Beobachtungsabend vom 31.10.2002

Instrumentarium: - 8" f/6 Meade Starfinder mit 40mm, 25mm,12,4mm und  6,4mm Okularen + UHC-Filter
                                 
Beobachtungsort:
Land Brandenburg auf 52°19' n.B. - 50m über Meereshöhe

Bedingungen: Es war eine ruhige Nacht. Einige Nebelfelder hatte sich sanft über die Landschaft gelegt. Der Himmel war bei meiner Ankunft am Beobachtungsplatz erst wenige Minuten völlig aufgeklart. Der nun fehlende Wind machte sich in deutlichem Taubeschlag bemerkbar. Die Aufhellung wurde wohl durch den Nebel deutlich gedämpft, und so dunkel hatte ich Berlin aus der Ferne selten von hier gesehen. Allerdings senkten die kleinen Wassertröpfchen in der Luft die Grenzgröße minimal auf etwa 6m4 in Ursa Minor.


Beobachtung:

Zeit: 21.00 Uhr - 23.30 Uhr

Mit etwas Sorgen betrachtete ich die leichten Nebelschwaden über dem weitläufigen Feld. Aber die wunderbare Milchstraße im Zenit verwischte sämtliche Sorgen. Der Wechsel war geschehen! Das glitzernde Band zieht sich nunmehr schon am Abend vom Ost bis zum Westhorizont. Es war deutlich verziert mit vielen kleinen nebeligen Artefakten - h und chi standen fast im Zenit und waren exzellent freisichtig erkennbar. Mit indirektem Sehen konnte ich sogar Stock 2 als schwache Nebelwolke wahrnehmen.

Dunlop 241 (Ds) (PsA) 92,8"

Der erste Stern im Rahmen meines Mini-Projektes "7 Dunlop-Doppelsterne für Mitteleuropäer". Das spannende ist, das dieser Doppelstern erst von der Südhalbkugel aufgefunden wurde. Entdeckt von James Dunlop in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts. Ich beobachtete ihn bei nur 4 Grad Horizonthöhe. Trotzdem war er sofort bei 30x trennbar, und zeigte einen 6m und einen 7m-Stern in 92,8" Distanz im Positionswinkel von annährend 0°. Aufgrund der großen Distanz, und der Bewegung (der Abstand wird kontinuierlich größer), ist anzunehmen, das es sich um ein optisches Paar handelt.

Messier 31 Detailbeobachtung - 2. Nacht

Auch heute, führte trotz reichhaltigem Beobachtungsprogramm kein Weg an unserer großen Nachbarspirale vorbei. Sie leuchtete einfach zu verlockend - selbst für das bloße Auge! Man kann hier selbst mit dem 8" Nacht für Nacht auf Entdeckungsjagd gehen, und wird mit immer wieder neuen Details belohnt.

M 31 - G1 (Mayall II) (Gc) (And) 13,7mag

Heute sogar ohne Karte innerhalb von 2min gefunden! Bei 98x einfach indirekt sichtbar. Phasenweise sogar knapp direkt sichtbar. Bei 190x nicht deutlicher, aber in ruhigen Momenten meine ich, G1 flächig zu sehen. Dies ist jedoch auf die beiden sehr schwachen Sterne zurück zu führen, die dicht bei dem Objekt stehen, und auch bei hoher Vergrößerung nicht aufgelöst werden können.

M 32 (Gx) (And) 8,1mag

Kleine, aber sehr helle Begleitgalaxie. Interessant bei 190x. Der Kern wirkt dann fast stellar. Er ist umgeben von einem gleichmäßigen, völlig detaillosem Halo. Dieser scheint etwa 1,5:1 in N-S-Richtung elongiert.

NGC 206 (Sternwolke) (And)

Schwierig beobachtbar. Bei 50x und 98x gleichermaßen erkennbar, aber jeweils nur indirekt. Dann zeigt sich ein länglicher, 2:1 oder 3:1 elongierter Nebel, ohne weitere Details.

M 31 - G76 (Gc) (And) 14,2mag

Extrem schwierig wahrzunehmen. Die Nacht ist fast zu "schlecht", um dieses Objekt wahrzunehmen. Bei 98x als etwas längliches Nebelobjekt wahrzunehmen, was jedoch auf einen sehr nahen, etwa 14,3mag hellen Stern zurück zu führen ist. Bei 190x ist dieser Stern ganz deutlich indirekt erkennbar, G76 blitze hingegen nur 2x auf. In einer besseren Nacht werde ich dieses Objekt noch einmal versuchen.

M 31 - G78 (Gc) (And) 14,3mag

Nicht gesehen. Aufsuchkarte leider nicht genau genug. 

Ein kleiner Ausflug in den Sculptor

Leider zog den Nebel, nun aus den umliegenden Wäldern, und es war wohl nicht so klug, Sculptor als Beobachtungsziel auszuwählen. Trotzdem könnte ich zumindest einige Objekte beobachten, die ich jedoch alle schon einmal sehr viel besser von Österreich aus beobachten konnte.

NGC 253 (Gx) (Scl) 7,2mag

Rettet sich gerade noch aus dem Nebel heraus. Immerhin deutlicher, als bei der Beobachtung vor einem Monat, aber _kein_ Vergleich zu den Alpen. Immerhin zeigt sich eine recht schlanke, SW-NO elongierte Nebelwolke, mit deutlich erkennbarem, ovalem Zentrum. Viele Sterne verteilen sich um die Galaxie herum - 2 besonders helle stehen etwa südwestlich des Zentrums.

NGC 288 (Gc) (Scl) 8,1mag

Sichtbar ist nur ein sehr schwacher Nebelball, der völlig im aufgehellten Hintergrund untergeht. Es ist schier unglaublich, das ich dieses Objekt mit der selben Optik in Kärnten auflösen konnte.

Blanco 1 (Oc) (Scl) 4,5mag

Grenzgröße im Teleskop hier nur noch etwa 10m0-10m5. Bei 30x passt dieser Haufen nicht ganz ins Gesichtsfeld. Bei 50x und 98x habe ich insgesamt knapp 20 Sterne inkl. Zeta Sculptoris gezählt. Es ist wohl ein Fernglasobjekt für südliche Gefilde. 

Reiche Ernte auf den Milchstraßenfelder um Lacerta

Der Nebel, der mich nun fast erreicht hatte zog sich überraschender Weise wieder fast vollständig vom Feld zurück. Ich erklärte mir das damit, das wohl die Temperatur unter einen kritischen Wert gefallen war. Die Suche begann wiederum bei dem schon im Sucher erkennbaren NGC 7243 - einem länglichen, lockeren Sternhaufen.

NGC 7245 (Oc) (Lac) 9,2mag

Dieser Haufen ist einer der schwächsten und schwierigsten in diesem Gebiet. Bei 50x ist er nur per indirekter Sicht als gleichförmiger leichter Nebelhauch in sehr sternreicher Umgebung zu erkennen. Mit 98x wurde dann ein ansprechendes, und gleichzeitig herausforderndes Exemplar erkennbar. Mit indirekter Sicht war der Haufen ansatzweise aufgelöst. Er befindet sich in einem Dreieck heller Sterne, wobei er sich hier an den westlichsten anschmiegt. Nach Westen scheint zudem noch eine Sternkette aus dem Haufen herauszulaufen. Ein uneingeschränkter Beobachtungsvorschlag - dieser schöne Haufen!

King 9 (Oc) (Lac)

Extrem schwieriges Objekt, obwohl jetzt meine Wahrnehmungsfähigkeit maximal ist. Ich habe 2x indirekt einen sehr schwachen Nebelknoten vermutet, ohne das Objekt wirklich deutlich zu erkennen. Im Gegensatz hierzu bietet der Haufen auf dem DSS einen atemberaubenden Anblick!

IC 1442 (Oc) (Lac) 9,1mag

Schöner Sternhaufen, wenn man ihn dann endlich in dem mit Sternen überreichlich gesegneten Feld, identifiziert hat. 2 helle, Nord-Süd angeordnete 9mag-Sterne bilden den Bezugspunkt. Der NW-SO elongierte Haufen "zeigt" genau auf den nördlichen 9mag-Stern. Bei 98x ist das Objekt recht gut aufgelöst.

NGC 7226 (Oc) (Cep) 9,6mag

Bei 50x fiel mein Blick auf einen schwachen Nebelknoten an der korrekten Position. Da sich dieser bei hoher Vergrößerung partout nicht als Haufen entpuppen wollte, untersuchte ich die nähere Umgebung, und entdeckte etwas östlich noch eine lockere Sternanhäufung. Sollte dies der vermeintliche Cluster sein? Das DSS-Bild gab eine eindeutige Antwort - Nein. Ich lag schon richtig bei dem zuerst vermuteten Nebelknötchen.

Von Nord-Westen zogen am Horizont bereits Wolken auf, die schon Teile der Leier verschluckten. Mir blieb nur noch wenig Beobachtungszeit, bis auch Lacerta betroffen sein würde.

Berkeley 94 (Oc) (Cep) 8,7mag

Ein kleiner deutlicher Sternhaufen. 3-4 Sterne (2 davon ziemlich hell) stehen relativ kompakt, und sind von erkennbarem Nebel umgeben. Dieser Nebel scheint nach Westen hin deutlich heller zu werden.

Berkeley 96 (Oc) (Lac)

Ein sehr kleines kompaktes Sterndreieck, umgeben von einem schwachen, undefinierbaren Nebel. Sichtung aber eindeutig.

Saturn

Schöön! Bei 98x ist die Cassini-Teilung schon fast umlaufend auszumachen. Die Monde Titan und Reha waren ebenfalls deutlich, wobei die anderen Monde wegen der aufkommenden Wolken leider nicht machbar waren. Interessant aber, war auch die Planetenoberfläche. Bei 190x war das Polgebiet als deutlich dunkler Bereich erkennbar. hinzu kam auch das dunkele Äquatorband. Der Schatten des Planeten auf den Ringen ist hingegen deutlich gewandert. Der Oppositonstermin rückt näher!

Dann machte der Himmel dicht, aber ich war sehr zufrieden. Ich habe meine Programm geschafft, und noch so vieles gesehen, das ich eigentlich gar nicht eingeplant hatte. Besonders die Andromedagalaxie hat mich jetzt voll in ihren Bann gezogen. Wenn der Himmel es mal wieder zulässt, bin ich wieder auf Globular-Hunt in der Lokalen Gruppe.

Clear Skies
Matthias


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