Instrumentarium:
- 12,5"
GAT Dobson, 8x50 Fernglas
Beobachtungsort: Schneealpe
- Parkplatz / Österreich 47°37' n.B - 1400m Seehöhe
Beobachter: Matthias Juchert, Harald Rottensteiner
Bedingungen: Die Schneealpe bietet als steil aufragendes Massiv in der nordöstlichen Steiermark ziemlich gute Bedingungen für astronomische Beobachtungen. Die Lichtglocken der Großstädte Wien und Graz sind außer Sichtweite, allerdings stört das Mürztal, mit der durch ein Tal noch direkt sichtbaren Stadt Mürzzuschlag doch merklich den Südosthorizont. Die Quell- und Cirruswolken vom Tage lösten sich nach und nach auf, allerdings lag über den Tälern hochreichender Dunst, der den Himmel zu Beginn der Beobachtung bis etwa in den Bereich von Leo und Virgo unbrauchbar machte. Im Zenit und Norden dagegen zeigte sich, was hier möglich ist. Schön transparent mit einer freisichtigen Grenzgröße von 6m9 in Ursa Major. Im Laufe der Nacht wurde der Himmel aber auch im Süden besser. Die Temperatur bot mit 8°C um Mitternacht einen interessanten Kontrast zu der Meterhohen Schneewehe die hinter dem Parkplatz lag.
Beobachtung:
Zeit: 22.30 Uhr - 2.30 Uhr MESZ
Die Anfahrt zur Schneealpe gestaltet sich vom Wiener Becken schon recht lang, ist dafür dank der gut ausgebauten Semmering-Schnellstraße und der tadellosen, mautpflichtigen Bergstraße doch recht angenehm. So genossen wir erst mal in aller Ruhe den Himmel ehe wir uns an die Detailbeobachtungen machten.
Komet 73P/Schwassmann-Wachmann
Nachdem ich diesen spektakulären Kometen bislang nur vom Wiener Stadtrand aus beobachten konnte, war ich gespannt auf die Beobachtungen unter dunklem Alpenhimmel. Mit den hervorragenden Aufsuchkarten von Michael Hahns Kometenseiten war es einfach, die beiden hellsten Fragmente B und C in der Nähe von Alpha CrB mit dem 8x50 Fernglas aufzuspüren. 73P-C war als auffälliger Nebel im Feld erkennbar, jedoch störte der helle Stern merklich. 73P-B war eher diffus und nicht ganz so auffällig, aber bei Kenntnis seiner Position deutlich. Im Teleskop wurde die Beobachtung dann zu einem visuellen Fest.
73P - Komponente C
Einen Abend zuvor konnte ich es aus
der Wiener Innenstadt heraus nicht einmal ansatzweise mit dem 2,5"
Refraktor oder einem 10x70 Fujinon erkennen. Hier sieht die Welt anders aus.
Bei 92x sehr beeindruckend. Das Kometenbruchstück dominiert das Gesichtsfeld.
Es zeigt einen ziemlich hellen Kern, der sich zum Beobachtungszeitpunkt genau
zwischen einem 11m und einem 12m-Stern befand. Der Schweif konnte deutlich
über eine Länge von 10' verfolgt werden, und wuchs indirekt auf über 15'. Hier
findet sich eine Vergleichsaufnahme von Alexander Pikhard die fast genau zum
Beobachtungszeitpunkt entstand.
73P-C - Zeichnung am 12,5" gegen 23.10h MESZ - Matthias Juchert
73P - Komponente B
Auf Anhieb erkennt man deutliche Unterschiede zum Fragment C. Komponente B ist
etwa 1-2 Größenklassen schwächer und der Kern nicht so dominant wie bei
73P-C. Dieser ist auf den ersten Blick bereits länglich sichtbar. Zudem
erscheint der Schweif etwas weiter aufgefächert als bei C. Leider habe ich
nicht in den Kern hineinvergrößert um das Zerbrechen des Kerns genau zu
erkennen.
73P-B - Zeichnung am 12,5" gegen 23.20h MESZ - Matthias Juchert
Das Bruchstück G haben wir zwar gesucht, aber keiner von uns hat auch nur eine Andeutung an der Position erkennen können.
Einige interessante Galaxien in Ursa Major
Da der Himmel im Zenit wunderbar klar ist, steuert Harry M 101 an - eine gute Idee. Auch wenn wir keine genaue Aufsuchkarte zur Hand hatten, so konnte man doch schon enormes Detail entdecken.
M 101 (NGC 5457) (Gx) (UMa) 7,5mag
Nur in der ersten Sekunde denkt man noch, dass die Details schwierig sichtbar
sind. Nach und nach ergibt sich dann aber ein atemberaubendes Spektakel im
Okular. Zunächst ist bei 92x die Windung der Arme im Uhrzeigersinn deutlich.
Ein markant heller Sterne nahe des Zentrums markiert die Nordrichtung. Direkt
östlich dieses Sterns zweigt nach Norden der deutlichste Spiralarm ab. Etwas
außerhalb scheint sich dieser Arm zu teilen, wobei ein Fragment gerade nach
Norden weiterläuft, während das andere Fragment (in Wirklichkeit ein eigener
Spiralarm) sich in deutlicher Windung um den Kern nach Südosten zieht. Der
östlichste, der Spiralarme wird mehr durch seine HII-Regionen definiert.
Diese tragen die Bezeichnungen NGC 5461 und NGC 5462 und erscheinen als
länglich-ovale, helle Knoten. Eine weitere imposante HII-Region findet sich
südöstlich - deutlich abgesetzt von der Galaxie. Sie ist mit NGC 5447
bezeichnet, findet sich nahe eines hellen Sterns und ist mit Abstand der
größte Nebelknoten in der Galaxie. Indirekt fällt etwas nördlich davon -
ebenfalls schon separiert von der Galaxie - noch die HII-Region NGC 5449 auf
(flächig allerdings ziemlich schwach).
NGC 3718 (Gx) (UMa) 10,6mag
Eine große und helle Galaxie, die bei Aufsuchvergrößerung zusammen mit der
Galaxie NGC 3729 im Gesichtsfeld zu finden ist. Details sind nicht so leicht
erkennbar wie erhofft. Bei 217x erscheint das Objekt gemottelt. Das Staubband
im Kernbereich ist nur indirekt momentweise zu erkennen. Dann kann ich aber
sogar eine gewisse "nicht-linearität" erkennen mit leicht gebogenen
Staubarmen. Nach Südosten und Südwesten hin scheint der helle Teil die
Galaxie spitz zuzulaufen - vielleicht vergleichbar mit einem geflochtenen
Zopf. Die Annahme das dies die Spiralarme seien stellte sich bei
nachträglicher Konsultation des DSS-Bildes als Irrglaube heraus. Die
schwachen Arme die auf Fotos so schön hervortreten, sind mir visuell nicht
aufgefallen. Nur wenig südwestlich der Galaxie findet sich im nahezu
sternenleeren Raum die kompakte Galaxiengruppe Hickson 56.
NGC 3718, NGC 3729 und Hickson 56 - Zeichnung am 12,5" - Matthias Juchert
NGC 3729 (Gx) (UMa) 11,0mag
NGC 3729 befindet sich bei geringer Vergrößerung zusammen mit der helleren
und größeren Nachbargalaxie NGC 3718 im Gesichtsfeld. Der Nebel erscheint
bei 217x trotzdem deutlich direkt. Er zeigt eine ovale bis längliche Form mit
einem länglichen, hellen Zentralbereich, der auffällig in Richtung eines
südlich vorgelagerten Sterns verschoben ist.
*Dann zur Hickson-Gruppe, die Harry bereits ohne Kenntnis ihrer Position beim hereinschwenken ins Feld entdeckte.*
Hickson 56a (Gx) (UMa) 16,1mag
Die dritthellste Komponente dieser
Hickson-Gruppe ist bei 338x nur indirekt erkennbar. Das Objekt fällt jedoch
auf, wenn man b und c/d gut halten kann. Die längliche Form habe ich nicht
bemerkt. Vielmehr erschien das Objekt nur als undefinierter, diffuser Nebel.
Hickson 56b (Gx) (UMa) 14,9mag
Das hellste Mitglied kann gleichzeitig als
Aufsuchhilfe dienen. Ich habe den sehr hellen Kern der Galaxie bei 169x
zunächst mit einem Stern verwechselt. Bei 338x ist das Objekt deutlich
non-stellar und von einem schwachen runden Halo umgeben.
Hickson 56c/d (Gx) (UMa) 15,8/16,8mag
Die Galaxien Hickson 56c und b bilden ein
visuell selbst bei 338x nicht trennbares Paar. Sie erscheinen als
zusammenhängender, länglicher Nebel und sind nach Hickson 56b am einfachsten
erkennbar. Indirektes Sehen ist in jedem Fall notwendig.
Hickson 56e (Gx) (UMa) 16,4mag
Hickson 56e ist die schwächste Komponente
und erfordert 338x und indirektes Sehen. Dann kann ich sie zu etwa 25% der
Zeit halten. Visuell bildet sich eine Dreierkette mit den Komponenten b und
c/d, während a etwas abseits steht.
Zum Abschluss gönnten wir uns noch einen Blick auf Jupiter, der uns bei 338x und sehr gutem Seeing wirklich die Schuhe auszog. :-) Wenn selbst Harry, der nicht gerade Planetenliebhaber ist zu einem herzlichen "Bist du deppert" ausholt, zeigt das, dass die sichtbaren Feindetails alles übertrafen, was wir beide bislang visuell vom Planeten gewohnt waren. Dann noch schnell ein Test mit bloßem Auge - M 13 deutlich, M 3 indirekt erkennbar - ebenso wie M 92. Damit war die erste Testnacht auf der Schneealpe erfolgreich absolviert und wir machten uns auf den Heimweg. Keine Frage - der Platz hat potential und sollte uns schon in der Folgenacht wiedersehen.
Clear skies
Matthias
* Visual Deep Sky Observing and
CCD-Imaging: www.Serifone.de
*
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