Instrumentarium:
- 8"
f/6 MEADE Starfinder EQ
Beobachtungsort:
Mittelmark/Brandenburg 52°19' n.B - 35m Meereshöhe
Bedingungen: Ein Orkantief über der Nordsee sorgte auch im Nordosten Deutschlands für sehr kräftigen Wind. Bei diesem Sturm wären Beobachtungen auf dem freien Feld ein sinnloses Unterfangen, und so wurde daheim im geschützten Garten beobachtet. Auch hier waren die 7 Bft, die der Wind im Mittel(!) hatte noch arg zu spüren. Mal war es ruhig, dann ruckte es wieder heftigst am Tubus. Dafür war die Nacht außergewöhnlich klar. Trotz Ortsrandlage konnte ich in UMi Sterne bis 6m5 erkennen! Auch die Horizontsicht war außerordentlich - absolut saubere Luft! M 41 war aus dem Ort heraus freisichtig erkennbar. Der Wind beseitigte alle Anzeichen von Dunst. Später zogen am Nord- und Westhimmel Wolkenfelder auf, die meine Beobachtungen jedoch nicht störten. Mit +7°C war es ungewöhnlich mild für eine Januar-Nacht!
Beobachtung:
Zeit: 01.20 Uhr - 03.30 Uhr MEZ
Nachdem ich einen halbwegs windgeschützten Platz gefunden hatte und mich einige Zeit am Kometen C/2004 Q2 Machholz erfreute (einfach freisichtig erkennbar), gönnte ich mir noch einige Objekte im Herbststernbild Eridanus, das aufgrund der schlechten Witterung der letzten Monate viel zu kurz gekommen ist.
NGC 1788 (Neb) (Ori)
Bei 50x ist hier zunächst ein recht
heller, relativ kleiner Nebel um einen 10m-Stern erkennbar. Bei genauerer
Betrachtung fällt auf, das der Nebel sich vom hellen Stern in einem
südöstlichen Bogen erweitert. Ab 98x wird ein zweiter etwa 12m heller Stern
im Nebel erkennbar, der sich östlich des helleren befindet. Um diesen herum
befinden sich die hellsten Teile des Nebelkomplexes. Mit dem UHC-Filter zeigt
sich kein nennenswerter Kontrastgewinn - es dürfte also hauptsächlich um
einen Reflexionsnebel handeln.
[ NGC 1788 bei 98x am 8" f/6 Newton - Matthias Juchert ]
NGC 1700 (Gx) (Eri) 11,2mag
NGC 1700 ist schon bei 50x erkennbar. Bei
126x zeigt sie sich als recht helle Galaxie mit stellarem Kern, und 2:1
elongiertem, recht hellen Zentralgebiet. Der schwache äußere Halo der
Galaxie ist visuell kaum sichtbar.
*NGC 1699 war beim besten Willen nicht zu erkennen. Der nahe helle Stern, und die geringe Höhe beeinträchtigten wohl die Sichtbarkeit.*
NGC 1694 (Gx) (Eri) 14,3mag
Dieses Objekt findet sich in einem
schönen, auffälligen Sternmuster, das ungefähr an einen Baum erinnert. Im
Ansatzbereich der Krone ist bei 126x ein ziemlich schwacher, kleiner Nebel
erkennbar. Er ist zu etwa 40-50% der Zeit indirekt zu halten, und zeigt einen
deutlich helleren, fast sternförmigen Kern.
Übersehene Sternhaufen zwischen Monoceros und Puppis
Zwischen den Sternbildern Monoceros und Puppis bietet der Winterhimmel zwei lange unbekannte Sternhaufen, die von all den großen visuellen Beobachtern des 18. und 19. Jahrhunderts übersehen wurden, und erst in der Liste von Melotte unter den Nummern 71 und 72 erwähnt werden. Es handelt sich um zwei ganz besonders lohenswerte Ziele die schon mit relativer kleiner Optik eindrucksvoll erscheinen!
Melotte 72 (Oc) (Mon)
Sehr schöner Anblick schon bei 50x. Springt sofort als schwacher, reicher
Sternhaufen ins Auge! Mit indirekter Sicht ist er in einen dichten Schwarm
schwacher Sterne aufgelöst. Die Gesamtform zwischen einigen hellen Sternen
kann man am ehesten als dreieckig bezeichnen. Spätestens bei 98x zerfällt
das Objekt in zwei Teile, die von einem Dunkelraum getrennt werden. Der
östliche Teil besteht aus einer Nord-Süd ausgerichteten Kette, die auch die
hellsten Haufenmitglieder beinhaltet. Westlich des Dunkelraums schließt sich
eine dichte Kondensation schwacher Sterne an, die teilweise unaufgelöst und
nebelig verbleibt.
*Nachdem ich weder bei Collinder 467 (trotz verbesserter Position aus "Star Clusters") noch bei Czernik 30 (zu schwach?) visuell erfolgreich war, senkte sich der Tubus zum zweiten Melotte-Haufen - bereits südlich im Sternbild Puppis angesiedelt.*
Melotte 71 (Oc) (Pup)
Etwas mehr als 1° südlich des Nachbarsternhaufens Melotte 72, findet sich
Melotte 71 - auf den ersten Blick der größere, und hellere, der beiden
Sternhaufen. Mit 50x zeigt sich ein großer, rundlicher Sternhaufen, der nach
Südwesten durch ein Dreieck heller Sterne begrenzt wird. Eine Sternkette
beginnt im Haufenzentrum, und verlässt diesen dann in südöstliche Richtung.
Der Sternreichtum ist unübersehbar - selbst bei 191x gelingt die
vollständige Auflösung nicht.
Ruprecht 24 (Oc) (Pup)
Ruprecht 24 ist ein visuell eher unscheinbares Objekt. Bei 50x sind die
Haufensterne noch zu schwach und erscheinen beinahe nebelig. Erst bei 126x
tritt die Sterngruppe als ringförmige Anordnung von 10-12 schwachen
Mitgliedern um zwei 10m-Sterne hervor. Westlich befindet sich der 8m-Stern SAO
153006.
Galaxienjagd im Sternbild Puppis
Puppis ist das Sternbild, das die meisten offenen Sternhaufen am Himmel beherbergt! Man kann quasi im Blindflug in die Region schwenken und findet nach und nach immer wieder schöne Exemplare aus dem Messier- oder NGC/IC-Katalog - von den helleren Objekten anderer Kataloge ganz zu schweigen! Etwas abwegig scheint es da, in den reichen Milchstraßenfeldern nach Galaxien zu jagen, aber es gibt sie tatsächlich, und zwar nicht zu knapp. Das bei der Aufsuche dieser Galaxien auch immer mal wieder ein Sternhaufen mit ins Logbuch verirrt, lässt sich in dieser Region nicht vermeiden. ;-)
NGC 2517 (Gx) (Pup) 11,8mag
Diese Galaxie erscheint bereits bei 50x als
kleiner, länglicher Nebel, nur 1' südlich eines 11m4-Sterns. Bei 191x löst
sich auch das Rätsel um die etwas ungewöhnliche Erscheinung. Südlich
befindet sich ein enges, schwaches Sternpaar. Zudem ist nun auch der kleine
Balken im Halo zu identifizieren.
NGC 2525 (Gx) (Pup) 11,6mag
NGC 2525 zählt mit Sicherheit zu den interessantesten Galaxien die man in der
Nähe der Wintermilchstraße entdecken kann. Bei 50x ist der Nebel bereits
einfach nördlich einer markanten Viererkette von 10-11m-Sternen erkennbar.
Bei 126x erscheint die Galaxie recht hell, relativ ausgedehnt und zeigt eine
gemottelte Oberfläche. Nach längerer Beobachtung werden diese subtilen
Details deutlich, auch wenn sich die Spiralarme noch nicht vollständig
nachvollziehen lassen. Am deutlichsten ist der zentrale Balken, dessen
Ausrichtung gut erkennbar ist. Südlich davon sind ein schwächerer Knoten und
Ansätze eines Arms erkennbar. Nördlich des Balkens deutet sich ein noch
schwächerer Bogen an.
[ NGC 2525 bei 126x am 8" f/6 Newton - Matthias Juchert ]
NGC 2539 (Oc) (Pup) 6,5mag
Ein sehr schöner, heller Sternhaufen direkt nordwestlich des orangefarbenen
4m7-Sterns 19 Pup. Der Haufen ist schon im Sucher einfach als Nebel erkennbar.
Im Teleskop selbst wirkt er bei kleiner bis mittlerer Vergrößerung am
schönsten. Dann zeigt sich eine vollständig aufgelöste, ausgedehnte Wolke
unterschiedlich heller Sterne - deutlich über 50 Mitglieder. An verschiedenen
Punkten zeigen sich leichte Kondensationen. Die Ausläufer des Haufens
erstrecken sich weit ins Umfeld.
NGC 2501 (Gx) (Pup) 13,5mag
Diese kleine linsenförmige Galaxie wurde zuerst von John Herschel entdeckt.
Bei 126x ist das Objekt schwach, aber indirekt noch deutlich auszumachen. NGC
2501 erscheint dann klein aber doch flächig, leicht oval und mit relativ
gleichmäßiger Helligkeitsverteilung.
NGC 2578 (Gx) (Pup) 12,6mag
NGC 2578 erscheint bei 126x zwar schwach als 2:1 elongierter Nebel, ist aber
mit indirekter Sicht dauerhaft zu halten. Das rundliche Zentrum der Galaxie
tritt als recht schwache Aufhellung hervor. Der
relativ helle Begleiter MCG -2-22-3 war trotz intensiver Versuche nicht
erkennbar.
IC 500 (Gx) (Pup) 12,5mag
Erstbeobachter dieser Galaxie ist S. Javelle, der den Nebel trotz seines
großen Beobachtungsinstrumentes als "sehr schwach" beschreibt.
Dafür war der Nebel im 8" überraschend deutlich - wenn auch immer noch
ziemlich schwach erkennbar. Es zeigt sich ein 3:1 elongierter Nebelstreif -
vermutlich eine Galaxie in Kantenlage. Dazu fallen die geringe Größe sowie
eine Sterngruppe südlich der Galaxie auf.
*Dann auf der Suche nach weiteren Galaxien noch auf einen schönen "Ausrutscher" im Nachbarsternbild....*
NGC 2610 (Pn) (Hya) 12,7mag
Bei sehr geringer Vergrößerung wird
dieser nette planetarische Nebel fast vollständig vom nur
3' entfernten, 6m6 hellen SAO 154395
überstrahlt. Spätestens bei 126x ist das große Scheibchen des Nebels aber
klar und deutlich erkennbar. Es zeigt dann eine leicht ovale Form. Die
Reaktion auf den UHC-Filter ist gut, aber ohne Filter ist der Gesamteindruck
fast schöner. Auch bei 191x kann ich keinen definitiven Zentralstern
erkennen, obwohl ich phasenweise den Eindruck hatte, dass dort ein Stern aus
dem Nebel heraus blitzt(?).
Das Galaxientrio um IC 2375
Den Abschluss des Abends bildete das sehr schöne Triplet um IC 2375 - visuell nicht ganz einfach, aber ein echter Tipp für jeden Fotografen!
Eine wunderschöne Galaxiengruppe - IC 2379, IC 2377, IC 2375 - DSS-Bild (5'x4' Feld)
IC 2375 (Gx) (Pup) 13,7mag
Hellstes Objekt der wunderschönen Gruppe
im nordöstlichen Puppis. Die Galaxie erscheint bei 126x schwach, ist aber
indirekt einfach als länglicher Nebel erkennbar, und auch gut zu
halten.
IC 2377 (Gx) (Pup) 13,6mag
Schwierigstes Objekt in der kleinen Gruppe um IC 2375. Sehr, sehr schwach mit
indirektem Sehen erkennbar. Blitzt nur für kurze Momente auf, wenn man den
optimalen Blickwinkel trifft. Dann ist die Position aber eindeutig und markant
zwischen einem hellen Stern (der etwas stört) und IC 2375.
IC 2379 (Gx) (Pup) 13,7mag
IC 2379 ist bei 126x eine sehr schwache,
rund-ovale Galaxie, die indirekt zu etwa 30-40% Zeit Zeit erkennbar ist. Sie
erscheint deutlich schwächer als IC 2375, aber einen Tick deutlicher als der
südliche Nachbar IC 2377.
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Clear Skies
Matthias
* Visual Deep Sky Observing and CCD-Imaging: www.Serifone.de *