Beobachtungsnacht vom 28/29.5.2003

Instrumentarium: - 8" MEADE Starfinder EQ (f=1220mm)
                                 
Beobachtungsort:
Mittelmark/Brandenburg 52°19' n.B - 50m Meereshöhe

Bedingungen: Diese Nacht war, wie schon meine letzte Beobachtungsnacht am 25.5.2003 sehr klar und transparent. Sie war trotz Mitternachtsdämmerung wieder sehr schön zum beobachten von Deep-Sky-Objekten geeignet. Auch die Horizontsicht war wiederum erstklassig. Zudem war es fast windstill und mild. Die Grenzgröße erreichte gegen 1 Uhr MESZ wieder etwa 6m4 in UMi, wobei es ab dem südlichen Teil von UMa kaum mehr eine Einwirkung der Dämmerung vom Nordhorizont zu spüren gab.


Beobachtung:

Zeit: 23.45 Uhr - 03.00 Uhr MESZ

Es ist einfach richtig stimmungsvoll neben dem Getreidefeld unter dem sternenklaren Himmel zu stehen. Die Milchstraße war heute im Cygnus schon in der Dämmerung gut zu sehen. Eine herrliche Nacht wartete darauf, mir einige schöne Beobachtungen zu schenken. Ziel war ein letztes Mal für dieses Jahr die Virgo, die sich nun schon stark dem Westhorizont entgegen neigt. Ihr Ostteil steht aber Ende Mai noch hoch genug um gut beobachtet zu werden.

Visuelles Schlaraffenland Virgo-Ost

Los ging es beim einzigen Objekt der Tour, das ich schon aus früheren Jahren kannte - NGC 5746 direkt beim hellen 109 Virginis.

NGC 5746 (Gx) (Vir) 10,3mag

Mit 50x ist der helle Nebel am besten indirekt zu sehen. Bei 126x erscheint eine helle, deutlich in Nord-Süd-Richtung langgestreckte Spindel. Das Zentrum ist sehr hell und im Gegensatz zu vielen anderen Edge-On's ist die zentrale Bulge recht deutlich wahrzunehmen. Das Staubband war trotz aller Versuche nicht erkennbar.

NGC 5740 (Gx) (Vir) 11,9mag

Bei 126x erscheint ein recht großer schwacher Nebel von etwa rund-ovaler Form - schwach, aber eindeutig sichtbar. Die zentrale Aufhellung der Galaxie wirkt ziemlich schwach.

*Die Galaxie NGC 5738 konnte ich wegen der etwas ungenauen Aufsuchkarte nicht erkennen.*

NGC 5690 (Gx) (Vir) 11,8mag

Der helle 6,4mag-Stern 3' westlich der Galaxie stört die Beobachtung deutlich. Trotzdem erscheint das Objekt mit 126x und indirekter Sicht recht hell. Ich konnte eine 3:1 Ausdehnung der Längsachse feststellen. Das Zentrum der Galaxie ist deutlich und hell.

NGC 5692 (Gx) (Vir) 12,9mag

Mit 126x und indirekter Sicht recht hell aber auch recht klein. Ein deutlicher, flächenheller Nebel von rund-ovaler Form - viel heller als 12,9mag erwarten lassen..

NGC 5718 (Gx) (Vir) 12,9mag

IC 1042 (Gx) (Vir) 14,9mag

Dicht bei einem 10,6mag-Stern ist bei 126x ein mittelkleiner, etwas seltsamer, und ziemlich schwacher Nebel zu erkennen. Der Nebel wirkt aufgrund seiner Form ungewöhnlich. Diese erscheint länglich bis Dreieckig mit einer etwas dunkleren Seite. Ich konnte kein Zentrum erkennen. Zu meiner Überraschung entpuppt sich NGC 5718 beim Anblick des DSS-Bildes als Doppelgalaxie, zusammen mit der nicht auf meiner Karte verzeichneten IC 1042. Ich konnte die beiden visuell nicht eindeutig trennen, wovon dann auch der seltsame längliche Anblick rührt. Die gesehene dunklere Seite entspricht IC 1042.

NGC 5750 (Gx) (Vir) 11,6mag

Hebt sich mit 50x und indirekter Sicht als sehr schwacher Nebel vom Hintergrund ab. Bei 98x rund-oval in Ost-West-Richtung, recht schwach und recht klein.

*Dann weiter gen Westen zur NGC 5713-Gruppe*

NGC 5713 (Gx) (Vir) 11,2mag

Hellstes Objekt einer Gruppe von Galaxien. Mit 50x in schönem Sternfeld deutlich sichtbar. Mit 126x zeigt sich eine recht große Galaxie von ovaler Form mit recht hellem Zentrum. Mit indirekter Sicht erscheint die Galaxie fast doppelt so groß, was auf einen schwachen äußeren Halo schließen läßt.

NGC 5719 (Gx) (Vir) 12,2mag

Mit 50x ganz schwach zusammen mit NGC 5713 erkennbar. Bei 126x oval bis länglich im PW 90°. Helleres rundliches Zentralgebiet. Insgesamt recht deutlich wahrnehmbar.

NGC 5733 (Gx) (Vir) 14,0mag

Sehr schwierig wahrnehmbar. Mit indirektem Sehen leuchtet Blickweise ein kleiner Fleck östlich eines sehr schwachen Sternes auf. Er ist so schwach, das keine genaue Form erkennbar ist. Per Skizze aber einwandfrei identifiziert. 126x

NGC 5691 (Gx) (Vir) 12,3mag

Per indirekter Sicht relativ schwach und rund-oval bei 126x. Einige extrem schwache Sterne säumen die weitere Peripherie der Galaxie.

NGC 5680 (Gx) (Vir) 13,7mag

Indirekt schwacher, aber eindeutiger Nebel. Sehr klein und rund auch bei 126x. Ein schwacher Stern ganz eng daneben.

NGC 5584 (Gx) (Vir) 11,4mag

Indirekt relativ schwach bei 126x - auch knapp direkt sichtbar. Ovaler bis fast länglicher Nebel mit recht hellem zentralen Bereich. Im Norden und Süden jeweils ein sehr schwacher Stern.

In den Scheren des Skorpions...

...gibt es für visuelle Beobachter leider wenige Kostbarkeiten zu erhaschen, schlummern doch so viele Schätze des Sternbildes im für Deutschland nicht erreichbaren südlichen Teil. Trotzdem konnte ich in vorheriger Recherche doch noch 2 lohnende, und mir bisher noch völlig unbekannte Objekte, dingfest machen.

NGC 5998 (Ast) (Sco) ?mag

Erstaunlich, was W. Herschel da entdeckt hat. Er beschreibt es als "cluster of very small stars, pretty rich, in the form of a parallelogram." Auf dem DSS ist diese Gruppe eindeutig erkennbar. Aber aufgrund der niedrigen Deklination visuell ein extrem harter Brocken. Die Mitglieder liegen jenseits von 12mag und so konnte ich bei 190x nur phasenweise wenige in Nord-Süd-Richtung angeordnete Sterne der Gruppe aus machen.

NGC 6000 (Gx) (Sco) 12,2mag

Trotz nur 8° Horizonthöhe zwar indirekt schwach aber überraschend eindeutig wahrnehmbar - auch dank der Hilfe von 3 hellen 9mag-Sternen die sich südlich befinden. Rund, mittelgroß mit erkennbarem Zentrum.

*...dann habe ich eine visuellen Sprung bis fast in den Zenit gemacht, um noch ein weiteres H400-Objekt in der Nähe von Theta Boo zu erjagen.

NGC 5660 (Gx) (Boo) 11,9mag

Ein deutlicher, bei 98x sogar ziemlich heller Nebel. Mittelklein mit einem schwachen, aber stetigen Anstieg der Helligkeit bis ins Zentrum.

NGC 5676 (Gx) (Boo) 11,2mag

Sehr hell und recht groß. Bei 126x Ansätze der Spiralstruktur und etwas irreguläre Form erkennbar. Die Galaxie ist deutlich oval in O-W-Richtung, wobei sich die Helligkeit im Südteil zu konzentrieren scheint. Im Norden der Galaxie scheint eine dunklere Zone etwas nach Süden einzudringen, woraus die zaghafte Bohnenform der Galaxie resultiert.

NGC 5673 (Gx) (Boo) 12,1mag

Sehr schwache längliche Galaxie mit nur diffusem, und angedeutetem Zentrum. Mindestens ein schwacher Stern in der Nähe der Galaxie.

Abschluss der Nacht im Sternbild Herkules

Da mir nach so intensiver Beobachtung die Zeit davon lief (es war zwar erst nach 1 Uhr, aber ab 2 Uhr MESZ wird es schon wieder hell!) beschloss ich, noch einen planetarischen Nebel im Herkules und sein Umfeld genauer zu studieren. Vorher musste ich mich jedoch noch aus dem Bootes herauskämpfen. Gar nicht so einfach, wenn überall verlockende Galaxien "herumliegen" :-)

NGC 5993 (Gx) (Boo) 13,1mag

Mit indirekter Sicht einfach als recht schwacher kleiner Nebel wahrnehmbar. Etwas größer als die schwächere Nachbargalaxie NGC 5993 und ansatzweise rund-oval.

NGC 5992 (Gx) (Boo) 13,7mag

Nur 2' südlich der viel deutlicheren NGC 5993 ist nur per indirekter Sicht ein schwaches, formloses Nebelfleckchen. Winzig - vermutlich nicht einmal 1' im Durchmesser.

NGC 6013 (Gx) (Her) 13,6mag

Schwach aber eindeutig sichtbar - ein Sternmuster mit einem markanten Doppelstern im Nord-Westen hilft sehr beim Aufsuchen. Mit indirekter Sicht erscheint die Galaxie leicht unregelmäßig und von länglicher Form.

UGC 10200 (Gx) (Her) 13,6mag

Mit indirektem Sehen bei 126x rund, klein und recht schwach. Die Galaxie erscheint kompakt und relativ Flächenhell.

NGC 6058 (Pn) (Her) 13,0mag

Sofort einfach sichtbar bei 50x. Recht heller winziger Nebelfleck - aber deutlich non-stellar. Bei 190x ist der Zentralstern mit indirekter Sicht schwach erkennbar. Er scheint umgeben von einem kleinen ovalen Nebelring. Genauere Strukturen im Ring kann ich nicht erkennen. Der Nebel reagiert gut auf UHC, wobei die Details ohne Filter fast deutlicher sind.

Damit endete mit Beginn der Dämmerung diese sehr erfolgreiche Nacht. Mars schob sich als leuchtend oranger Punkt, langsam über den Horizont. Zu Haus angekommen, gönnte ich mir einige Anblick mit dem 2,5" Refraktor und konnte zum ersten Mal überhaupt bei 190x eine deutlich glänzende Polkappe erkennen. Eine Aufnahme mit der Webcam lieferte immerhin folgendes Ergebniss:

 

Mars mit Polkappe im 2,5" Refraktor - 1.10h UT

Clear Skies
Matthias


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