Beobachtung in Neuseeland am 22.02.2014

Instrumentarium: - 8-24x50 Zoom Fernglas, Canon EOS 400D

Beobachtungsort: Picton, Malborough, Südinsel Neuseeland - 41° südliche Breite, 30m Seehöhe


Zeit: 21.30 Uhr - 23.30 Uhr NZDT

Bedingungen: angenehm warm mit 17°C, fst 6m8, Aufhellung durch die umliegende Stadt, windig

Die zweite Möglichkeit zur Beobachtung Rahmen meines Neuseeland-Urlaubs ergab sich am 22.02. Nach der Überfahrt vom wie immer windigen Wellington auf die Südinsel, durchquerten wir mit dem Interislander die Malborough Sounds und kamen am späten Nachmittag in der netten Hafenstadt Picton an. Der Ort bot die typisch neuseeländische Atmosphäre mit einem Mix aus mediteranem Charme, brtischen Einflüßen und einer Priese Südsee. Nachdem gleich außerhalb der Stadt jungleartiger Wald beginnt, suchte ich mir eine halbwegs dunkle Straße in der Nähe des Hotels.

Wunderbare Abendstimmung vom Hotel in Picton


Die Stimmung war beeindruckend. Es war die erste mondlose Nacht unter südlichem Sternenhimmel und obwohl die Stadt mit ihren Straßenlampen störte war der Himmel fantastisch. Um mich herum raschelte es ohne Unterlass in den Gärten - Igel, Katzen und wer weiß was waren hier unterwegs. Die Milchstraße breitete sich über mir aus - von Sirius über das "Falsche Kreuz" bis sich dann nach dem Kreuz des Südens langsam hinter den Bäumen verschwindet. Erstmals sehe ich die Große (LMC) und die Kleine (SMC) Magellansche Wolke mit bloßem Auge hell und deutlich. Bei der LMC ist mit bloßem Auge eine deutliche Abzweigung erkennbar. Die SMC ist als länglicher, diffuser Fleck erkennbar. Direkt unterhalb der SMC ist auch der zweithellste Kugelsternhaufen des Himmels 47 Tuc (NGC 104) deutlich erkennbar.  

 

Der Himmel über Picton mit Carina Milchstraße und Großer Magellanscher Wolke

NGC 104 (Gc) (Tuc) 4,0mag (47 Tuc)

Bloßes Auge: Der berühmte Kugelsternhaufen ist mit bloßem Auge sofort auffallend neben der Kleinen Magellanschen Wolke erkennbar. Er erscheint heller als die Nachbargalaxie.

10x50 Fernglas: Interessanter Anblick. Wie ein heller Stern im Nebel. Brilliant für einen Kugelsternhaufen. An eine Auflösung ist leider nicht zu denken.

NGC 292 (Gx) (Tuc) 2,2mag (Kleine Magellanische Wolke - SMC)

Bloßes Auge: Heute deutlich mit bloßem Auge erkennbar. Die SMC erscheint als länglicher, diffuser Fleck und ist vergleichbar mit einer Milchstraßenwolke.

10x50 Fernglas: Mit dem Fernglas erscheint unsere Nachbargalaxie bereits ansatzweise strukturiert. Man kann eine etwas verbogene, längliche Nebelfläche erkennen. Nördlich des Zentrums ist ein deutlicher, konzentierter Nebel erkennbar - NGC 346. Nordöstlich davon am Rand der Galaxie kann ich einen weiteren, großen aber schwachen Nebel erkennen. Es handelt sich um das Gebiet um NGC 371 und NGC 395 die zu einer länglichen Nebelfläche verschwimmen.

Nachdem ich NGC 362 einfach nicht identifzieren kann mache ich mit den anderen Objekten der S0-Seite im Karkoscha weiter.

NGC 1291 = NGC 1269 (Gx) (Eri) 8,5mag

10x50 Fernglas: Nahe einiger 8-9m-Sterne ist hier ein schwacher, rund-ovaler Nebel erkennbar. Indirektes Sehen ist fast notwendig.

NGC 1851 (Gc) (Col) 7,1mag

10x50 Fernglas: Westlich eines markanten Stern-Paralellograms ist der Kugelsternhaufen sofort erkennbar. Er zeigt sich als recht heller, flächiger Nebelball mit hellem Zentrum.

NGC 2516 (Oc) (Car) 3,8mag

Bloßes Auge: Ein ziemlich heller Sternhaufen für das bloße Auge. Er erscheint etwas länglich und an der Ostseite ist bereits 1 Stern aufgelöst.

10x50 Fernglas: Einer der schönsten Sternhaufen des Himmels für das Fernglas. Es sind zahlreiche helle und schwache Sterne aufgelöst. Die vier hellen Sterne nördlich des Haufens erwecken den Eindruck, als wenn sie ein Becher wären, aus dem Edelsteine in Form von NGC 2516 geschüttet werden. Sehenswert.

Die Große Magellansche Wolken(LMC)  und die Kleine Magellansche Wolke (SMC) mit ansatzweise erkennbaren Einzelobjekten

 

ESO 56-115 (Gx) (Dor) 0,0mag (Große Magellanische Wolke - LMC)

Bloßes Auge: Deutlich mit bloßem Auge erkennbar. Größer und etwas heller als die Kleine Magellansche Wolke. Vom Balken der Galaxie her ist ein Spiralarm in Form einer kleinen Abzweigung erkennbar. Hier ist mit dem Tarantelnebel NGC 2070 auch das hellste Einzelobjekt erkennbar.

10x50 Fernglas: Der Anblick der LMC im Fernglas ist eher mit dem der Milchstraße mit bloßem Auge vergleichbar als mit einer Galaxie im Teleskop. Im Hauptbalken finden sich zahlreiche Nebelflecken. Etwas abgesetzt findet sich der herrausragende Tarantelnebel NGC 2070. Von diesem ziehen sich paralell zum Balken weitere Nebel - teilweise auch deutlich von der Galaxie abgesetzt.

NGC 2070 (Neb) (Dor) 5,0mag (30 Doradus - Tarantelnebel)

Bloßes Auge: Abgesetzt vom Balken der LMC ist hier in fast 180.000 Lichtjahren Entfernung fantastischer Weise ein Einzelobjekt einer Nachbargalaxie zu sehen. Das Objekt ist noch dazu flächig wahrnehmbar.

10x50 Fernglas: Mit Abstand hellster Nebel innerhalb der LMC. NGC 2070 erscheint kompakt, rund-oval und besitzt ein helles Zentrum. Von der fantastischen Struktur ist jedoch noch nichts erkennbar.

*Zwischendurch reißt mich ein vorbeifahrender Pickup aus den Deep-Sky-Träumen. Auf der Ladefläche stehen einige kreischende Teenies - nachdem der Wagen kurz stoppt und die Leute mich begutachten fahren Sie weiter - vorerst ...*

IC 2602 (Oc) (Car) 1,6mag (Theta Carinae Cluster - Südliche Plejaden)

Bloßes Auge: Der Sternhaufen ist zumindest mit bloßem Auge nicht mit den "nördlichen" Plejaden vergleichbar. Der 2m7-helle Hauptstern Theta Carinae überstrahlt den Haufen fast. Um ihn herum sind etwa 5-6 Sterne erkennbar.

10x50 Fernglas: Im Fernglas zeigt sich ein brillianter Sternhaufen, der in 2 Gruppen geteilt ist. Östlich vom Hauptstern findet sich eine abgetrennte Gruppe aus 5 hellen Sternen, die wie die "5" auf einem Spielwürfel angeordnet sind. Um den Hauptstern selbst finden sich einige schwache und mittelhelle Sterne. Insgesamt sind etwa 25-30 Haufenmitglieder erkennbar.

NGC 3532 (Oc) (Car) 3,0mag

Bloßes Auge: NGC 3532 ist am südlichen Sternhimmel ein auffälliges Objekt - vielleicht am ehesten vergleichbar mit h und chi Persei am Nordhimmel. Es zeigt sich ein heller, länglicher Nebel westlich des hellen Sterns x Carinae. Dieser gehört übrigens nicht zum Sternhaufen, sondern liegt trotz seiner Helligkeit fast 7x weiter im Hintergrund!  

10x50 Fernglas: Sehr schönes Objekt für das Fernglas. Zahlreiche Sterne sind aufgelöst. Der Haufen ist deutlich länglich und teilt sich in 2 Gruppen auf. In einem Teil befindet sich ein recht heller Stern. 

NGC 3114 (Oc) (Car) 4,2mag

Bloßes Auge: Ein weiterer einfacher Sternhaufen für das bloße Auge in der Carina-Milchstraße, aber NGC 3114 ist nicht ganz so auffällig wie etwa NGC 3532. Er erscheint als flächiger Nebel.

10x50 Fernglas: Das bekannte Spiralmuster ist im Fernglas noch nicht erkennbar. Ausgehend von einem hellen Stern und einem Doppelstern zieht sich eine gebogene Sternkette bis zu einem weiteren hellen Stern. Nördlich dieses Bogens sind einige schwächere Sterne erkennbar. Insgesamt sind zahlreiche, schwächere Sterne in lockerer Anordnung aufgelöst.

Die Sehenswürdigkeiten des Südens - Centaurus, der Kohlensack, das Kreuz des Südens und der Eta Carinae Nebel

NGC 3293 (Oc) (Car) 4,7mag

Bloßes Auge: Nach genauem Abgleich mit der Karte ist NGC 3293 einfach als kompakter, aber deutlich non-stellarer Nebel nordwestlich des Eta Carinae Nebels erkennbar. Das den Sternhaufen großflächig umgebende Sterntrapez hilft bei der Ortung.

10x50 Fernglas: Im Fernglas zeigt sich ein kompakter Sternknoten aus wenigen, hellen Sternen. Er ist gerade aufgelöst, braucht aber mehr Vergrößerung um die Beobachtung sinnvoll zu gestalten.

NGC 3372 (Neb) (Car) 3,0mag (Eta Carinae Nebel)

Bloßes Auge: Der Eta Carinae Nebel ist eindeutig als hellster Nebelfleck in der südlichen Milchstraße erkennbar.

10x50 Fernglas: Im nordlichen Teil ist mit dem Fernglas eher ein lockerer Sternhaufen erkennbar, während im südlichen Teil eher der Nebel dominiert. Im Nebel finden sich zahlreiche schwache Sterne und weitere Sternhaufen. Insgesamt ein sehr komplexes Objekt, dass ich beim nächsten Südhimmelbesuch genauer unter die Lupe nehmen muss.

NGC 2808 (Gc) (Car) 6,2mag

10x50 Fernglas: Der Kugelsternhaufen ist mit dem Fernglas einfach als heller Nebel erkennbar. Er zeigt ein recht helles Zentrum und wird nach Norden und Süden jeweils von einem - von ihm weg weisenden - Sternbogen eingerahmt.

Nach diesen tollen Beobachtungen kam leider der Pickup mit den betrunkenen Teenagern wieder - dieses Mal stieg ein Mädchen herunter, rannte direkt auf mich zu um mich dann anzustarren und lachend wieder davon zu rennen. Ich muss schon ungewöhnlich gewirkt haben, mit meinem Stativ und den ausgebreiteten Astrobüchern am dunkelsten Fleck der Straße. Ich hatte für diesen Abend ohnehin genug beobachtet und am nächsten Tag wartete die lange Fahrt nach Christchurch. Aber die südliche Milchstraße sollte ich schon einige Tage später wieder zu gesicht bekommen.

Clear skies
Matthias


* Visual Deep Sky Observing and CCD-Imaging - by Matthias Juchert: www.Serifone.de *