Beobachtungsnacht vom 10.8.2003

Instrumentarium: - 8" f/6 MEADE Starfinder EQ
                                 
Beobachtungsort:
Mittelmark/Brandenburg 52°19' n.B - 60m Meereshöhe

Bedingungen: Bemerkenswert klarer Himmel. Einige wenige Cirruswolken am Horizont. Obwohl der fast volle Mond noch knapp 4° über dem Horizont stand, erreichte die Grenzgröße knapp 5m8, und die Milchstraße war sichtbar. Da die astronomische Dämmerung bereits um 3.20 Uhr vorbei sein sollte, war der Zeitraum wirklich dunklen Himmels relativ kurz. Zwischen 2.50 Uhr und dem Ende der Dämmerung waren es jedoch sehr gute Bedingungen mit strahlend heller Cygnus-Milchstraße und über 6m5 im Zenit.


Beobachtung:

Zeit: 02.00 Uhr - 03.30 Uhr MESZ

Ich muss verrückt sein, für eine so kurze Session auf die Piste zu fahren ... da dauert ja die Anfahrt fast länger. :-) Aber bekanntlich ist man hinterher immer schlauer, und so kann ich sagen, das es sich absolut gelohnt hat. Und nebenher - als Astronom ist eine Prise Verrücktheit sowieso immer mit von der Partie.

Wie auch immer - wegen der kurzen Beobachtungszeit, habe ich die Beobachtung schon bei Mondlicht begonnen...

2 interessante Objekte in Lacerta

NGC 7394 (Oc) (Lac)

Dieser im RNGC als "non-existent" beschriebene Haufen ist bei 50x schön und deutlich erkennbar. In einem Newton (Süden oben!) sieht der Asterismus aus, wie ein kleiner Dinosaurier! Seinen Kopf bildet der 7m22 helle Stern SAO 34870. Der Körper wird von 2 gebogenen Sternketten gebildet, in denen ich insgesamt 15 Sterne zählen konnte. Ein hübsches Muster, aber vermutlich kein echter Sternhaufen.

Dann eine witzige Geschichte... in dieser Nacht hatte ich den Pn Merrill 2-2 in Lacerta auf dem Programm. Er ist leicht von 5 Lacertae aus zu finden. Ich war wohl etwas voreilig, und hatte den 10m-Stern SAO 52102 als den Pn identifiziert. Später - beim Vergleich mit der detaillierten Zeichnung fiel mir der Fauxpas auf...und ich hatte mich schon über den schwachen UHC-Blink gewundert. Witzigerweise hatte ich in der Zeichnung unter den Feldsternen auch ein 12m-Sternpaar eingezeichnet, wobei einer der Sterne der Pn war. Also musste ich nochmal ran - daher präsentiere ich hier die am extrem klaren Fast-Vollmond-Morgen des 11.8 gewonnene Beschreibung, die während einer Perseiden-Beobachtung mit einem Astrokollegen entstand.

PK 100- 8.1 (Pn) (Cyg) 12,2mag

= Merrill 2-2. Bei 50x ist der Nebel bereits zusammen mit dem nur 22' entfernten 5 Lacertae zu erkennen. Er erscheint als schwächerer Stern mit einem gleichhellen Kompanion. Bei 126x kann man den Nebel mit UHC exzellent aus dem Feld herrausblinken - der Reaktion auf den sonst eher sanften UHC ist überraschend stark. Er ist sehr einfach als 12mag-Stern zu erkennen. Auch bei 191x ist immer noch kein Scheibchen zu erkennen. Der Pn ist jetzt sehr hell. Ein Helligkeitsunterschied zu dem nahen Kompanion ist nahezu unsichtbar.

[Zeichnung folgt]

*Zurück zur aktuellen Nacht - nun war es richtig dunkel geworden, und ich konnte eine schöne Galaxiengruppe im Aries beobachten.

Die NGC 697-Gruppe mit 8"

Diese Gruppe liegt richtig verlockend nur 1,5° entfernt von Beta Arietis, und verfügt über 8 Mitglieder aus dem NGC/IC-Katalog. Danke an Christian Busch, der meine Aufmerksamkeit auf diese Gruppe lenkte. ;-)

NGC 691 (Gx) (Ari) 11,5mag

Ein Objekt geringer Flächenhelligkeit. NGC 691 erscheint auch mit indirektem Sehen schwach als 2,5:1 elongierte, recht große Galaxie. Das Zentrum ist bei 98x fast nicht zu erkennen. Sehr nett ist ein heller, enger Doppelstern, der direkt nordöstlich an die Galaxie angrenzt.

*Dann zu den schwierigsten Objekten des Abends...*

NGC 694 (Gx) (Ari) 13,8mag

Diese Galaxie scheint über eine hohe Flächenhelligkeit zu verfügen. Sie ist knapp mit direktem Sehen zu erhaschen, und wirkt sehr klein, und etwas elongiert. 126x

IC 167 (Gx) (Ari) 12,9mag

Diese IC-Galaxie ist das schwächste Objekt der NGC 697-Gruppe. Sie ist bei 98x nur sehr, sehr schwach sichtbar. Sie erschein indirekt phasenweise als größerer blasser Nebelhauch, wobei ich vermutlich nur eine Andeutung des etwas helleren Zentrums erkannt habe. Bei 126x verschwindet das Objekt.

NGC 680 (Gx) (Ari) 11,9mag

NGC 680 ist das hellste Objekt der NGC 697-Gruppe (wieso heißt die nicht NGC 680-Gruppe?). Sie ist mit 50x bereits einfach als auffälliger Nebel zu erkennen. Mit 126x erscheint sie hell und recht groß. Die Form ist rund-oval, wobei der Helligkeitsanstieg zum Zentrum sehr stark ausgeprägt ist.

NGC 678 (Gx) (Ari) 12,2mag

NGC 678 ist mit 98x recht hell, und direkt sichtbar. Der Kern wirkt 3:2 elongiert in PW 90°. Mit indirektem Sehen sieht man Ansätze interessanter Strukturen in den weit auslaufenden Spiralarmen. Der westliche Spiralarm läuft gleichmäßig aus, der östliche wirkt jedoch etwas vom Kern getrennt. Die Galaxie wirkt nun 4-5:1 elongiert. Ein schönes Objekt.

IC 1730 (Gx) (Ari) 14,4mag

Das Objekt ist nur sehr schwach bei 126x sichtbar. Allein durch die markante Lage - die Galaxie bildet mit einem helleren, und einem sehr schwachen Stern ein markantes Dreieck - gelingt dies mit indirektem Sehen. Sie wirkt etwa rund und besitz eine mäßige zentrale Aufhellung.

NGC 697 = NGC 674 (Gx) (Ari) 12,0mag

In einem reichen Sternfeld positioniert, ist NGC 697 bei 50x nur schwach erkennbar. 126x verbessert den Eindruck und die Galaxie ist auch direkt sichtbar, aber immer noch nicht besonders hell. Ein 14mag-Stern steht direkt östlich fast noch vor den Spiralarmen. Sie erscheint etwa 3:1 elongiert mit mittelhellem Zentrum.

Die Nummer NGC 674 geht auf eine Doppelbeobachtung des Nebels durch D'Arrest zurück.

NGC 695 (Gx) (Ari) 12,8mag

Die Galaxie ist bei 126x ein sehr kleiner hellerer Nebelfleck zu sehen. Sie bildet mit 2 nahen, sehr schwachen Sternen ein markantes Dreieck.

Ich konnte selbst kaum glauben, das ich wirklich alles beobachtet hatte, was auf meiner Liste stand. Die NGC 697-Gruppe besticht nicht durch sonderlich helle Objekte, aber schon allein das einfache auffinden von Beta Arietis sollte Ansporn genug sein, sich an der Gruppe zu versuchen. Ich erfreute mich noch an einigen Perseiden, und packte dann in der erfrischenden Morgenluft zusammen.

Clear Skies
Matthias


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