaus eintrafen, war auch dort der Himmel völlig aufgeklart, und die Dämmerung setzte bereits ein. 

Clear Skies
Matthias


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