Instrumentarium:
- 12,5"
GAT Dobson
Beobachtungsort: Hohe
Wand - Parkplatz Wildgehege / Österreich 47°50' n.B - 1000m Seehöhe
Beobachter: Matthias Juchert, Harald Rottensteiner
Bedingungen: Es war ein düsterer, grauer Tag in Wien und obwohl der Kalender schon Dezember zeigte, trifft es die Bezeichnung Novemberwetter am besten. Kurz um - die Flucht in eine Region oberhalb der Hochnebeldecke war unumgänglich. Das ist leider gar nicht so leicht, wenn viele hoch gelegene Beobachtungsplätze aufgrund des Wintereinbruchs nicht mehr erreichbar sind. Die Hohe Wand bildet da eine der wenigen Ausnahmen. Während es bei der Auffahrt noch nicht nach einer Beobachtungsnacht aussah, sahen wir - bereits auf dem Hochplateau angelangt - endlich den ersehnten Sternenhimmel! Der Hochnebel reichte heute bis auf 900m hinauf, und sank später etwas ab. Auf der Hohen Wand lag der Schnee gute 30-40cm. Temperatur bei -5°C. Trotz der merklichen Lichtverschmutzung durch die Nachtskipiste am Semmering (siehe unten) war die Nacht wunderschön klar mit freisichtiger Grenzgröße von 6m5.
Beobachtung:
Zeit: 20.00 Uhr - 23.30 Uhr MESZ
Es war eine richtig traumhafte Winterstimmung dort oben mit all dem Schnee, den Nadelbäumen und der Milchstraße über unseren Köpfen. Zudem habe ich festgestellt dass die vorhandene Toilette im Besucherzentrum am Wildgehege nicht nur gefliesst, sondern sogar mit einem Heizstrahler ausgestattet ist! :-) Kurz um ein richtig komfortabler Beobachtungsplatz. Zunächst waren Harry und ich allein - später gesellte sich noch ein weiterer Sternfreund mit seinem C8 hinzu.
Lichtverschmutzung durch die Nachtskipisten am Semmering
Bevor es losging fuhren wir noch zum Waldeggerhaus an der Westseite der Hohen Wand, um uns ein Bild von der Lichtverschmutzung durch die Nachtskipiste am Semmering zu machen. Ich war ziemlich erschrocken, wie hell der Lichtkegel über eine Entfernung von 30-40km hinweg sichtbar ist. Die linke Aufnahme entstand gegen 20 Uhr bei klarem Himmel, die rechte Aufnahme bei bedecktem Himmel und abgedrehter Beleuchtung gegen 23.30 Uhr . Beide Aufnahmen wurden 20sec bei ISO 400 mit einer Pentax Optio 555 belichtet. Mehr zum Thema findet sich unter folgendem Link der WAA.
20.00 Uhr - die Nachtskipiste erzeugt trotz vollständig klarem Himmel eine mächtige Lichtglocke bis in 30° Höhe | 23.30 Uhr - nach Abschaltung der Beleuchtung ist der Himmel trotz Aufzugs tiefer Wolken deutlich dunkler. Die gelbliche Lichtglocke stammt von Neunkirchen |
Das farbenfrohe Lichtspiel der Ortschaften unterhalb der Hochnebeldecke ist beeindruckend
Tour durch den Perseus Galaxienhaufen Abell 426
Abell 426 - der Perseus Galaxienhaufen gilt als einer der reichsten Galaxienjagdgründe für visuelle Beobachter. Der Haufen ist ein Element des Pisces-Perseus-Superclusters. Er wird von der elliptischen Galaxie NGC 1272 und vor allem der extravaganten S0-Spirale NGC 1275 dominiert. Ich hatte den Haufen vor einigen Jahren bei durchschnittlichen Bedingungen mit dem 8" beobachtet und schnell festgestellt, dass es ziemlich schwierig ist, die schwächeren NGC-Galaxien herauszuarbeiten. Für diesen Abend war Abell 426 die optimale Wahl, und wir könnten neben den bekannten Galaxien auch noch einige unbekanntere Nebel "entdecken".
Zeichnung des Zentralbereichs von Abell 426 am 12,5" Dobson bei 169x - © by Matthias Juchert 2005
NGC 1275 (Gx) (Per) 11,7mag
Hellste Galaxie in Abell 426. Die
HST-Aufnahmen sind wirklich beeindruckend. Das Objekt fällt visuell bereits
bei 47,5x im relativ dichten Sternfeld auf. Es zeigt sich ein heller,
länglich-ovaler Nebel mit ausgeprägtem Zentralgebiet. Ein schwacher Stern
projiziert sich im Westen direkt auf die Außenbereiche des Halos. Die
Galaxienstraße von Abell 426 tangiert das Objekt im Norden und ist bis weit
in westliche Richtung zu verfolgen.
NGC 1278 (=IC 1907)(Gx) (Per) 12,6mag
Diese Galaxie bildet ein enges Paar mit der
schwächeren NGC 1277 und befindet sich 3' nördlich von NGC 1275. Das Objekt
ist bei 169x gerade noch direkt zu erfassen. Die Galaxie besitzt einen ovalen
Halo und einen ausgeprägten Kern.
NGC 1277 (Gx) (Per) 13,8mag
Diese Galaxie bildet die schwächere
Komponente eines engen Paares mit NGC 1278. Erst nach einiger Beobachtung und
indirektem Sehen tritt das Objekt deutlich hervor. Es erscheint als schwacher,
länglicher Nebel mit hellem Kern.
CGPG 0316.7+4123
(Gx) (Per) 16,3B mag
Ohne Aufsuchkarte bei genauem Studium der
Umgebung von NGC 1278 entdeckt! Die sehr schwache Galaxie erscheint als
südlichster, unscharfer Nebel einer kleinen Dreikette mit einem 13m u. einem
14m-Stern. Bei 169x ist das Objekt gerade flächig.
NGC 1279 (Gx) (Per) 15,0mag
Eine der schwächsten NGC-Galaxien in Abell
426. Erst nach einiger Beobachtung wird die Galaxie bei 169x und indirektem
Sehen erkennbar. Der Nebel erscheint länglich und ohne ausgeprägtes Zentrum.
NGC 1274 (Gx) (Per) 14,1mag
NGC 1274 ist eine weiterer, ziemlich
schwacher Nebel im Zentrum von Abell 426. Das Objekt ähnelt NGC 1279, ist
jedoch heller und besitzt zudem einen deutlich helleren Zentralbereich.
MCG+07-07-061
(Gx) (Per) 15,2B mag
Diese Galaxie wird von vielen Quellen
fälschlicher Weise als IC 1907 bezeichnet. Sie befindet sich knapp nördlich
des Zentrums von Abell 426 und wurde von uns zufällig entdeckt, obwohl sie
nicht auf der Karte verzeichnet war. Die Galaxie erscheint als schwaches,
diffuses Objekt in der nähen eines markanten Sterndreiecks.
NGC 1272 (Gx) (Per) 12,0mag
Die zweithellste Galaxie des
Perseus-Galaxienhaufens ist visuell ganz unspektakulär. Sie ist bereist bei
47,5x einfach erkennbar, und erscheint bei 169x als großer, ovaler Nebel mit
hellem Zentrum.
NGC 1273 (Gx) (Per) 13,3mag
NGC 1273 ist praktisch die kleinere und
schwächere Kopie von NGC 1272. Beide Objekte ähneln sich aber ansonsten im
rundlich-diffusen Erscheinungsbild. Erst nach längerer Betrachtung fällt
auf, dass das Zentrum der Galaxie weniger kräftig ausgeprägt ist, als dass
der meiste Nachbargalaxien.
NGC 1281 (Gx) (Per) 13,8mag
NGC 1281 ist dank ihrer Lage, nur 1'
östlich eines 10m-Sterns besonders leicht zu finden. Trotz der angegebenen
Helligkeit von 13m8 und der störenden Wirkung des Sterns, ist die Galaxie
knapp mit direkter Sicht erkennbar. Es handelt sich um einen kleinen,
flächenhellen Nebel mit länglicher Gesamtform.
*Danach ging es weiter Richtung Osten zu einem interessanten Dreieck von Galaxien, die sich mir auf den ersten Blick nur bruchstückweise erschließen wollten.*
NGC 1267 (Gx) (Per) 13,1mag
Hellste Galaxie einer etwas kniffeligen
Dreiergruppe mit NGC 1268 und NGC 1270. Sie befindet sich am Westrand eines
Sternbogens, der sie mit NGC 1270 verbindet. Die Galaxie erscheint recht
schwach aber deutlich, oval und besitzt ein helles Zentrum.
NGC 1270 (Gx) (Per) 13,3mag
Zweithellste Galaxie der Dreiergruppe mit
NGC 1267 und NGC 1268. Die Galaxie erscheint schwach und erfordert schon fast
indirektes Sehen. Mit der ovalen Gesamtform ähnelt sie fast NGC 1267.
Allerdings ist ihr Kern deutlich schwächer ausgeprägt.
NGC 1268 (Gx) (Per) 13,8mag
Der schwächste Nebel in der Dreiergruppe
mit NGC 1267 und NGC 1270. Man erkennt auf Anhieb dass es sich hier nicht um
eine, der in Galaxienhaufen typischen E oder S0-Galaxien handelt. Der ovale
Nebelschimmer zeigt fast kein aufgehelltes Zentrum. Es handelt sich um eine
Balkenspirale! Visuell erscheint NGC 1268 als größter der drei Nebel und
setzt indirektes Sehen zwingend zur Wahrnehmung voraus.
NGC 1271 (Gx) (Per) 14,2mag
Etwas abseits des Zentralgebiets gelegen,
erscheint NGC 1271 mit indirektem Sehen als kleiner, ziemlich schwacher Nebel.
Die längliche Form ist eindeutig erkennbar. Ein deutlicher Kern lässt sich
nicht erkennen, jedoch zeigt die Galaxie insgesamt eine etwas höhere
Flächenhelligkeit.
NGC 1282 (Gx) (Per) 12,7mag
NGC 1282 bildet ein Paar mit NGC 1283. Die
Galaxie ist bereits bei 47,5x erkennbar, und zeigt sich als recht deutlicher,
mittelgroßer Nebel mit ovaler Gesamtform und recht hellem Zentrum.
NGC 1283 (Gx) (Per) 13,8mag
NGC 1283 ist der schwache Begleiter von NGC
1282. Die Galaxie ist jedoch mit indirektem Sehen noch gut erkennbar. Sie
zeigt eine runde Gesamtform mit schwacher, zentraler Aufhellung. Zwei schwache
Sterne begrenzen sie nach Norden hin.
*Mittlerweile entdecken wir überall im Feld Galaxien. Teilweise sind diese vermeintlichen Objekten nur schwache Sterne, aber in manchen Fällen ist die Galaxiennatur klar erkennbar.*
UGC 2673 (Gx) (Per) 15,6mag
Dieses Objekt befindet sich südlich des
Paars NGC 1282/1283, und findet sich bereits in deutlichem Abstand zum Zentrum
von Abell 426. Die Galaxie ist überraschend deutlich erkennbar und wurde bei
der Beobachtung ohne Aufsuchkarte "entdeckt". Sie findet sich direkt
südwestlich eines hellen, weiten Doppelsterns. Bei 169x zeigt der Nebel
indirekt deutlich seine länglich-ovale Gestalt. Das hellere Zentralgebiet
deutet sich an.
NGC 1293 (Gx) (Per) 13,5mag
Das Galaxienpaar NGC 1293 und NGC 1294
findet sich mit 20' Distanz schon in deutlichem Abstand zu den zentralen
Galaxien von Abell 426. Die beiden Galaxien sind ein perfektes Zwillingspaar,
was die Größe, Helligkeit und Erscheinung anbetrifft. In beiden Fällen
handelt es sich um schwache, rund-ovale Nebel mit einem schwachen, stellar
erscheinendem Zentrum. NGC 1293 wird nach Norden und Westen hin, jeweils von
einem 13m-Stern eingerahmt.
NGC 1294 (Gx) (Per) 13,4mag
Das Galaxienpaar NGC 1293 und NGC 1294
findet sich mit 20' Distanz schon in deutlichem Abstand zu den zentralen
Galaxien von Abell 426. Die beiden Galaxien sind ein perfektes Zwillingspaar,
was die Größe, Helligkeit und Erscheinung anbetrifft. In beiden Fällen
handelt es sich um schwache, rund-ovale Nebel mit einem schwachen, stellar
erscheinendem Zentrum.
IC 313 (Gx) (Per) 14,1mag
Eine schwache Galaxie, die aber dank ihres
Erscheinungsbildes deutlich im Gesichtsfeld auffällt. IC 313 erscheint
nämlich auf den ersten Blick wie ein schwacher Kugelsternhaufen mit einigen
aufgelösten Mitgliedern. Dieser Eindruck rührt von den schwachen Sternen im
Halo der Galaxie her. Der Nebel ist bei 169x deutlicher, als es die Helligkeit
vermuten lässt.
IC 316 (Gx) (Per) 14,1mag
Südwestlich einer Dreierkette von
schwachen Sternen zeigt sich dieser, visuell weitestgehend unspektakuläre
Nebel. Indirektes Sehen ist bei 169x notwendig, um den recht großen, ovalen
Schimmer wahrzunehmen.
Insgesamt 21 Galaxien konnten wir also in dieser schönen Nacht in Abell 426 beobachten. Es macht wirklich Freude, auch mal Nebel zu entdecken, die nicht auf der Aufsuchkarte verzeichnet sind. Spannend auch - bei der nächtlichen Nachbetrachtung entdeckten Harry und ich, dass wir teils völlig unterschiedliche Galaxien im weiten Feld "entdeckt" hatten. Fest steht, dass Abell 426 sicher noch für mindestens eine Nacht gut ist, und hätten uns unsere gefrorenen Zehen und die aufziehenden Wolken nicht davon abgehalten, so hätten wir sicherlich noch mehr entdecken können. So bleibt die Freude auf die nächste Beobachtungsnacht.
Clear skies
Matthias
* Visual Deep Sky Observing and CCD-Imaging: www.Serifone.de *