Endlich war es soweit - nach 1 1/2 Jahren Wartezeit wieder eine totale Mondfinsternis! Die letzte Mondfinsternis (am 9.1.2001) konnte ich dank dicker Wolken nur wenige Sekunden verfolgen. Die letzte wirklich erfolgreiche Beobachtung eines solchen Ereignisses liegt also für mich schon viel weiter zurück. Es war am 21.1.2000, als ich mich um halb 5 aus dem Bett gequält hatte, und bei sehr gutem Wetter das Ereignis verfolgen konnte.

Finsternis oder Wolken?

Heute war für mich die erste Finsternis am Teleskop. Leider fand der Großteil der Verfinsterung in der Morgendämmerung statt, so das ich dieses Mal nur den Eintritt in den Kernschatten, bis zu einem gewissen Teil verfolgen konnte, bevor der Mond unterging. Es war gutes Beobachtungswetter angekündigt, und so erhob ich mich gegen 2.30 Uhr Morgens aus den Federn, um den noch unverdunkelten Mond zu fotografieren. Mein Beobachtungskollege Michael Reinke hatte sich schon vor mir auf den Weg zum mittelmärkischen Spechtelplatz gemacht. Ich musste mich beeilen, denn bis ich alles im Auto verstaut hatte, und am Beobachtungsplatz angekommen war, war es schon fast halb 4. Leider war es wider Erwarten nicht ganz klar - aus Nordwesten zogen Wolken auf, und der Mond stand scheinbar nur noch für eine kurze Zeit in einer wolkenfreien Lücke. Michael hatte schon ein erstes Bild gemacht:

 

Der Mond gegen 3.34 Uhr nach dem Eintritt in den Halbschatten

 

Ich gönnte mir bevor der Eintritt in den Kernschatten begann noch einen Blick auf Mars mit meinem 2,5" Refraktor, und konnte zu meiner Überraschung bei 84x schon ein deutliches Dunkelgebiet etwa zentrisch, nahe des Terminators erkennen.

Die Finsternis beginnt

Kurz nach 4 Uhr hielt die Wolkenlücke kontinuierlich - zum Glück, denn mit einem Mal erkannt ich mit bloßem Auge das der östliche Mondrand plötzlich ganz gerade erschien. Der Kernschatten! Michael hat auch diesen feierlichen Moment mit seiner Digicam festgehalten:

Der Mond gegen 4.05 Uhr kurz nach dem Eintritt in den Kernschatten

 

Der Mond gegen 4.15 Uhr per Spiegelreflexkamera am Teleobjektiv

 

Kurze Zeit später entstand dann dieses kuriose Bild, das die Wetterlage gut beschreibt:

4.20 Uhr ... Nein - es ist nicht Jupiter, und auch nicht Centaurus A ;-)

Die schönsten Momente

Zum Glück war es nur eine kurze Unterbrechung der Beobachtung, und wir konnten die schönsten Minuten der Finsternis erleben. Der Anblick mit bloßem Auge oder bei 21x im Teleskop war einfach umwerfend! Besonders hat mich der breite diffuse Rand des Kernschattens beeindruckt, der wohl von der Erdatmosphäre herrührt. Man hatte fast das Gefühl, die Hand ausstrecken zu können, um ihren Schattenwurf auf dem Mond wahrnehmen zu können. Schnell war uns klar - das war viel genialer als der Merkurdurchgang! Einfach schön!

4.25 Uhr ... der Kernschatten hat die linke Mondseite bereits verfinstert

 

 

Jetzt wurde der Hintergrund durch die fortgeschrittene Dämmerung immer heller und der Kontrast geringer.

kurz vor 4.40 Uhr ist der Mond fast zur Hälfte verdeckt....

 

... so sah es für das bloße Auge aus.

 

Wolken beenden die Finsternis 

Gegen 4.45 gelangen uns die letzten ungestörten Blicke auf den Mond. Der Himmel war wirklich äußerst klar, und ohne Wolken hätte man wohl die Finsternis bis zum Monduntergang verfolgen können. Wir waren nicht allzu enttäuscht, da die kupferrote Farbe ja zusehendst im hellen Himmelshintergrund verschwunden wäre. Mit bloßem Auge war der Teil des Mondes, der im Kernschatten lag dann zum Schluss auch nahezu unsichtbar. Es blieb der Effekt, so ziemlich alle Mondphasen innerhalb von nur einer Stunde erleben zu können.

Zum Abschluss haben wir uns noch unsere Fotoausrüstung geschnappt, sind 500m durch den Wald gerannt und konnten den Sonnenaufgang am noch klaren Osthorizont erleben, was sicherlich ein schöner Abschluss des Ausfluges war.

 

Sonnenaufgang in Brandenburg

Nun heißt es wieder, sich in Geduld zu üben, aber die nächste totale Mondfinsternis ist ja schon im November 2003. Und die wird für Deutschland wesentlich günstiger zu beobachten sein. Bis dahin...

Clear Skies

Matthias Juchert


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