Beobachtungsnacht vom 2.9.2002

Instrumentarium: - 8" f/6 Meade Starfinder mit 40mm, 25mm,12,4mm und  6,4mm Okularen + UHC-Filter
                                 
Beobachtungsort:
südwestliches Land Brandenburg auf 52,4° n.B.

Bedingungen: Die Himmel war ähnlich gut wie am Vortag. Wiederum lag die Grenzgröße etwa bei 6m5. Da ist die Freude nach dem aussteigen aus dem Auto natürlich groß.. Störende Aufhellungen gab es besonders von Osten her, wo der Berliner Großraum den Himmel bis auf 20° Höhe erhellte. Sie war aber durch das nach Osten angrenzende Maisfeld etwas gedämpft. Die Durchsicht und auch die Horizontsicht waren aber entsprechend gut - Epsilon Sagittarii war mit freiem Auge erkennbar, und das trotz nur 2,5° Horizonthöhe. Ziemlich selten für diese Breite. Leider war es auch wieder sehr windstill und ziemlich feucht, aber das nimmt man gern in Kauf, bei solch gutem Himmel.


Beobachtung:

Zeit: 21.30 Uhr - 23.30 Uhr

Da sich der Beobachtungszeitraum für die Objekte im Schützen als ziemlich knapp herausstellte (sie gehen schon frühzeitig unter), war nur ein Ziel in dieser Region auf dem Plan - der Lagunennebel M8, den ich in aller Ruhe betrachten, und zeichnen wollte.

M 8 (NGC 6523) (Neb) (Sgr) 5,0mag

Da sich der Berührungspunkt der Milchstraße im Schützen nun von Süd nach Südwest verschiebt, und die Objekte zunehmend an Höhe verlieren, bildete M8 heute den freisichtigen Abschluss für das glizernde Band nach Süden hin. Ich habe mir viel Zeit genommen, und den Nebel, der leider nur noch etwa 10° hoch stand, noch mal richtig genossen. Am besten erwies sich die Konfiguration aus 50x und UHC-Filter. Der Nebel gewinnt durch den Filter enorm. Die Lagune war deutlich. Wenn man den Tubus bewegte erschienen immer ausgedehntere Nebelfelder. Der Stundenglasnebel war der hellste Teil, wobei seine Detailbeobachtung eine höhere Vergrößerung benötigt. Der recht lockere Sternhaufen NGC 6530 zeigte trotz UHC etwa 20 kaum kondensierte Sterne.

M8 - gezeichnet am 8" bei 50x mit UHC - Norden ist oben

Galaxienjagd um NGC 7331

NGC 7331 (Gx) (Peg) 9,5mag

Bei 98x sehr schön zu beobachten. Mittelgroß und 3-4:1 elongiert in N-S-Richtung. Der Zentralbereich ist deutlich länglich mit erkennbarem Helligkeitsabfall in Richtung der Außenbereiche.

Nun mit 98x waren auch die Begleiter in Reichweite meiner Optik.

NGC 7335 (Gx) (Peg) 13,4mag

Wirklich schwierig zu erkennen. Bei 50x überhaupt nichts. Mit 98x kommt dann nach langer Gewöhnung etwas. Ein sehr schwacher Lichtfleck - deutlich länglich und ziemlich nahe bei NGC 7331. Sie bildet mit 2 schwachen Sternchen im Osten ein gleichseitiges Dreieck.

NGC 7315 (Gx) (Peg) 12,5mag

Keineswegs ein leichtes Opfer. Nur gut bei 97x beobachtbar. Am besten bei leichter Tubusbewegung als diffuser mittelkleiner Fleck zu erkennen. Keine Andeutung eines Zentrums erahnbar. Ziemlich geringe Flächenhelligkeit.

Fast ein Grad südlich lauert die für mich momentan spannendste Galaxiengruppe....

NGC 7320 / 7319 / 7318A/B (Stephan's Quintet) (Gx) (Peg) 12,6mag / 13,1mag / 13,1mag / 13,4mag

Stephan's Quintet - eine faszinierde und extrem schwere, kompakte Gruppe. Sie ist wohl eines der schwierigsten Objekte, das ich bisher angegangen bin. Ausgangspunkt ist NGC 7331. Schon bei 50x und konzentriertem Beobachten ist an der Stelle eine undefinierte Nebeligkeit zu erhaschen. Ohne mein 12,4mm Okular wäre ich hier den Heldentod gestorben. So habe ich dann bei 98x das Feld näher inspiziert. Nur per indirekter Sicht war dann etwas zu erkennen. Doch das große Problem war die ungefähre Anordnung der Galaxien - das entwirren des Nebelfleckens und die reine Identifikation - hier lag die Herausforderung. Ich habe bestimmt 10 Minuten gestarrt - finster war's im Okular. Doch in lichten Momenten blitzen die Nebelelemente auf. Alles sehr schwierig zu halten! In einem lichten Moment zeigte sich dann drei Nebelflecken in dreieckiger Anordnung. Ich machte schnell eine Zeichnung mit den ungefähren Orientierungen, und identifizierte anhand einer Karte die Galaxien einzeln. 

NGC 7320 - Noch am einfachsten zu erkennen. Ich konnte sie mit indirektem Sehen ca. 50% der Zeit halten. Bei 98x eine nach SO orientierte schwache Ellipse. Kein Zentrum zu erkennen.

NGC 7318 A/B - Nur mit indirektem Sehen und leichter Tubusbewegung sicher zu erahnen. Auf die Weise konnte ich sie etwa 20% der Zeit halten. Die beiden Galaxien verschwammen zu einem länglichen Fleck.

NGC 7319 - In meinen Augen (im wahrsten Sinne des Wortes) einen Tick schwerer, als NGC 7318A/B. Wirklich nur 5-10% der Zeit als Nebel indirekt zu sehen - sehr schwierig zu halten. Sie wirkte klein und etwa rund.

Die recht helle NGC 7317 konnte ich leider nicht lokalisieren. Ich werde dem Haufen wohl in einer ähnlich guten Nacht noch einen Besuch abstatten. Obwohl es äußerst anstrengend war, hat dieser Kampf um jedes einzelne Photon wahrhaft Spass gemacht.

Noch ein kleiner Abstecher - Vulpecula und Sagitta

Collinder 399 war mit bloßem Auge gut erkennbar, aber im Gesichtsfeld des Teleskops beim besten Willen nicht unterzubringen. So erfreute ich mich am Blick durch den Sucher, und ging dann auf die Jagd...

NGC 6802 (Oc) (Vul) 8,8mag

Ich hätte den großen schwachen Nebel beinahe übersehen. Der Haufen ist tatsächlich viel größer, als die in CdC angegebenen 3' Durchmesser. Er erscheint bei 50x als schwacher N-S ausgerichteter Nebelbalken, und läuft zwischen 2 helleren Sternen hindurch. Bei 98x kann ich nur im Norden des Balkens (hier scheint er etwas heller zu sein) erste Sterne auflösen, wobei nicht mehr als 5 Haufenmitglieder der 14. Größe erkennbar sind. 

NGC 6793 (Oc) (Vul)

Hübsch bei kleiner Vergrößerung (50x). Es zeigt sich ein nach Norden hin spitz zulaufendes Dreieck, an dessen Spitze ich die auffälligste Kondensation von helleren Sternen wahrnehmen kann. Von dort aus laufen 2 Sternreihen schweifähnlich nach Süden. Ganz hübsch.

Roslund 1 (Oc) (Sge)

Doch ohne Zweifel als deutliche Sternansammlung in der Milchstraße zu erkennen.  Die Gesamtform erscheint fast fünfeckig, wobei sich diese form durch lockere Sterngrupperiungen erkennen läßt. Das vermutete Zentrum des Haufens, ist weitestgehend sternleer. Ich habe die Anzahl der Erkennbar verdichteten Sterne auf 20 - maximal 30 geschätzt.

M 71 (NGC 6838) (Gc) (Sge) 8,3mag

Sehr schön bei 50x in einem reichen Sternfeld. Deutlich dreieckig, wobei sich die oft beschriebene Pfeilform andeutet. Bei dieser Vergrößerung sind schon einige Sterne aufgelöst, aber nur indirekt. Bei 98x ist der komplette Haufen fast komplett bis ins Zentrum aufgelöst. Ein Restnebel verbleibt jedoch. Das Zentrum selbst ist fast nicht wahrzunehmen. Dieser Haufen zählt für mich zu den schönsten Himmelsobjekten überhaupt.

Dann war Schluss - ich muss ja auch mal wieder schlafen. ;) Meinetwegen könnte es jetzt erst mal 2-3 Tage wolkig sein - sonst artet das Ganze schnell in Stress aus, wenn man jeden Morgen auch noch pünktlich bei der Arbeit erscheinen will. Gegen halb 12 hab ich meine Sachen gepackt, und bin nach Haus, wo man nach solch schönen Stunden natürlich besonders gut schläft. In diesem Sinne...

Clear Skies
Matthias


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