Beobachtungabend vom 08.07.2015

Instrumentarium: - 14" f/5 (1780mm) Dobson, 8-24x50 Zoom Fernglas, Canon EOS 70D

Beobachtungsort: Farm Tivoli, Namibia, 1350m Seehöhe


Zeit: 17.30 Uhr - 23.30 Uhr Namibische Winterzeit (UTC+1)

Bedingungen: für namische Winternächte recht mild mit 7-10°C, fst 7m+, horizontnaher Dunst und etwas getrübte Transparenz, kaum Wind, sehr dunkel.

Endlich Namibia -  zwei Jahre lang habe ich mich auf diese Reise vorbereitet und mehr als ein Jahrzehnt darauf hingefiebert. Nun hob der Flieger von Frankfurt Richtung Windhuk ab. Der Windhuk International ist der mit Abstand dunkelste Flughafen, den ich je gesehen habe. Mitten im nichts - 40km von der Hauptstadt - sieht man hier selbst bei der Landung kaum etwas in der Nacht. Da fühlt man sich fast etwas verloren im Nichts. Nach einem freundlichen Empfang am Flughafen und dem Zusammentreffen mit meinen Tivoli Kollegen Herrman, Sigi und Werner ging es auf die spannende Fahrt zur Farm.

Erstaunlich ist, dass man auf der 2-3h langen Fahrt kaum ein Haus oder eine Siedlung zu Gesicht bekommt. Dafür meilenweit namibischer Busch. Unser Fahrer hat netter Weise die Fahrt in eine kleine Safarie verwandelt und wir haben einige Tiere zu Gesicht bekommen. Neben Affen, einem Kudu und einem Geier-Pärchen konnten wir auch eine in dieser Region sehr seltene Rappenantilope bestaunen. Nach einer schier entlosen Strecke kamen wir dann auf Tivoli an - eine kleine Oase mitten in der Steppe.

Namibische Sandpiste

Die endlose namibische Sandpiste führt uns zum Ziel

Eine Rappenantilope

Eine in dieser Gegend seltene Rappenantilope

Die Dämmerung in Namibia zu beobachten war sehr beeindruckend. Die Sonne stürzt dem Horizont rasant entgegen. Von tagsüber 25°C sinken die Temperaturen rapide. Da am ersten Tag relativ viel Staub und Dunst in der Luft lag, gab es eine beeindruckende Dämmerung zu sehen. Farben die man in Mitteleuropa gar nicht wahrnimmt sind hier präsent. Auffällend war der violette Schimmer und das lange andauernde rote Farbband am Horizont. Nur 40min nach Sonnenuntergang war die Milchstraße mit ihren hellsten Bereichen bereits erkennbar. Eta Carinae und M 7 wurde als hellste Bereiche relativ bald erkennbar. Noch bevor das Abendessen begann, konnte ich einige tiefstehende Objekte im Pyxis und Puppis bestaunen.

Setup für die erste Nacht

Mein Setup für die erste Nacht - 14" Dobson + Liegestuhl für Fernglas-Beobachtungen

Die Nacht beginnt

Hier der Beweis - Südhimmel macht glücklich :-)

Die Nacht beginnt

Die Kamera offenbart ein beeindruckendes Farbspiel

NGC 2818 (PN) (Pyx) 11,6mag + NGC 2818A/Melotte 96 (OC) (Pyx)

Als erstes Objekt hatte ich mir mit NGC 2818 eine spannende Kombination aus Sternhaufen und PN ausgesucht. Rein historisch dürfte nur der PN mit der Bezeichnung gemeint sein. Der schwache Sternhaufen der als NGC 2818A oder Melotte 96 bezeichnet wird, fällt bereits beim hereinschwenken ins Feld auf, ohne das er einen hohen Kontrast zum Umfeld bietet. Er zeigt einige gerade Sternketten. Der PN ist bei genauerer Betrachtung bereits mit der Aufsuchvergrößerung erkennbar. Er steht relativ zentral im Sternhaufen und bildet mit den 3 hellsten Sternen im Haufen ein Trapez. Bei 148x erinnert mich an einen angebissenen Apfel. Das innere des PN ist dunkler, so dass man hier einen unterbrochen Ring vor sich hat. Die stark konische Form ist mir nicht aufgefallen.

NGC 2477 (Oc) (Pup) 5,8mag

Diesen fantastischen Sternhaufen konnte ich bereits von Neuseeland aus mit bloßem Auge erkennen. Im Teleskop zeigt bei 71x gleich was in ihm steckt. Ein sehr schöner Anblick. Gut 100 Sternen sind relativ gut aufgelöst im Gesichtsfeld erkennbar. Ein auffällig roter Stern steht am Rand des Haufens. Im Süden zeigt der Haufen mehrere dunkle Löcher.

Dann war Zeit für mein erstes Abendessen in Namibia. Bei leckeren Speisen und Kaminfeuer war die Unterbrechung der Beobachtung gut zu verschmerzen. Nach der Rückkehr an das Teleskop entdeckten wir leider, dass der 14" einen deutlichen Astigmatismus zeigt. Alpha Centauri erschien wahlweise als 4-fach Stern oder als Elipse und nicht als Doppelstern wie erwartet. Daher beschränkte ich mich für den Rest der Nacht auf kleine Vergrößerungen und Fenrglas-Beobachtung.

IC 2944/2948/ESO 94-SC5 (Neb + OC) (Cen)

Ohne UHC-Filter ist der Nebel kaum sichtbar. Mit UHC zeigt sich insbesondere der Teil IC 2948 um den hellen, eingebetteten Sternhaufen ESO 94-SC5 relativ deutlich und mit viel Detail. Die hellsten Bereiche finden sich südlich und östlich des Sternhaufens. Der Teil um Lambda Centauri trägt den Namen IC 2944 und ist nur als schwacher Ausläufer Richtung IC 2948 erkennbar. Der helle Stern muss dafür außerhalb des Feldes positioniert sein. 

IC 2944/-48

Zeichnung von IC 2944/48 am 14" Newton mit UHC-Filter

Gum 39 (Neb) (Cen)

Auf der Suche nach IC 2872 bin ich über den Nebel Gum 39 gestolpert. Dieser ist mit UHC relativ deutlich erkennbar. Von einem hellen Stern nach Norden ausgehend, erscheint er wie ein ausgebreiteter Fächer.

Danach stellte ich noch einige Schaustücke im Teleskop ein. Omega Centauri war trotz deutlichem Astigmatismus ein echtes Wow-Objekt. Das erste Mal, dass ich ihn in Einzelsterne aufgelöst gesehen habe. Den restlichen Abend verbrachte ich mit dem Erkunden des Südhimmels aus dem Liegestuhl. Mein 8-24x50 Zoom Fernglas, dass mich schon in viele Länder begleitet hat, war die perfekte Ausrüstung.

NGC  6397 (Gc) (Ara) 5,3mag

Bloßes Auge: Für das freie Auge heute ein herausforderndes Objekt und nur sehr schwach als Nebelfleck erkennbar. Indirektes Sehen notwendig.

10x50 Fernglas: Wunderbar aufgelöst. Im Zentrum dicht gedrängte, hellere Sterne. Um diese verstreuen sich zahlreiche schwächere Sterne in lockerer Form.

NGC  6067 (Oc) (Nor) 5,6mag

Bloßes Auge: Für das freie Auge heute ein herausforderndes Objekt und nur sehr schwach als Nebelfleck erkennbar. Indirektes Sehen notwendig.

10x50 Fernglas: Wunderbar aufgelöst. Im Zentrum dicht gedrängte, hellere Sterne. Um diese verstreuen sich zahlreiche schwächere Sterne in lockerer Form.

NGC  6087 (Oc) (Nor) 5,4mag

Bloßes Auge: Für das freie Auge heute ein herausforderndes Objekt und nur sehr schwach als Nebelfleck erkennbar. Indirektes Sehen notwendig.

10x50 Fernglas: Wunderbar aufgelöst. Im Zentrum dicht gedrängte, hellere Sterne. Um diese verstreuen sich zahlreiche schwächere Sterne in lockerer Form.

Nach unzähligen weiteren Eindrücken ging gegen Mitternacht der Mond auf. Mir steckte der 10h-Flug und die frühe Ankunft noch in den Knochen also ließ ich es bei diesen Eindrücken bewenden. Ich hatte immerhin noch 10 weitere Nächte vor mir. :-)

Clear skies
Matthias


* Visual Deep Sky Observing by Matthias Juchert: www.Serifone.de *