Beobachtungsnacht vom 14/15.2.2002

Beobachter: Matthias Juchert, Martin Dietrich

Instrumentarium: 2,5" f/13,3 Zeiss Refraktor, 4,5" f/4,4 Bresser Pluto/S, 9x60 Feldstecher, 8-24x50 Zoom Feldstecher

Bereits am Tage deutete sich an, das der Himmel exzellent werden sollte. Strahlender Sonnenschein, keine Wolken und tiefblauer Himmel signalisierten, das es ein idealer Abend für astronomische Beobachtungen werden sollte. 

Gegen 16.30 Uhr schob ich dann schon mal den Refraktor auf den Balkon, und begab mich auf die Suche nach der ganz schmalen, nur knapp 2 Tage alten Mondsichel. Erst wurde ich mit dem Feldstecher fündig, dann auch mit dem Teleskop. So eine schmale Sichel hatte ich noch nicht beobachtet! Grund genug, doch einmal einige Versuche mit der Webcam zu machen. Leider war es ziemlich schwierig, die richtige Belichtung zu finden, da sich die Sichel kaum vom hellen Hintergrund abhob. Außerdem machten sich viele Schmutzflecken auf dem CCD-Chip bemerkbar, die sich nur halbwegs vernünftig per Flatfield wieder herausrechnen ließen. Deshalb stelle ich nur eine 25%ige Verkleinerung der Aufnahme in den Bericht.

Die 2,1 Tage alte Mondsichel am 3" f/10 Zeiss-Refraktor - (C) Matthias Juchert

Der Himmel so klar, das die Sichel noch bis weit in die Dämmerung verfolgt werden konnte. Dann wären sicherlich kontrastreichere Aufnahmen machbar gewesen...


Beobachtung: 

Ort: westliches Land Brandenburg auf 52,5° n.B.

Zeit: 21.00 Uhr - 1.30 Uhr

Erst als es dunkel war, musste ich mir mehrmals ungläubig die Augen reiben. Einen dermaßen guten, extrem transparenten Himmel hab ich von Brandenburg aus noch nicht erlebt. Bereits aus der Ortslage war die Milchstraße gut zu verfolgen. Umwerfend war es dann von meinem Beobachtungsplatz auf dem freien Feld. Canis Major war soeben vollständig über den Horizont getreten, und fügte sich furios in den glänzenden Winterhimmel ein. Es ist einfach reine Verschwendung, solche Nächte mit dem erkennen der Grenzgröße zu verbringen, aber ich hab mir 1 Minute Zeit genommen, und bin auf unglaubliche 6m6! gekommen. Zeit um nach Objekten für das bloße Auge Ausschau zu halten. 

NGC884 und NGC869 waren deutlich über unseren Köpfen als zwei knapp getrennte Nebelflecken sichtbar. Sicherlich konnte man auch im Schwert des Orion M42 als Nebel auffinden. Auch M44 stand als großer heller Nebelball unübersehbar im sich jetzt sehr deutlich abzeichnenden Krebs. M47 - der helle Puppishaufen war auch wieder als deutlicher Sternknoten am Winterhimmel zu erkennen. Doch die große Überraschung war ja M41 - dieser helle Sternhaufen kämpfte sonst meist mit dem Horizontdunst, aber auch er zeigte sich ohne Mühe dem bloßen Auge. Überraschend auch das deutliche erscheinen von M35, obwohl Jupiter nun langsam etwas störend wirkt. Richtig ansprechend war dann M48, aber auch diesen hab ich dann mit etwas Ausdauer noch aufgefunden.

Dann haben wir mit dem 9x60 Feldstecher noch etwas M41 beobachtet. Dieser ist nun wirklich prachtvoll im Feldstecher, auch wenn er ohne Stativ schwer aufzulösen ist. Die Horizontsicht war die beste, die ich überhaupt jemals erlebt hatte. Der bei uns sichtbare Teil von Columba war ganz knapp über dem Horizont als Ost-West ausgerichtete Sternkette erkennbar. 

Schön anzusehen war auch der "tuft in the tail" im Großen Hund. Eine sehr helle längliche Sternanordnung, die wohl eher etwas für das bloße Auge ist, dafür aber schon etwas zu tief steht. So war Collinder 140 dann ein recht verstreuter Anblick. Etwa 10 helle und sehr helle Sterne gruppieren sich südlich von Eta Canis Majoris. Nun war es aber Zeit, den Großen Hund mit dem Zeiss abzugrasen, während Martin etwas fotografierte.

M41 (Oc) (CMa)

Bei 18x ein wunderbarer heller Sternhaufen. 2 helle Sterne markieren sein relativ sternleeres Zentrum. Von diesem aus scheinen die Haufenmitglieder sich so schnell wie möglich ins Umfeld verflüchtigen zu wollen.

NGC 2360 (Oc) (CMa)

Bei 18x sofort als deutlicher runder Nebelfleck aufgefunden. Wirkt angelöst. Bei 28x verstärkt sich dieser Eindruck. Einige duzend Mitglieder schwimmen im Nebel weiterer schwacher. Im Zentrum befinden sich die hellen Sterne in einer Sternkette in Ost-West-Ausrichtung.

NGC 2358 (Oc) (CMa)

Kleiner Sternknoten bei 18x. Bei 28x kaum besser. Einige gedrängte helle Sterne sind an der Position auffindbar.

17 Canis Majoris (Ds) (44,9")

Bei kleinster Vergrößerung erkennbar man schon den schwachen Begleiter in gediegenem Abstand. Deutlich Hell.kontrast.

NGC 2354 (Oc) (CMa)

Endlich hab ich ihn aufgefunden. Benötigt wirklich gute Horizontsicht.  Großer Sternhaufen. Viele schwächere Sterne sind schon bei 18x locker gestreut zu erkennen. Der Haufen zeigt diesen Eindruck am besten indirekt. Unter südlichem Himmel sicher ein Feldstecherobjekt.

NGC 2362 (Oc) (CMa)

Schön aufgelöst bei 80x. Indirekt zeigen sich etwa 20 aufgelöste Sterne die sich in dreieckigem Umriss um Tau Canis Majoris gruppieren.

NGC 2367 (Oc) (CMa)

Recht kompakt. Insgesamt längliche Form. Wirkt bei mittlerer Vergrößerung recht sternarm.

NGC 2384 (Oc) (CMa)

Bei 80x deutlich zwei helle Sterne im Zentrum des Haufens, der insgesamt recht klein ist. Um diese herum einige schwache Sterne und etwas Nebel.

NGC 2383 (Oc) (CMa)

Bei 80x kurze kompakte Sternkette, die mit leicht nebeligem Hintergrund hinterlegt scheint.

Eta Canis Majoris (Ds) (180")

Der Begleiter 7. Größe war deutlich bei 18x Vergrößerung zu erkennen - etwa bei Positionswinkel von 270°.

OCL 603 und OCL 605 die vom Plutoentdecker C. Tombaugh aufgefunden wurden und deshalb Tombaugh 1 bzw. Tombaugh 2 heißen, waren nicht zu erkennen. Aber von Tombaugh 2 sollte sich wohl jeder Sternhaufenfan mal einen Eindruck im Digital Sky Survey geben. Ein wundervoller nadelfeiner Haufen, der vielleicht sogar NGC2158 an Eindruckskraft aussticht.

Dann man besonderes Schmankerl für die heutige Beobachtung im Bereich Deep South. Rein theoretisch tritt der Stern Pi Puppis in Brandenburg einen halben Grad über den Horizont. Im Teleskop waren heute wirklich bis zum Horizont Sterne zu erkennen!!

Vergleichsweise hab ich hier mal ein Bild, aufgenommen im letzten Monat, als reichlich Horizontdunst über meinem Beobachtungsfeld lag.

Aufgenommen 1/2002 auf 52,5° n.B. - deutlicher Horizontdunst

Deutlich erkennt man, wie der Stern 4. Größe Kappa CMa im Dunst versinkt. Dieser Dunst war heute nicht vorhanden!!! So konnte ich dann tatsächlich die Horizontlinie abscanen, und bin immer wieder auf Sterne gestoßen. Und schließlich fand ich Pi Puppis auf 25' über dem Horizont!!!! Die beiden anderen hellen Sterne nördlich, die ebenfalls zum Haufen Collinder 135 gehören waren auch sichtbar. Das muss eine ideale Nacht sein! Horizontsicht bis fast 0. 

Nach diesem tollen Erlebnis haben wir noch fotografiert, bis die Finger angefroren sind. Schließlich wollte auch Martin mal die hellen Leo-Galaxien knacken. 

M66  (Gx) (Leo)

Deutlicher heller Nebel im Pluto/S. Ein heller Stern steht auf der zu M65 zugewandten Seite.

M65  (Gx) (Leo)

Etwas schwächer, aber ebenso deutlich. Die langgestreckte Form, die diese Galaxie von M66 unterscheidet war indirekt sichtbar. 

NGC 3628  (Gx) (Leo)

Schwieriges Objekt. Nur beim Spiel mit der Feineinstellung ist ein schwacher, im Vergleich zu M65 um 90° gedrehter Lichtstreif zu erkennen.

Dann enteiste ich wieder den Zeiss Refraktor. Ja - die -8° Celsius steckten nicht nur uns deutlich in den Knochen. Die Optik beschlug andauernd - zumindest bei den Okularen war dies ein Problem.

Ins tiefe Puppis...

M93  (Oc) (Pup)

Sehr schön und besonders heller Sternhaufen. Recht konzentriert. Nicht vollständig aufgelöst bei 28x. Nette Sternketten. Habe eine kleine Zeichnung versucht.

M93 gezeichnet bei 28x Vergrößerung am 3" f/10 Refraktor

NGC 2482  (Oc) (Pup)

 Sehr deutlicher Nebel. Lohnendes Objekt. Ziemlich großer Nebel, aber kaum aufgelöst. Deklination -24°.

Tr 9  (Oc) (Pup)

Noch besser. Recht hell. zwischen 2 Sternen gelegen. Ansatzweise aufgelöst. Interessante Struktur. Deklination -26°. 

NGC 2467  (Neb+Oc) (Pup)

Indirekt nebelhafte Erscheinung um einen helleren Stern herum. Ob  nun der Nebelanteil oder schwächere Sterne Ursache dafür sind kann ich nicht beurteilen. Deklination -26°.

NGC 2483  (Oc) (Pup)

Tiefstehend. bei 28x körniger schwacher Sternhaufen erkennbar. Deklination -28°.

NGC 2520/ NGC 2527  (Oc) (Pup)

Hellere lockere Sternansammlung mit nebelhafter Verdichtung im Süd-Westen. Durchaus interessant. Deklination -28°.

NGC 2489  (Oc) (Pup)

Nur 7,5° Horizonthöhe.  Nur sehr schwach als Nebel sichtbar. Indirektes Sehen und höhere Vergrößerung notwendig.

NGC 2567  (Oc) (Pup)

-31° Deklination!  Extrem schwacher mittelgroßer körnig erscheinender Nebelfleck. Das auch nur nach langer Konzentration erkennbar.

NGC 2571  (Oc) (Pup)

Heller zentraler Doppelstern mit einigen mittelhellen Sternen drum herum. -30° Deklination. 

...dann war Feierabend. Deshalb wieder ins nördliche Puppis.

M47  (Oc) (Pup)

Strahlend hell im Vergleich zu den vorherigen. Schön 18x - etwas besser noch bei 28x. Sehr attraktiver Haufen für kleine Teleskope. Viele Doppelsterne.

M46  (Oc) (Pup)

Heute hervorragend aufgelöst. Ein großer recht schwacher Haufen, vieler schwacher Sterne. Er weist keine Zentralkondensation auf, und ist nur mit guter Adaption vollständig erkennbar. Per indirekter Sicht ist der Hintergrund dank noch schwächerer Sterne wieder nebelig.

NGC 2423  (Oc) (Pup)

Teilweise aufgelöster, und damit körniger deutlich in die Länge gezogener Sternhaufen.

Da fiel mir noch der Duck-Nebel in CMa ein, den ich ganz vergessen hatte. Ob der bei diesen Bedingungen kommt?

NGC 2359  (Neb) (CMa)

Indirekt heute deutlich erkennbar. Überraschend großer, in Nord-Süd-Richtung etwa 2:1 ausgedehnter Nebelfleck. Keine Strukturen erkennbar.

...dann weiter in den Löwen.

NGC 2903  (Gx) (Leo)

Sehr helle kleine Spindel. Wirklich eine schöne Galaxie. Sehr einfach aufzusuchen.

Tau Leo  (Ds) (89")

Trotz des relativ großen Abstands, schon anzusehen. Deutlicher Farbkontrast. Den hatte ich schon vorgestern vor der Linse der Webcam.

 

Tau Leo - projiziert am 25mm Okular mit einer Webcam

Der Stern unten links im Bild gehört übrigens nicht zum System. Als ich Tau Leo im Gesichtsfeld hatte, fiel mir noch ein weiterer Doppelstern auf, der in meinen Büchern nicht verzeichnet ist...83 Leonis. Es macht Spass, solche Doppelsterne "Selbst zu entdecken".

83 Leo  (Ds) (28,4")

Schön getrennt schon im 40mm Okular bei 18x. Deutlicher Helligkeitskontrast und auch Farbkontrast.

projiziert am 10mm Okular mit einer Webcam

M48  (Oc) (Hya)

Schön bei 18x. Noch nicht ganz aufgelöst, mit deutlichem Zentralbalken. Sehr groß!

NGC 3115  (Gx) (Sex)

Prächtig! Sogar bei 18x ist schon eine deutliche schlanke Galaxie zu erkennen. Sehr helle Galaxie.

..und letzliche verlockte der schöne Coma-Haufen am Himmel doch, eine kleine Tour im Virgohaufen zu erproben.

NGC 4762  (Gx) (Vir)

Zwischen 2 Sternen eingeklemmte Galaxie. Deutlich indirekt zu erkennen.

M60  (Gx) (Vir)

Sehr helle einfach direkt sichtbare Galaxie mit deutlichem Kern.

NGC 4647  (Gx) (Vir)

Sehr unsicher identifiziert. Eventuell sehr matte Nebel bei M60.

M59  (Gx) (Vir)

Merklich schwächer und etwas kleiner als M60. Trotzdem noch indirekt auffindbar.

M58  (Gx) (Vir)

Sehr lichtschwach. Nur mit guter Adaption auffindbar. Östlich eines helleren Sternes. 

M49  (Gx) (Vir)

Sehr groß und sehr deutlich, obwohl meine Optik nun merklich beschlagen ist. 

NGC 4526  (Gx) (Vir)

Ziemlich klein und kompakt aber gut erkennbar. Zwischen 2 Sternen, die aber kaum stören. 

M61  (Gx) (Vir)

Deutlich anderer Anblick als bei den elliptischen Systemen. Eher verschwommener, gut erkennbarer Nebelfleck.

Aus Spass versuche ich mal den Quasar 3 C273, aber ich bin schon zu müde, und meine Lampe gibt nun auch den Geist auf. Fehlanzeige.

M87  (Gx) (Vir)

Steht dicht bei einem helleren Stern. Sehr hell und deutlich bei 28x. Ähnlicher Anblick wie M49.

M86  (Gx) (Vir)

Nicht ganz so deutlich, aber indirekt schön erkennbar.

M84  (Gx) (Vir)

Kaum schwächer als M86, aber vielleicht etwas kleiner. Schönes Galaxienpaar.

Die Konzentration lässt merklich nach und ich nehme mir nur noch 2 Objekte vor, die nun schon recht gut in Position stehen.

M104  (Gx) (Vir)

Deutlich heller, als die Virgo-Objekte. Schöne helle Galaxie, die aber recht klein erscheint. Keine Strukturen sichtbar.

...und dann, unterhalb des Raben....

Mein 109. Messier-Objekt

Lange musste ich warten, bis ich wieder den Angriff auf den Kugelsternhaufen M68 machen konnte. Nun war die Zeit gekommen, wo er wieder beobachtbar, knapp über dem Horizont stand. Er hatte mich letztes Jahr lange Stunden der verzweifelten Suche gekostet. In den letzten Tagen hatte ich immer wieder Ausschau gehalten, aber war mit nie 100% sicher.

Heute ging ich ihn ganz gewissenhaft an. Es war schwierig, die 9m- Sterne südlich von ihm überhaupt erst einmal wahr zu nehmen, aber es ging nach einer Weile. Mit indirekter Sicht konnte ich nördlich dieser Sterne ein ganz schwaches ovales Nebelchen erhaschen - M68 - ist der schwer zu sehen. Obwohl die Nacht so gut ist!! Jetzt setzte sich vollends das Glücksgefühl durch. Endlich war die Suche erfolgreich. Jetzt wartet nur noch M83 darauf, entdeckt zu werden, und die wird sicher noch einmal extrem schwer, wenn sie von hier "oben" überhaupt geht. 

Es war eine exzellente Nacht. Die beste, die ich wohl bisher von hier erlebt habe - besonders wegen der Horizontsicht. Toll ... und draußen ist es schon wieder klar!! :-)


Deep-Sky und Planetenbeobachtung mit kleinen Teleskopen: www.Serifone.de