Beobachtungsnacht vom 6-7.4.2002

Instrumentarium: 2,5" Zeiss Refraktor (mit 40mm Okular = 21x und 25mm Okular = 34x)

Bedingungen: Und die vierte sehr klare Nacht in Folge! Es ist ein Jammer mit diesen Schönwetterphasen. Ich habe nicht Richtung Feld begeben, sondern von meinem gut beleuchteten Balkon beobachtet. Daher war das bewährte Handtuch überm Kopf unerlässlich. Trotz der hellen Straßenbeleuchtung erreichte der Himmel sogar von hier noch 6m0. Es war bitterkalt. Wiederum unter -5°C, aber ich bin öfters mal aufwärmen gewesen.


Beobachtung: 

Zeit: 22.30 Uhr - 1.30 Uhr

Ich hatte mir für die Nacht vorgenommen, einfach mal wieder den 2,5-Zoller auf den Balkon zu stellen, und zu vergleichen, was mir dieser im Virgo-Haufen zeigt. Die letzten Beobachtungen hatte ich ja fast ausnahmslos mit dem 8" gemacht, wo die meisten Galaxien schon sehr hell erscheinen, und es fast keine Anstrengung erfordert, Haufenweise ferne Welteninseln einzusammeln. 

Mir ist aufgefallen, das wenn man beobachtet, sich nach einigen durchgemachten Nächten die Wahrnehmung schwacher Objekte deutlich verbessert. Das scheint leider meist nur eine vorrübergehende Fähigkeit zu sein, die man dann während der vom Mond aufgehellten Nächte wieder verliert, und sich immer wieder neu erlernen muss.

Bei Beginn der Beobachtung hatte ich erst einmal den erwarteten Helligkeitsschock. Die schwachen Flecke sollten M84 und M86 sein?! Das gab sich aber mit der Zeit, und so konnte ich den Zeiss, ordentlich ausreizen!

Mein Startpunkt war also Markarians Galaxienkette.

M84 (NGC 4374) (Gx) (Vir) - 9,1mag - Direkt schwacher rundlicher Lichtfleck, der indirekt dann doch ziemlich hell erschien, aber kein Vergleich zum 8-Zoller

M86 (NGC 4406) (Gx) (Vir) - 8,9mag - Das Aussehen entspricht etwa M84, wenn auch dieser Nebel etwas deutlicher wirkt. Indirekt ziemlich gut erkennbar.

NGC 4438 (Gx) (Vir) - 10,2mag - Recht gut indirekt als länglicher Nebel auszumachen. Leichtes hin und her bewegen des Tubus verbesserte die Erkennbarkeit deutlich.

NGC 4435 (Gx) (Vir) - 10,8mag - Begleiter von NGC 4438. Sehr schwach indirekt sichtbar. Liegt mit dieser Optik wirklich an der Wahrnehmbarkeitsgrenze.

NGC 4461 (Gx) (Vir) - 11,2mag - Indirekt ziemlich schwach, nur blickweise zu erhaschen. Längliche Ausdehnung mit recht hellem Stern am Nordrand aber erkannt.

NGC 4473 (Gx) (Com) - 10,2mag - Per indirekter Sicht recht hell, groß und recht rund. Einfacher als die beiden vorherigen Galaxien.

NGC 4477 (Gx) (Com) - 10,4mag - Im selben Gesichtsfeld des 25mm-Okulars. Der Anblick entspricht in etwa der vorherigen, auch wenn die Galaxie indirekt etwas schwächer sichtbar ist.

NGC 4459 (Gx) (Com) - 10,4mag - Ovaler Nebel, der trotz des hellen Sternes am Südrand der Galaxie gut erkennbar war. Sehr homogene Helligkeitsverteilung.

M88 (NGC 4501) (Gx) (Com) - 9,6mag - Vergleichsweise sehr helle, schön langgestreckte Spindel. Einfach sichtbar. Nahe einiger heller Sterne.

Ich hatte das Gefühl, das ich die Galaxienkette nach meinen 8"-Beobachtungen, im kleinen Refraktor besser wahrnehmen konnte, als früher, weil ich ja nun auch ungefähr weiß, was ich zu erwarten habe.

Noch ein Schwenk zum, laut "Stoyan" schwächsten Messier-Objekt. Darüber könnte man sich natürlich streiten. Ich finde z.B. M98 noch einen Tick schwieriger mit so kleiner Optik.

M91 (NGC 4548) (Gx) (Com) - 10,1mag - Recht große Galaxie, die per indirekter Sich als schwaches aber erkennbares diffuses Leuchten erscheint.

*Schwenk zum großen "T" im Ostteil des Haufens*

M99 (NGC 4254) (Gx) (Com) - 9,9mag - Per indirekter Sicht relativ hell und ohne weiteres erkennbar. Die Galaxie bildet mit 2 hellen Sternen ein gleichseitiges Dreieck. Die Gesamtform erschien mir recht rundlich.

M98 (NGC 4192) (Gx) (Com) - 10,1mag - Sehr schwierig zu halten! Für mich neben M74 das schwierigste Messier-Objekt! Per indirekter Sicht und Tubusbewegung aber doch noch recht gut erkennbar. Sogar die langgestreckte Nord-Süd-Ausrichtung war in guten Momenten erfassbar.

M100 (NGC 4321) (Gx) (Com) - 9,4mag - Ziemlich große Galaxie, die über eine runder Form verfügt und sich indirekt beachtlich vom Himmelshintergrund abhebt.

NGC 4216 (Gx) (Vir) - 10,0mag - Indirekt ein schwacher Lichtstreif. Halbwegs vernünftig zu erkennen. Langgestreckt.

*Im Nordteil der Galaxienansammlung wird M85 gern vergessen, dabei handelt es sich um eine für kleine Optiken sehr einfache Galaxie!*

M85 (NGC 4382) (Gx) (Com) - 9,1mag - Einfach sichtbar. Nicht so groß, wie andere Galaxien dieser Helligkeit, aber doch ausgedehnt. Schönes Objekt.

NGC 4394 (Gx) (Com) - 10,9mag - Überraschend deutlich indirekt zu erkennen, war der Begleiter von M85, der ihr an der Ostseite angelagert ist. Längliche Form erkennbar.

M87 (NGC 4486) (Gx) (Vir) - 8,6mag - Sehr groß und sehr hell in markantem Sternfeld gelegen! Kontinuierliche Helligkeitszunahme zum Zentrum - ähnelt dadurch einem unaufgelösten Kugelsternhaufen.

*Nun ein Schwenk in den Ostteil des Galaxienhaufens*

M89 (NGC 4552) (Gx) (Vir) - 9,8mag - Kleine helle Galaxie, die direkt erkennbar ist, und einen hellen Kern besitzt.

M90 (NGC 4569) (Gx) (Vir) - 9,5mag - Großer ovaler Nebel mit recht schwacher Gesamthelligkeit, der in Nord-Nord-West Süd-Süd-Ost Richtung elongiert erscheint.

M58 (NGC 4579) (Gx) (Vir) - 9,7mag - Ziemlich schwache Galaxie, die indirekt dennoch gut erfassbar war. Mittelgroß.

NGC 4564 (Gx) (Vir) - 11,1mag - Haarscharf an der Wahrnehmbarkeitsgrenze! Schwach indirekt sichtbar.

NGC 4568 (Gx) (Vir) - 10,8mag - Nur der hellere Teil der Siamesischen Zwillinge erschien nur schwach bei Tubusbewegung. Der Fortsatz von NGC 4567 war kaum auszumachen. Höchstens ansatzweise.

M60 (NGC 4649) (Gx) (Vir) - 8,8mag - Große helle Galaxie, die deutlicher war, als M84 und M86. Einfach direkt sichtbar.

M59 (NGC 4621) (Gx) (Vir) - 9,6mag - Kleiner und schwächer als M60. Schwierig direkt, aber gut indirekt zu beobachten.

NGC 4762 (Gx) (Vir) - 10,3mag - Genau schräg zwischen 2 Sternen eingeklemmt. Längliche Ausdehnung. Indirekt gut erkennbar.

NGC 4754 (Gx) (Vir) - 10,6mag - Sehr schwierig wahrzunehmen. Im 3-Zoller ziemlich schwache Galaxie. Keine Ausdehnung erkannt.

NGC 4654 (Gx) (Vir) - 10,5mag - Per indirektem Sehen im Nord-Westen eines helleren Sternes aufzufinden. Recht schwach.

NGC 4689 (Gx) (Com) - 10,9mag - Vergleichbarer Anblick mit vorheriger. Größerer Nebel indirekt sichtbar. Sehr schwach.

NGC 4596 (Gx) (Vir) - 10,4mag - Gut sichtbares System. Indirekt helles großes Oval.

NGC 4608 (Gx) (Vir) - 11,0mag - In der Mitte zwischen der vorherigen und einem hellen Stern. Deutlich schwächer. Nur bei Tubusbewegung sichtbar.

*Dann zurück zu M87 und von hier in die südlicheren Teil des Sternbildes gewandert*

NGC 4371 (Gx) (Vir) - 10,8mag - Lichtschwach. Schwierig und daher nur mit Mühe sichtbar.

NGC 4429 (Gx) (Vir) - 10,0mag - ? Seltsamer Anblick. Helle Galaxie, mit hellem Knoten bei ihr, oder ist das doch ein Stern!? Andere helle Sterne in der Nähe beeinträchtigen die Wahrnehmung etwas.

M49 (NGC 4472) (Gx) (Vir) - 8,4mag - Heller Nebel, dessen Anblick ziemlich vergleichbar ist, mit dem von Virgo A (M87). Groß und strukturlos, und ohne Probleme direkt sichtbar.

NGC 4526 (Gx) (Vir) - 9,7mag - Indirekt heller Nebel zwischen 2 Sternen, wie bei NGC 4762. Die Orientierung war schwach zu erkennen.

NGC 4535 (Gx) (Vir) - 10,0mag - Großes sehr schwaches Leuchten. Geringe Flächenhelligkeit? Mäßig gut beobachtbar.

NGC 4365 (Gx) (Vir) - 9,6mag - Recht heller ovaler Nebel. Überraschend, das der nirgendwo erwähnt wird. Sogar direkt beobachtbar.

NGC 4261 (Gx) (Vir) - 10,4mag - Indirekt schwach erkennbarer Nebel in reizvollem Sternfeld.

*Jetzt setzt sich langsam die Müdigkeit durch, und ich "fahre" nur noch die hellsten Galaxien der Region an*

M61 (NGC 4303) (Gx) (Vir) - 9,6mag - Deutlicher heller runder Nebel. Etwas abseits gelegen, aber nicht ganz so reizvoll wie der andere Außenseiter M85.

NGC 4527 (Gx) (Vir) - 10,5mag - Sehr schwach auszumachen. Die fast gleich helle NGC 4536 war nicht erkennbar. Zwischen beiden Galaxien liegen genau 2 helle ziemlich markante Sterne.

NGC 4636 (Gx) (Vir) - 9,5mag - Überraschung! Unerwartet helle Galaxie. Indirekt sehr hell und deutlich. Sogar direkt sichtbar. Wohl meine interessanteste Entdeckung für diese Nacht.

Dann war es mir aber wirklich zu kalt.

Was lässt sich als Fazit nun über diese Nacht sagen? Es lohnt sich sehr wohl, auch mit kleinen Teleskopen mal auf die Jagd im Virgo-Haufen zu gehen. Viele Galaxien sind wohl schon in 50mm Feldstechern sichtbar, oder knapp an der Wahrnehmbarkeitsgrenze. Ein 63mm Teleskop zeigt auf jeden Fall alle Messier-Objekte, die dem Haufen angehören. Ich denke, wenn ich unter noch dunklerem Himmel auf die Jagd gegangen wäre, sind im Bereich der Galaxienansammlung sicher über 50 Objekte zu erkennen.

Ich kann nur jedem empfehlen, mal einen ähnlichen Versuch zu unternehmen - und auch wenn dieser nicht so erfolgreich wird, so verbessert man doch seine Beobachtungstechnik erheblich!

Clear Skies

Matthias


Deep-Sky und Planetenbeobachtung mit kleinen Teleskopen: www.Serifone.de