Beobachtungsnacht vom 27.3.2004

Instrumentarium: - 8" f/6 MEADE Starfinder EQ
                                 
Beobachtungsort:
Mittelmark/Brandenburg 52°19' n.B - 50m Meereshöhe

Bedingungen: Wir schon die Nacht zuvor eine ausgesprochen gute Beobachtungsnacht mit einer Grenzgröße von 6m7 in UMi. Der Himmel präsentierte sich durchwegs dunkel und transparent. Kein Wind aber relativ feucht. Die Milchstraßenwolken der aufgehenden Sommermilchstraße leuchteten hell und deutlich - wirklich imposant.


Beobachtung:

Zeit: 01.45 Uhr - 04.15 Uhr MEZ

Primärziel der Nacht war die Komplettierung meiner Beobachtungen im Kasten des Großen Wagens. Danach führte mich der Weg noch in die Sternbilder Virgo und Draco, wo einige helle Galaxien auf ihre Beobachtung warteten.
Begleitet wurden die Beobachtungen übrigens durch die Geräusche von Feldmäusen, die sich scheinbar in der Umgebung heftige Gefechte lieferten. :-)

Galaxien im Kasten des Großen Wagens - Teil 3.

Nach 2 erfolgreichen Nächten, war heute vorwiegend "Restebeseitigung" angesagt.

UGC 6575 (Gx) (UMa) 14,3Bmag

Eine sehr schwache Galaxie, die trotz sehr guter Beobachtungsbedingungen am Rande meiner Wahrnehmung liegt. Bei 126x findet sich 7' östlich eines hellen Sterns ein blasser Schimmer - nur indirekt erkennbar. Die Galaxie erscheint als kleiner, 3:1 elongierter Nebelhauch. Ein schwaches Sternchen, wenige Bogenminuten südöstlich bietet Sicherheit bei der Identifikation.

NGC 3795 (Gx) (UMa) 13,2mag

Schon William Herschel erkannte diese schwache Galaxie, und nahm sie unter der Herschel-Klasse III als einen der späteren Einträge in seinen Katalog mit auf. Visuell zeigt sich bei 126x ein sehr schwacher 3-4:1 elongierter Nebelstreif mit angedeutetem, etwas helleren, länglichen Zentralgebiet. In ihrer südwestlichen Verlängerung gelangt man direkt zum, bei der Aufsuche hilfreichen Stern.

NGC 3795B (Gx) (UMa) 13,2mag

= UGC 6604. Eine schwache, aber doch nette Galaxie. Zu der interessanten Erscheinung trägt vor allem der auffällige Asterism bei, in dem sie sich befindet. Nimmt man die Galaxie hinzu, erinnert die Anordnung fast an das Sternbild Leier, mit dem hellen Stern SAO 29079 als "Miniatur-Vega". Die Galaxie selbst erscheint indirekt rundlich, und zeigt ein recht deutlich aufgehelltes Zentrum. Insgesamt nicht all zu schwierig zu erkennen bei 126x.

NGC 3838 (Gx) (UMa) 12,3mag

Eine kleine, recht helle Galaxie im nördlichen Zentralbereich des UMa-Kastens. 126x zeigt eine deutlich ovale Form des Galaxienkörpers, sowie einen ziemlich hellen Kern (oder dem Kern vorgelagerten Stern?), der fast die Helligkeit eines auffälligen Nachbarsterns im Umfeld des Galaxie erreicht. Leider können auch Fotos dieses Rätsel nicht lösen, da die Zentralregion meist überbelichtet erscheint.

*Danach noch ein kürzer Schwenk zu den beiden Galaxien bei M 40, die ich in einer vorrangegangenen Beobachtungsnacht bereits kurz erspäht hatte. Beide befinden sich übrigen schon außerhalb des Kastens.*

NGC 4290 (Gx) (UMa) 12,0mag

Nur 12' westlich des bekannten Doppelsterns M 40. Die Galaxie erscheint relativ schwach, und nicht so ausgedehnt, wie die Größe auf der Aufsuchkarte vermuten lässt. Dafür fällt spätestens bei 126x das recht helle Zentralgebiet auf. Die Form der Galaxie erscheint oval bis länglich. Der schwächere Begleiter NGC 4284 befindet sich knapp 5' westlich.

NGC 4284 (Gx) (UMa) 13,6mag

Die schwächere Galaxie im Paar bei M 40. Sie ist bei 126x auch indirekt nur sehr schwach erkennbar, und insgesamt ähnlich elongiert wie die Nachbargalaxie NGC 4290 5' östlich. Südlich der Galaxie befindet sich ein schwacher Stern. Dicht östlich ein weiterer, allerdings sehr schwacher Stern.

Einige Galaxien in der Region von Delta Virginis

Im Rahmen des Herschel 400-Projektes standen noch einige Galaxien auf dem Plan. Da die meisten H400-Galaxien zu den hellsten Objekten ihrer Region zählen, möchte ich sie nicht alle mit einem Schlag beobachten, sondern für die nächsten Jahre aufsparen - quasi als Krönung langer Beobachtungsnächte. Heut war es mal wieder Zeit dafür...

NGC 4845 (Gx) (Vir) 11,3mag

Eine schöne, helle Galaxie in den weiten Galaxienfeldern von Virgo. Bei 126x fällt neben der großen Ausdehnung auch die starke Elongation der Galaxie im Verhältnis von 4:1 auf. Das Staubband ist hingegen ein schwieriges Detail, das sich erst nach einiger Beobachtungszeit südlich des hellen Zentrums abzeichnet. Nach Norden und Süden wird die Galaxie jeweils von einem recht schwachen bzw. schwachen Stern eingerahmt. Insgesamt ein lohnendes Beobachtungsobjekt!

[ Zeichnung von NGC 4845  im 8" Newton bei 126x -  © by Matthias Juchert ]

NGC 4900 (Gx) (Vir) 11,3mag

Bei 50x erinnert diese Galaxie auf den ersten Blick eher an einen ungewöhnlichen Planetarischen Nebel mit sehr exzentrischem Zentralstern. Ein heller Stern befindet sich südöstlich des Kerns noch in den Ausläufern des Halos. Von diesem aus, erstreckt sich in nordwestliche Richtung die längliche Aufhellung des Zentralgebietes, das von einem gleichmäßig runden Halo umschlossen wird. Bei 126x treten aus dem Zentralgebiet 2 Aufhellungen hervor. Die eine dürfte dem Kern der Galaxie zuzuordnen sein, während die zweite - etwas nordwestlich des Kerns eventuell ein Knoten in der Spiralstruktur sein könnte.

NGC 4809 (Gx) (Vir) 14,0mag

NGC 4810 (Gx) (Vir) 14,3mag

NGC 4809 und NGC 4810 bilden ein sehr enges und schwaches Galaxienpaar - in der Literatur teilweise auch als "Doppelnebel" verzeichnet. Durch die Lichtschwäche der Objekte gelang mir die Trennung bei 126x nicht. Es war nur ein zusammenhängender, ovaler und leicht unregelmäßiger Nebel erkennbar, der sich in NW-SO-Richtung elongierte.

Die Galaxie NGC 6503 und ihre Nachbarschaft

Die letzte Stunde bis zum Anbruch der Morgendämmerung verbrachte ich im Sternbild Draco, wo die helle Galaxie NGC 6503 zu einer detaillierten Studie einlud, und gleich noch einige schwächere Hintergrundgalaxien im weiteren Umfeld beobachtet wurden.

NGC 6503 (Gx) (Dra) 10,2mag

Sehr hell und schon bei 50x kaum im Gesichtsfeld zu übersehen. NGC 6503 erscheint insgesamt ziemlich flächenhell, ohne jedoch ein deutlich ausgeprägtes Zentralgebiet zu zeigen. Bei 126x sind um den Kern herum und an der Südflanke, andeutungsweise Helligkeitsknoten und dunkle Buchten auszumachen. Die Nordseite des Halos wirkt hingegen eher gleichmäßig und strukturlos. Ein 8m,6-Stern befindet sich direkt östlich in wunderbarem Kontrast zum Nebel.

[ Zeichnung von NGC 6503  im 8" Newton bei 126x -  © by Matthias Juchert ]

NGC 6424 (Gx) (Dra) 14,1mag

Ein sehr schwieriges Objekt. Bei 126x ist die Galaxie nur sehr, sehr schwach indirekt erkennbar. Durch die markante Position an der Nordspitze eines Dreiecks, daß sie mit zwei recht hellen Sternen bildet, ist die Beobachtung jedoch eindeutig verifizierbar. Das Objekt erscheint rundlich und weitestgehend strukturlos.

NGC 6508 (Gx) (Dra) 13,3mag

Diese Galaxie ist bei 126x indirekt schwach, aber doch sicher und dauerhaft erkennbar. Viel mehr als eine kleine, runde Galaxie ohne weitere Details ist jedoch nicht auszumachen. 

NGC 6434 (Gx) (Dra) 12,4mag

Nicht einmal 2' nördlich des 7m6-Sterns SAO 8860 findet sich eine eigentlich nicht all zu schwache Galaxie - NGC 6434. Durch den brillanten Stern ist es aber sehr schwierig, die Galaxie zu erkennen. Bei 126x blitzte indirekt immer wieder ein ziemlich schwacher, ovaler Nebel an der Position der Galaxie auf.

Abschließend gönnte ich mir noch einige Blicke auf die Objekte des Sommerhimmels, auch wenn die Milchstraßenwolken sich gerade erst über den Horizont erhoben hatten, und gleich wieder in der Morgendämmerung verblassten. Da waren sie wieder - M 4, M 20, M8, M17, M16 und all die anderen Objekte. Mit diesen Eindrücken machte ich mich müde aber zufrieden auf den Weg in die Federn...

Clear Skies
Matthias


* Visual Deep Sky Observing and CCD-Imaging: www.Serifone.de *