Instrumentarium:
- 8"
f/6 MEADE Starfinder EQ
Beobachtungsort:
Mittelmark/Brandenburg 52°19' n.B - 35m Meereshöhe
Bedingungen: Westbrandenburg zeigte sich an diesem Abend tief verschneit - die Schneedecke auf dem Feld war schon 12cm dick, und für die nächsten Tage waren noch weitere 5-10cm dazu kommen. Durch die nördliche Luftströmung war die Temperatur bereits am Abend auf -10°C gefallen. Hinzu kam ein zwar nicht all zu starker, aber doch ungemütlicher Wind. Der Himmel zeigte sich recht transparent bis zum Horizont, und in UMi betrug die Grenzgröße mindestens 6m5. Trotzdem hatte ich bei der arktischen Luft fast noch mehr erwartet. Das Zodiakallicht am Westhorizont wirkte wie ein schwach beleuchtetes Wolkenband.
Beobachtung:
Zeit: 20.00 Uhr - 21.45 Uhr MEZ
Wie schon in so vielen Beobachtungsnächten des Winters standen auch heute wieder einige Ziele in den Sternbildern Puppis und Canis Major auf dem Programm. Schon in der dritten Nacht hatte ich hier die Haffner-Sternhaufen im Visier.
Haffner Sternhaufen in Canis Major und Puppis- Teil 3.
Die noch fehlenden Objekte des Kataloges hatte ich mir in minutiöser Vorarbeit auf Papier skizziert, und so Gruppen gebildet und die Beobachtungsreihenfolge festgelegt. Die Zeit war wegen des baldigen Mondaufgangs knapp. Zudem entzieht sich die Region in den nächsten Wochen zunehmend der Beobachtbarkeit. Los gings in der Nähe von M 41 mit 2 Objekten, die ich in den letzten Jahren schon 4-5x versucht hatte. Heute hatte ich endlich Erfolg...
Tombaugh 1 (Oc) (CMa)
= Haffner 1. Der Haufen befindet sich
direkt nordwestlich eines hellen Sternpaares (6m7, 7m3) um einen 11m1-Stern
herum. Die östliche Begrenzung bildet ein 11m4-Stern. Bei 50x ist um den
11m1-Stern ein schwacher, aber indirekt deutlich erkennbarer Nebel
wahrnehmbar. Dieser scheint eher dreieckig als rund geformt. Bei 98x und
indirekter Sicht werden die ersten Haufensterne erkennbar, aber der nebelige
Hintergrund wird schlechter erkennbar.
Tombaugh 2 (Oc) (CMa)
= Haffner 2. Ein schwieriger, sehr reicher
Sternhaufen (siehe DSS-Bild!!), der sich nur knapp 4' südlich eines 8m-Sterns
befindet. Bei 50x blinkt nur ein winziges Nebelchen für Momente auf, ohne dauerhaft
gehalten zu werden. Der Haufen schmiegt sich nach Süden hin ein ein Dreieck
von drei 11-12m-Sternen ein, und lässt sich daher gut orten. Bei 98x ist das
Objekt zwar immer noch sehr schwach, aber indirekt immer wieder für längere
Zeit zu halten. Die Erscheinung ähnelt eher einem schwachen
Palomar-Kugelsternhaufen (z.B. Pal 2), denn man erkennt einen rundlichen Nebel
mit leicht angedeuteter Zentralaufhellung.
Auner 1 (Oc) (CMa)
Dieser Haufen wurde erst 1980 auf
POSS-Platten entdeckt. Er war sehr schwierig zu identifizieren, da er vom
Geisterbild des hellen Sirius überdeckt wurde. Die visuelle Beobachtung wird
zum einen durch die Distanz des Haufens (4400pc) und die daraus resultierende
Schwäche, sowie durch die Existenz eines 9m-Sterns nur 80" nördlich des
Haufenzentrums erschwert. So ist Auner 1 noch schwieriger erkennbar, als der
ohnehin schon schwache Tombaugh 2 - etwa 1° südlich davon. Immerhin spricht
das Objekt auf mittlere Vergrößerung (126x) an, und war nach einiger
Eingewöhnung als sehr schwaches Nebelchen zu etwa 30% der Zeit, immer wieder
zu halten. Letzte Unsicherheiten konnte ich durch eine genaue Skizze mit den
eingezeichneten, schwachen Sternen am Haufensüdrand beseitigen.
*Bevor ich dann endgültig Richtung Horizont schwenkte, folgte noch der 2 Beobachtungsversuch an den Haufen Haffner 4 (bei Gamma CMa) und 6 (bei NGC 2359). Kurioserweise konnte ich von dem, auf dem DSS scheinbar helleren Haffner 4 erneut nichts erkennen. Dafür ging mir Haffner 6 ins Netz.*
Haffner 6 (Oc) (CMa)
Nach längerer Adaption bei 126x und field
sweeping erkennbar. Der Haufen blitzt immer wieder als etwas größerer,
unregelmäßig (dreieckig?) geformter Nebel auf. Phasenweise kann ich 2-3
Sterne auf der Nebelflächen aufblitzen sehen, doch insgesamt bleibt Haffner 6
ein Grenzobjekt für den 8".
Haffner 9 (Oc) (CMa)
Im Vergrößerungsintervall von 98x - 126x
erscheint Haffner 9 als schwacher, aber indirekt deutlich erkennbarer Haufen.
Er fügt sich mit seiner leicht elongierten Form, in eine beidseitig des
Haufens vorhandene Anordnung hellerer Sterne ein. Die zentrale Kondensation
wirkt etwas irregulär bis beinahe gemottelt, ohne jedoch auflösbar zu sein.
*Aus Haffner 24 bin ich nicht recht schlau geworden. Haffner schreibt in seinem Paper "Sehr schwaches Objekt". Das DSS zeigt an der Position einige verstreute Sterne - nur wenig dichter arrangiert, als das Umfeld. Wenn dies das Objekt sein sollte, könnte es wohl in Reichweite von des 8" sein. Daher wird hier wohl noch ein neuer Versuch angesetzt.*
Horizontnahe Objekte
Haffner 14 (Oc) (Pup)
Das DSS zeigt Haffner 15 als relativ
undeutliche Ansammlung einiger heller und schwächerer Sterne. Aufgrund der
südlichen Lage von -28,5° Deklination können von meinem Standort nur die
hellsten Sterne erkannt werden. Interessanter Weise fällt das Objekt bei 98x
trotzdem als teilweise nebelige, teils aufgelöste Sternverdichtung im Feld
auf. Meine Skizze zeigt allerdings, das ich hauptsächlich die hellere
längliche Sternanordnung am östlichen Haufenrand beobachtet habe.
*Während die horizontnahen Sternhaufen Haffner 20 (bereits in Kärnten von mir beobachtet) sowie Haffner 17 (nur der hellste Haufenstern sichtbar) mit unter -30° Deklination in Brandenburg kaum beobachtbar sind. Dafür viel mir durch Zufall im Feld von Haffner 20 ein deutlicher Nebelfleck auf, der dem Sternhaufen NGC 2489 entspricht.*
NGC 2489 (Oc) (Pup) 7,9mag
Trotz seiner südlichen Lage von -30°
Deklination wurde dieser Sternhaufen noch durch William Herschel - von
Südengland aus - entdeckt. Bei 50x erscheint im, schon merklich durch die
Horizontnähe aufgehellten Hintergrund, ein deutlicher, recht großer
Nebelfleck. Bei 98x ist der Sternhaufen indirekt voll aufgelöst. Markantestes
Detail ist eine nahezu kreisförmige Sternanordnung im Ostteil des Haufens.
Haffner 15 (Oc) (Pup)
Trotz einer sagenhaften Deklination von
fast -33° (entspricht knapp 5° Horinzonthöhe!) ist Haffner 15 dank seiner
hellen Einzelsterne tatsächlich erkennbar. Bei 50x und 98x zeigen sich
zunächst nur 2 helle Sterne die sich bei indirekter Betrachtung in einer
nebeligen Verdichtung befinden. Erkennbar ist auch eine Ost-West-Elongation
der hellsten Sterne. Sicherlich ein schönes Beobachtungsobjekt für einen
südlicheren Standort (Alpen!).
*Zum Abschluss beobachtete und zeichnete ich noch meinen Lieblings-PN am winterlichen Himmel - nämlich NGC 2438 in M 46.*
NGC 2438 (Pn) (Pup) 10,8mag
Ein wunderschöner PN im Nordteil des
reichen Sternhaufens M 46! Schon bei 50x kann man - vorallem indirekt - die
kleine Nebelscheibe im dichten Sternengewimmel orten. Der Kontrast zum Umfeld
ist dabei immer wieder faszinierend. Der PN ist hell, und verträgt hohe
Vergrößerungen ohne Probleme. Bei 191x ist die Ringform mit dem leicht
dunkleren Zentrum bereits gut erkennbar. Ein heller Stern befindet sich knapp
außerhalb des Nebels im Südosten. Ein schwächerer Stern ist im westlichen
Teil des Rings wahrnehmbar. Bei längerer Betrachtung fällt auch auf, das
sowohl der Nord- als auch der Südteil deutlich heller erscheinen. Ein
wunderbarer Anblick den man lange auf sich wirken lassen kann.
....
[Zeichnung: Matthias Juchert - 8" f/6 Newton bei 191x]
Dann waren meine Füsse schon fast gefroren, und der Osthorizont war durch den Mond merklich aufgehellt. Also höchste Zeit aufzubrechen. Auf der Rückfahrt konnte ich noch das interessante Schauspiel der Mondillusion bestaunen, wobei der Mond direkt neben einem entfernten Haus aufging, und dabei beinahe riesig wirkte. Damit klang diese schöne Beobachtungsnacht aus.
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Clear Skies
Matthias
* Visual Deep Sky Observing and CCD-Imaging: www.Serifone.de *