Beobachtungsnacht vom 23/24.9.2003

Instrumentarium: - 8" f/6 MEADE Starfinder EQ

Beobachtungsort: Mittelmark/Brandenburg 52°19' n.B - 60m Meereshöhe

Bedingungen: fst: 6m8 im Zenit! Wirklich exzellente Bedingungen, die ich der Bilderbuchmäßigen Rückseitenwetterlage zu verdanken habe. Der Himmel war absolut klar, mit bester Horizontsicht. Leider befindet sich mein sommerlicher Beobachtungsplatz ziemlich exponiert auf einem Hügel, so das ich zum einem dem fernen Streulicht, als auch dem doch recht kräftigen Wind (5-6 Bft) ausgesetzt war. So war die gefühlte Temperatur doch deutlich unter 0° C gesunken.


Beobachtung:

Zeit: 23.30 Uhr - 2.00 Uhr MESZ

Heute hatte ich mir als erstes Schwerpunktthema den Cepheus gewählt.

Nahes und fernes im Cepheus

Der Cepheus ist zweifellos eine wahre Schatzkiste für Beobachter - nirgendwo sonst liegen die Schätze der Milchstraße so dicht mit interessanten fernen Milchstraßen zusammen, wie das berühmte Beispiel der Galaxie NGC 6946 und des Sternhaufens NGC 6939 zeigt. Mein Interesse galt nun den etwas weniger frequentierten Objekten.

NGC 6949 (Gx) (Cep) 13,8mag

Eine sehr schwache Galaxie, die nur mit indirektem Sehen und reichlich Adaption zu stellen ist. Sie erscheint bei 126x als kleiner, verwaschener Nebelfleck ohne eindeutige Form.

NGC 6953 - ein kleines sehr schwaches Sternmuster, konnte ich leider nicht eindeutig identifizieren.

NGC 6951 (=NGC 6952) (Gx) (Cep) 11,0mag

Recht hell und bereits mit 50x deutlich zu erkennen. Die Galaxie erscheint mittelgroß, und oval bis länglich. Bei 126x wird NGC 6951 zu einem sehr interessanten Objekt. Direkt östlich steht ein deutlicher Stern. Mit indirektem Sehen sind die beiden Spiralarme sichtbar. Sie winden sich entgegen des Uhrzeigersinns um das ovale Zentrum. Der südöstliche Arm ist deutlich heller und ausgeprägter. Der nordwestlich Arm erscheint dafür sehr viel ausgedehnter, was jedoch nur in wenigen Momenten der Beobachtung zu erhaschen ist. 

Die Bezeichnung NGC 6952 geht auf Coggia zurück, der die Galaxie zwar unabhängig von Swift, jedoch später entdeckte.

NGC 6951 am 8" Newton bei 126x

NGC 7023 (Neb) (Cep) 7,1mag

Im Zentrum dieses Nebels befindet sich ein 7m-Stern. Insgesamt ergibt sich ein ähnlicher Anblick, als wenn man bei beschlagenem Okular einen hellen Stern zentriert. Das direkt Umfeld ist fast völlig sternenleer. Bei 98x zeigen sich im Nebel komplexe Strukturen, die kaum mit einem Blick zu erfassen sind. Südlich des Sterns ist indirekt eine deutliche Dunkellinie zu erfassen. Im Norden des Sterns befindet sich der hellste Teil, mit einem deutlichen, in Nord-West-Richtung abzweigenden Nebelzweig. Überall sind schwache Auswüchse zu erkennen. Ein interessantes Objekt das aufgrund fehlender UHC-Reaktion den Reflexionsnebeln zuzuordnen ist.

NGC 7076 (Pn) (Cep) 13,2mag

Ein sehr schwacher, mittelkleiner Nebel. Ohne Filter wirklich nur indirekt zu erhaschen. Mit UHC wird der Anblick deutlicher. Der Nebel erscheint oval, und besitzt kein eindeutiges Zentrum. Insgesamt entspricht der Anblick einem sehr schwachen Kometen. Ohne Filter ist bei 126x ein schwacher Stern am nördlichen Nebelrand sichtbar.

Deep-Sky im süd-westlichen Cetus

Wenn man diese Region des Himmels näher unter die Lupe nehmen wollte, sollte man zumindest in Mitteleuropa eine Nacht mit guter Horizontsicht abwarten, und dann bei Kulmination der Region beobachten. Trotzdem erreichen die hier beschriebenen Objekte von Brandenburg aus im Mittel nur eine Kulminationshöhe von 15°.

NGC 7826 (Oc) (Cet)

John Herschel: "A triangular group of about a dozen stars".

Ein sehr lockerer Sternhaufen, der trotz der sternarmen Umgebung kaum auffällt. Bei 98x sind etwa 15 mittelheller und schwache Sterne in einer irregulären Form erkennbar. Nach Süden hin, ordnen sich die Mitglieder mehr und mehr in weiten Sternpaaren an.

NGC 59 (Gx) (Cet) 12,1mag

Mit indirektem Sehen ist bei 98x eine schwache, deutlich elongierte Spindel mittlerer Größe auszumachen. Im näheren Umfeld befinden sich etliche schwache Sterne.

Die nächsten beiden Galaxien stehen beide mehr oder weniger im Verdacht, Mitglieder der Sculptor-Gruppe von Galaxien zu sein, zu der auch NGC 55 und NGC 253 gehören. Besonders NGC 45 erweckt auf dem DSS-Bild tatsächlich den Eindruck, ein besonders nahes Objekt zu sein, während die Einordnung von NGC 24 eher zweifelhaft erscheint.

NGC 45 (Gx) (Cet) 10,6mag

Diese Galaxie erscheint mit indirektem Sehen als sehr schwacher, asymmetrischer Nebel nördlich eines hellen Sterns. Es ist nur das Zentrum des Objektes mit einigen, besonders nach Norden hin angedeuteten Ausläufern sichtbar.

NGC 24 (Gx) (Scl) 11,6mag

Eine schöne, große Galaxie, die mit 126x deutlich sichtbar ist. Sie ist stark elongiert im PW 45°, jedoch zeigt das Objekt keine genaue Kantenlage. Am nord-östlichen Rand befindet sich ein schwacher Stern im Halo.

Dem kräftigen und eiskalten Wind musste ich dann Tribut zollen. Meine Finger waren schon so klamm, das meine Notizen beinahe zu unleserlichem Gekritzel verkamen. Aber die Hochdrucklage hat Brandenburg noch fest im Griff, so das sich wohl noch einige schöne Nächte in diesem prächtigen Altweibersommer, ergeben sollten.

Clear Skies
Matthias


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