Beobachtungen vom 30.9/1.10.2002

Instrumentarium: - 8" f/6 Meade Starfinder mit 40mm, 25mm,12,4mm und  6,4mm Okularen + UHC-Filter
                                 
Beobachtungsort:
Mittelmark/Land Brandenburg auf 52,4° n.B.


Beobachtung am 30.9.02:

Zeit: 21.00 Uhr - 0.00 Uhr

Um 9 Uhr fand ich mich auf meinem vertrauten Feld wieder. Die Bedingungen bereiteten mir jedoch Sorgen.  Es war ziemlich kalt, sehr feucht aber die Transparenz war recht anständig in kurzen Momenten 6m2. Jedoch reichte das wohl nicht für die schwachen Galaxienhaufen die ich mir vorgenommen hatte. Nach einer halben Stunde baute ich den Starfinder dann doch auf und betrachtete M11, M26 und M15. Doch schon bei letzterem war nicht viel zu holen. "Kaum aufgelöst" habe ich mir notiert. Was nun anfangen mit dem angebrochenen Abend?

Ich beschloss wieder zurück nach Haus zu fahren und dann von dort weiter zu einem Bekannten. Dort (noch innerorts) waren die Bedingungen mit 5m8 in UMi zwar noch schlechter, aber wenigstens war es nicht so feucht. Zum aufwärmen standen Uranus und Neptun auf dem Programm - letzterer war jedoch bei 190x noch nicht eindeutig als Scheibe zu sehen. Aber immerhin - der Blick in diese fahlgrüne bzw. tiefblaue Welt bracht den Beobachtungspass sofort zurück. So habe ich mir dann einige Planetarische Nebel aus meinen Karten herausgesucht und schon ging es los...

PK 104-29.1 (Pn) (Peg) 12,7mag

Hilfe, ist der schwierig! Ohne Filter ging überhaupt nichts. Nur bei 50x mit UHC und indirekter Sicht war ein undefinierbares relativ großes Scheibchen zu erahnen. Relativ groß bedeutet: Vielleicht etwa halb so groß wie M27. Da Ding steht sicherlich noch einmal auf meinem Beobachtungsprogramm, wenn der Himmel stimmt.

NGC 7662 (Pn) (And) 8,6mag

Schon bei 50x ist ein heller deutlicher und leicht mattblau glimmender Nebelfleck zu erkennen. Sehr interessant wurde die Betrachtung bei 190x. Ich habe deutliche Strukturen im Ring wahrgenommen - allerdings nur nach geduldiger Beobachtung. Am einfachsten ist es, die Abdunkelung des Zentrums zu erkennen. Somit erscheint der Blaue Schneeball als kleiner Ring, wobei jedoch das Innere stets von einem immer noch recht hellen Nebelhauch aufgefüllt wird, und wesentlich heller erscheint, als der Himmelshintergrund. Nach einiger Zeit habe ich dann auch eine helle Ringkante direkt um diese Abdunkelung wahrgenommen. Der UHC ändert übrigens an dem Anblick nichts.

NGC 7662 bei 190x im 8" f/6 (Süden ist oben - Westen links)

NGC 6826 (Pn) (Cyg) 8,8mag

Auch hier habe ich gleich 190x angewendet. Der Nebel ist etwas kleiner als NGC 7662. Natürlich wird er im 8-Zoller seinem Namen nicht mehr gerecht, denn er ist schon einfach direkt zu sehen - sprich, er blinkt nicht. Allerdings ist der Zentralstern nicht wie im 2,5" Refraktor auf Anhieb zu sehen. Er wird einfach überstrahlt. Erst nach längerem anvisieren ist der helle Zentralstern dann doch vor dem Nebel sichtbar.

NGC 7479 (Gx) (Peg) 10,9mag

Ich habe mir dann nochmals diese Balkenspirale näher angesehen - fast eine halbe Stunde lang. Obwohl der helle zentrale Balken sehr gut erkennbar war, hatte ich beim Halo, als auch bei den schwachen Armen keine Chance. Ich bezweifele so langsam ihre Sichtbarkeit mit 8".

Damit endete der Abend dann doch recht versöhnlich. Aber für den darauffolgenden war ja ebenfalls wieder klarer Himmel angekündigt.

Beobachtung am 1.10.02:

Zeit: 20.30 Uhr - 23.30 Uhr

An diesem Abend, für den nochmals ein klarer Himmel angekündigt war, bin ich mit meinem Studienkollegen Daniel zu meinem alten, aus dem letzten Winter so vertrauten Beobachtungsplatz gefahren. Es war eine kleine Himmelsführung angesetzt. Von der Dunkelheit her war der Platz optimal, und erst nach längerer Adaption waren die Umrisse der Umgebung zu erkennen. Leider zogen immer wieder Schleierwolken über den Himmel, der mir auch nicht 100%ig transparent erschien. In guten Momenten hatten wir vielleicht 6m2 im Zenit wobei M13 recht deutlich freisichtig zu erkennen war.  Leider war auch diese Nacht wieder sehr feucht - die Optik konnte dem Tau aber erstaunlich gut trotzen. 

Los ging es erst einmal mit der Groborientierung. Einstiegsobjekt war dann der Andromedanebel M31. Ich zeigte Daniel wie einfach er freisichtig machbar ist, und im Anschluss war die Beäugung der beiden Begleiter M32 und M110. Mein Kollege erstaunte mich - ein äußerst interessierter Beobachter, der nicht nur eben in Okular schaut, und sagt "Aha". Dann stellte ich M13 ein, wobei ich den schon mal viel besser gesehen hatte. Aber bei 97x erzielte auch dieser die gewünschte Wirkung. M11 dagegen war ein wahrer Leckerbissen bei gleicher Vergrößerung. Nach M27, Albireo und einigen weiteren Schauobjekten ging es etwas tiefer in den Himmel. NGC 7000 war nur mit UHC-Filter gut beobachtbar. Daniel führ bei 30x mit Filter den Nebel ab und schilderte mir dabei seine Eindrücke - so wurde aus der Führung langsam ein richtiger Spechtelabend mit einem eingespielten Team. Wir versuchten uns an M39 freisichtig - und es funktionierte! Ein kleiner deutlicher Nebelfleck in den tiefen der Milchstraße - nicht schwierig.

Dann haben wir mindestens eine halbe Stunde nur h und chi Persei angesehen. Faszinierend was es da doch noch neues für mich zu entdecken gab...

NGC 869 (Oc) (Per) 5,3mag

Das strahlende Glanzlicht der Perseus OB1-Assoziation. Unglaublich viele dicht gedrängte Sterne bei 50x. Bei 97x will sich das Zentrum immer noch nicht auflösen. Erst bei 190x dann endlich der Erfolg. Dicht gedrängt stehen 5 Sterne in einer gebogenen Kette um den 7m-Stern im Zentrum des Haufens. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich eine große Anzahl aufgelöster schwächerer Sterne. Daniel bemerkte, dass das Zentrum ausschaut wie die Enterprise. "Ja" dachte ich mir - das kommt ungefähr hin.

NGC 884 (Oc) (Per) 5,3mag

Noch mit 190x im Okularauszug nahmen wir uns dann das Zentrum von NGC 884 vor. Lange nicht so sternreich und spektakulär. Zwei helle Dreieckige Sternanordnungen bannen den Blick. Die Sterne scheinen sich nicht für ein spezifisches Zentrum entscheiden zu können - überall verteilen sich kleine Grüppchen.

Der Himmel legte sich nach kurzer Cirrus-Pause noch mal ordentlich ins Zeug, und so kamen zumindest die höher gelegenen Sternbilder noch hervorragend zur Geltung. Wie wäre es denn mal mit einem Sternhaufen dicht beim Polarstern - der übrigens bei 50x schon seinen schwachen Begleiter zeigte. 

NGC 188 (Oc) (Cep) 8,1mag

Ein ziemlich schwieriger Kandidat. Am besten bei 97x zu erkennen. Es wirkt, als sei man dort - abseits der Milchstraße - wieder in einer kleinen Sternwolke gelandet. Es zeigen sich keine hervorstehend hellen Sterne. Auch eine direkte Kondensation in einem Zentrum war nicht zu erkennen. Viel mehr war das Ganze Feld gleichmäßig mit schwachen Sternen angefüllt - dazwischen vereinzelt mal ein hellerer (wohl eher Vordergrundsterne). Das Objekt ist eher etwas für die "Feinschmecker" unter den Beobachtern. Ein dezenter Haufen der bei längerer Betrachtung durchaus seinen Reiz hat.

NGC 2300 (Gx) (Cep) 11,0mag

Anfangs nur indirekt sichtbar und bei 97x als elongierter Nebel mit einer helleren Seite vermutet. Bei 190x und konzentrierter Beobachtung jedoch nur ein leicht ovaler, nun direkt sichtbarer Nebel ohne Detail.

Auch Cassiopeia stand noch prächtig am Firmament. Als Abschluss war das Gebiet zwischen Epsilon und Delta Cassiopeiae ausgewählt.

M 103 (NGC 581) (Oc) (Cas) 7,4mag

Interessant bei 50x. Aus einem Nebel unaufgelöster Sterne, stechen zwischen 3 hellen Sternen, die ein Dreieck aufspannen, 2 funkelnde Augen hervor. Bei 97x bleibt die Dreiecksform bestimmend, wobei der hellste Stern den größten Abstand zum Haufenzentrum hat. Es zeigen sich etliche schwächere nun aufgelöste Haufenmitglieder.

Trumpler 1 (Oc) (Cas) 8,1mag

Der wohl ungewöhnlichste Anblick des Abends. Bei 50x erscheint ein winziger Nebelknoten - kaum 1' im Durchmesser! Bei sehr genauer Betrachtung kann man zwei winzige Sternketten erkennen. Erst bei 190x ist dieses Gebilde aufgelöst. Im Süden zieht sich eine relativ schwache Dreierkette von Sternen. Interessant ist jedoch die sehr enge Kette von 4 hellen Sternen. Diese Sterne sind trotz ihrer großen Helligkeit nicht im GSC-Katalog verzeichnet. Sie stehen wirklich dicht gedrängt - wie ein kompakter Vierfachstern. Zwischen den beiden Ketten steht noch ein Stern.

Trumpler 1 am 8" bei 190x

NGC 663 (Oc) (Cas) 7,1mag

Bei 50x wirkte dieser Haufen ziemlich groß und locker. Er zeigte verschiedene Sternhelligkeiten und Verdichtungen. Besonders markant ist die Unterteilung in einen kleinen und einen sehr großen Abschnitt des Haufens. Die Doppelsterne werde ich mir bei Gelegenheit einmal mit dem 2,5" Refraktor ansehen.

NGC 654 (Oc) (Cas) 6,5mag

Schmiegt sich an einen 7m-Stern an. Bei 50x sind daneben noch 6 helle Sterne sowie ein diese umgebender Nebel zu erkennen. So habe ich einmal 190x ausprobiert und wollte die schwächeren Mitglieder zählen. Hier zeigte sich aber der Reichtum des Haufens und ich verlor nach 20-30 Sternen den Antrieb. Jedenfalls ist der Haufen für mittelgroße Optiken ein wahres Sahnestück.

NGC 659 (Oc) (Cas) 7,1mag

Markantestes Detail dieses Haufens war ein helles Dreieck von Sternen. Der nördliche Stern war eindeutig länglich. Daniel sah hier 3 Sterne - zwei enge und einen etwas weiter entfernten. Das konnte ich nach einem Blick schnell bestätigen. Insgesamt waren jedoch nur 10 Sterne zu zählen - für die Mehrzahl der Mitglieder dürfte der heutige Himmel nicht ausreichend gewesen sein.

Die Optik war zwar immer noch nicht beschlagen, aber der Himmel zog nun wieder mit Schleierwolken zu. Und war sowieso schnell ziemlich kalt und so packten wir zufrieden zusammen. Hat echt Spass gemacht. Das schreit doch mal wieder nach einer Fortsetzung...

Clear Skies

Matthias


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