Beobachtungsnacht vom 11/12.9.2002

Instrumentarium: - 8" f/6 Meade Starfinder mit 40mm, 25mm,12,4mm und  6,4mm Okularen + UHC-Filter
                                 
Beobachtungsort:
Land Brandenburg auf 52°19' n.B. - 50m über Meereshöhe

Bedingungen: Es war eine lange angekündigte klare und klirrend kalte Nacht. Obwohl die Temperaturen um den Gefrierpunkt lagen, drückte der eiskalte Ostwind der mit einigen fast orkanartigen Böen aufwartete, die gefühlte Temperatur auf deutliche Minusgrade. Immerhin wurde so ganz erfolgreich die herbstliche Tau- und Nebelbildung behindert. Die Grenzgröße lag bei fast 6m5 im Zenit, die Horizontsicht war gut wenn auch nicht optimal und die Aufhellung am Horizont wegen der recht transparenten Luft kaum störend.


Beobachtung:

Zeit: 21.00 Uhr - 00.30 Uhr

Nachdem der Starfinder weitgehend aufgebaut war, verzog ich mich auch gleich wieder ins Auto - bei diesem eisigen Wind war es draußen auf dem freien Feld keine 5 Minuten ohne Kopfbedeckung und Handschuhe auszuhalten. Heute hatte ich mir mal wieder einige Objekte für meine Kategorie Deep-South-Madness vorgenommen. Ich beobachtete daher gut die Hälfte der Zeit nur Sterne mit dem Feldstecher oder dem Newton.

Microscopium - Deep South - Part 1.

Dieses kleine unscheinbare Sternbild befindet sich südlich des Steinbock's (Capricornus), der ja selbst bereits für Mitteleuropa recht schwierig sichtbar ist. Um hingegen das Mikroskop vollständig über dem Horizont sehen zu können, muss man schon eine Reise ans Mittelmeer machen, denn seine südlichen Ausläufer erstrecken sich bis auf -45° n.B. Es enthält kaum interessante Deep-Sky-Objekte - nur schwache Galaxien <11mag, die für Mitteleuropäer nicht visuell erreichbar sind. Der hellste Stern Gamma Mic erreicht auch nur 4,67mag.

Ich hatte Microscopium bereits vor einige Tagen einmal in einer schlechteren Nacht besucht, und mich erfolglos an den nördlich gelegenen Doppelsternen Stone 53, See 425 und Herschel 5218 versucht, wobei sich aufgrund der Lichtschwäche keiner der Begleiter erkennen ließ. Zudem war das Seeing am Horizont sehr schlecht.

Heute beobachtete ich mit dem 8x50 Feldstecher, in der Hoffnung, einige der Hauptsterne des Sternbildes ergattern zu können. Nach kurzer Orientierung konnte ich dann die OW ausgerichtete Kette der Sterne Gamma und Epsilon Mic erkennen. Auch der zwischen ihnen liegende HD 200763 mit 5mag, war auf -32°20' Deklination noch einfach zu erkennen. (siehe Karte unter Pisces Austrinis) Zusätzlich konnte ich noch den nördlichen, aber schwachen Delta Mic erfassen. Für Alpha Mic auf fast -34° Deklination hatte es aufgrund des langsamen Absinkens des Sternbildes nicht mehr gereicht. 

Pisces Austrinis - der Südliche Fisch oder Deep South - Part 2.

Östlich von Microscopium befindet sich der Südliche Fisch, der vor allem durch seinen hellen Hauptstern Fomalhaut auffällt. Das Sternbild tritt auch für meinen Beobachtungsplatz im westlichen Brandenburg noch vollständig über den Horizont. Heute bin ich mit Hilfe des Starfinders die Umrisse dieses Sternbildes abgewandert, und habe auch gleich noch 2 Deep-Sky-Objekte (1 Doppelstern + 1 Galaxie) in diesem Sternbild beobachtet.

Diese Karte verdeutlicht den Stand der Sternbilder Piscis Austrinis und Microscopium bei Kulmination über dem Horizont meines Beobachtungsplatzes.

Zunächst hatte ich Fomalhaut eingestellt und bin dann über Epsilon PsA zur hellen Galaxie des Sternbildes gewandert.

NGC 7314 (Gx) (PsA) 11,0mag

Ein äußerst schwieriges Objekt bei nur 11° Horizonthöhe. Bei 50x ist nichts zu erkennen. Bei 98x erscheint erst nach längerer geduldiger Beobachtung ein schwacher Nord-Süd elongierter Lichtschimmer. Schwach aber eindeutig.

Beta PsA (Ds) (PsA) 30,3"

Ein weiter Doppelstern - schon bei 30x einfach getrennt. Den PW habe ich auf 180° geschätzt. Diesen Doppelstern habe ich bereits wesentlich deutlicher gesehen. Vor gut einem Jahr habe ich ihn mit Leichtigkeit mit dem 2,5" Refraktor von Österreich aus getrennt.

Beta PsA befand sich in einer recht sternarmen Region, die ich über die beiden Sterne Delta und Gamma PsA aufgesucht hatte - diese beiden passen bei 50x noch in ein Gesichtsfeld. Von dort aus weiter westwärts bin ich auf das markanteste Detail des Sternbildes gestossen - ein kleines Trapez aus den Sternen Ypsilon, Mu, Tau PsA sowie eines weiteren hellen Sternes. Damit hatte ich bereits -34° Deklination erreicht. Ich versuchte über einzelne Sterne den nördlichsten Ausläufer des Grus (Kranich) mit Gamma Gruis zu erreichen, scheiterte aber wie schon im letzten Jahr. Etwa bis -35° oder gar -35,5° konnte ich noch einzelne Sterne wahrnehmen, aber die letzten 1,5° sind von hier einfach völlig außerhalb der Reichweite. Gamma Gruis ist von dieser geografischen Breite definitiv nicht sichtbar. Ich beendete die Rundreise mit der Sichtung von Iota und Theta PsA, womit ich mich dann sehr bald wieder bei Epsilon befand. Sehr spannend - so eine kleine Reise!

Im Nachbarsternbild Sculptor, das ich wohl in den nächsten Monaten noch ausgiebig untersuchen werde, waren dann noch 2 sehr tiefe Exemplare auf der Speisekarte, die jeweils nur maximal 9° Horizonthöhe erreichten.

NGC 7507 (Gx) (Scl) 10,4mag

Nach kurzer Suche relativ deutlich wahrnehmbar. Sie steht dicht zwischen einem hellen und einem schwachen Stern. Bei 98x zeigte sich ein deutlicher heller Kern. Zusätzlich vermutete ich noch einen ovalen Halo. Diese Sichtung ist wegen dem tiefen Stand des Objektes jedoch nicht gesichtert.

NGC 7513 (Gx) (Scl) 11,4mag

Hier war es dann vorbei mit den erfolgreichen Sichtungen. Diese Galaxie steht dicht bei einem hellen Stern, der enorm stört. Ich meinte ab und an etwas aufblitzen zu sehen, was jedoch nicht zu einer sicheren Sichtung führte. Sie steht einfach zu tief und ist viel zu schwach.

Auf der Jagd im Reich der Eidechse

Nach soviel Horizontdunst gierten meine Augen regelrecht nach Photonen. Lacerta lockte hoch im Zenit mit einigen Objekten. M39 war der Ausgangspunkt der Suche.

NGC 7209 (Oc) (Lac) 7,7mag

Voll aufgelöst bei 50x. Die Haufensterne zeigen eine gleichmäßige Helligkeitsverteilung. Der Haufen selbst ist recht reich an Sternen, und hebt sich durchschnittlich vom Milchstraßen-Hintergrund ab. Besonders interessant fand ich die Anordnung des Clusters - er windet sich wie eine Schlange durch die Hintergrundsterne - ich notierte sogar eine Omega-Form als hervorstechendstes Merkmal. Schon im Sucher als länglicher Nebel erkennbar.

NGC 7243 (Oc) (Lac) 6,4mag

Auch ein schöner Haufen. Er wirkte im kleinen Refraktor nur wie eine sternarme lockere Sternansammlung. Im 8" erscheint der Haufen jedoch wieder ziemlich sternreich. Er erscheint deutlich 2 geteilt, wobei die beiden einander zugewandten Enden wie Spitze Dreiecke zu einander stehen. Dabei wirkt er ziemlich langgezogen - etwa im Verhältnis 3-4:1. Ich zählte 20 helle Sterne und geschätzt 40-60 recht schwache Exemplare auf dem Haufengebiet. Komplettiert wird der Gesamteindruck durch eine sehr reichen Milchstraßehintergrund.

IC 5217 (Pn) (Lac) 12,6mag

Erscheint bei allen Vergrößerungen bis 190x absolut stellar. Es war kein Unterschied in der Größe im Vergleich zu Nachbarsternen zu erkennen. Allerdings verriet das typische "nebeln" - also eine Helligkeitsschwankung des Sternes beim direkten Fixieren, bereits, welcher Stern der Kandidat sein könnte. Mit UHC-Filter war es dann ein leichtes, denn das Objekt sprach gut auf die Filterwirkung an, und erschien im Vergleich zum Umfeld 1,5-2mag heller. Allerdings ist der Nebel nicht ganz so hell wie vergleichbare stellare Objekte. Mit UHC wirkte er wie ein 11m oder 11m5-Stern. 

IC 5217 gezeichnet am 8" f/6 Newton bei 98x mit UHC-Filter

NGC 7296 (Oc) (Lac) 9,7mag

Bei 50x erscheint dieser Oc relativ klein und kompakt im Vergleich zu helleren Vergleichsobjekten. Er erscheint fast wie ein heller Komet mit einigen durchschimmernden Sternen. Bei 98x sind 10 hellere Sterne vor dem körnigen Hintergrund vieler schwacher, per indirekter Sicht aufgelöster Sterne zu sehen. Ein heller Stern steht dicht am Haufenrand. Schönes Objekt.

NGC 7295 (Oc) (Lac)

Dieses Objekt ist als Asterismus deklariert, wobei ich jedoch für die Bezeichnung offener Sternhaufen plädiere. Bei 50x zeigt sich ein kleiner deutlicher, fast nebelhaft anmutender Sternknoten. Es sind schon 190x notwendig, um den Haufen aufzulösen. Im Süden befindet sich ein auffällig heller Stern. Inklusive diesem sind 7-8 Sterne direkt zählbar.

IC 1434 (Oc) (Lac) 9,0mag

Der krönende Abschluss - was für ein interessantes Objekt! Im Süden des Haufens befindet sich ein Dreieck heller Sterne. Sonst sind meist schwache Haufensterne zu erkennen. Das Bild aus dem DSS ist kein Vergleich zum visuellen Anblick. Hier zeigen sich nach Südosten, bzw. Nordosten gewundene reiche Sternketten, die wie Arme aussahen. Der Milchstraßenkontrast des Haufens ist nicht sehr groß. Seine vielen Haufenmitglieder verteilen sich ohne eine zentrale Kondensation zu zeigen. Aber diese Sternketten - 3-4 Stück! Sie machen den Reiz aus. 

Mit dieser lohnenden Nacht zeigte sich der Oktober nach langer Wartezeit dann doch sehr versöhnlich. Nach so vielen schönen Eindrücken baut man nur ungern die Ausrüstung ab, aber wenn man vor Kälte seine Füsse nicht mehr spürt, ist das doch genug an Überzeugungsarbeit. Mehr von solchen Nächten wünsche ich mir für die nächste Beobachtungsphase, die vielleicht schon Ende September beginnt. Bis dahin...

Clear Skies
Matthias


Visual Deep Sky Observing and CCD-Imaging: www.Serifone.de