Kurzbeobachtung vom 22/23.7.2002

Instrumentarium: - 2,5" f/13,3 Zeiss Refraktor, Logitech Quickcam Pro 3000
                                 
Bedingungen: fst. 5m0 dank Mond, oft Wolkenfelder, Transparenz und Seeing durchschnittlich


Venus und Mond in der Dämmerung

Da es am Abend überraschend aufgeklart war, hatte ich mich mit meinem Beobachtungskollegen Martin Dietrich noch zu einer kleinen Fotosession in der Dämmerung zusammengefunden. Die seenreiche Umgebung bot reichlich Schauplätze für schöne Dämmerungsbilder, und so entschieden wir uns für einen Steg bei Bekannten. Venus strahlte in der Abenddämmerung - sie war seit meiner letzten Besuch hier, schon ein gutes Stück weiter nach Westen gewandert, also in tiefere Deklinationen auf dem scheinbaren Weg am Himmel. Der gerade aufgegangene Vollmond bot dann in Richtung Süd noch ein ideales Motiv. Ich machte einige Aufnahmen mit 35mm und 50mm-Objektiven, die auch seine Spiegelung im See zeigen - dann führ ich nach Haus, wo ich auf dem Balkon schon den Zeiss-Refraktor aufgebaut hatte.

Beobachtung:

Zeit: 23.00 Uhr - 1.00 Uhr

Leider zogen gleich zu Beobachtungsbeginn dicke Wolkenwände über den Himmel, dann war es aber wieder völlig aufgeklart. Die Grenzgröße habe ich anhand des Sternbildes Delfin bestimmt, und so bin ich schließlich mit 5m0 für Vollmond noch auf einen vernünftigen Wert gekommen.

Begegnung des Mondes mit Sigma Sagittarii

Erstes Beobachtungsziel war der fast volle Mond tief am Himmel im Sternbild Schütze. Zu meiner großen Überraschung entdeckte ich bei 21x Vergrößerung dicht beim Mond einen hellen Stern - es sah fast so aus, als wenn der Mond den Stern bedecken wollte. Also habe ich schnell im Rechner den Lauf des Mondes simuliert, der jedoch zeigte, das er dem hellen Stern Sigma Sagittarii nur auf gut 4' Nahe kommen würde. Etwas Ernüchterung, aber immer noch eine gute Gelegenheit für ein paar schöne Aufnahmen mit der Webcam.

Um 23.38 Uhr machte ich dann die erste Aufnahme.

Deutlich ist unten links der helle Stern 2. Größe Sigma Sagittarii zu erkennen. Auffälligste Formation beim Mond ist der dunkele Krater Grimaldi, der in seiner Längsachse eine Ausdehnung von 220 km aufweist.

Nach etwas mehr als einer halben Stunde kehrte ich nochmals zurück zum Mond, und bemerkte deutlich, wie sehr der Mond bereits weiter gewandert war. Der Stern war auf 4'24" an den Mond heran gerückt.

Wie spannend wäre es geworden, wenn der Stern die am Rande des Mondes erkennbaren Mondgebirge passiert hätte. Deutlich ist den Aufnahmen das launige Seeing anzusehen, das in dieser Höhe - der Stern erreicht hier nur 10° Horizonthöhe - meistens eher schlecht ist. Trotzdem war ich recht zufrieden.

Helle Doppelsterne im Fokus

Zwischenzeitlich hatte ich mir die Zeit mit einigen Aufnahmen von Doppelsternen vertrieben.

Als einfaches Einstiegsobjekt hatte ich gleich den berühmten Beta Cygni (Albireo) auf dem Programm. Diesen hatte ich im letzten Jahr nur per Okularprojektion abgelichtet - die Fokalaufnahme sollte jedoch viel besser den Orange-Blau-Kontrast zeigen.

Nachdem ich diverse Struve-Doppelsterne probiert, und für zu lichtschwach befunden hatte, war zumindest ein Versuch an Beta Lyrae noch angemessen. Laut dem Washington Double Star Catalogue handelt es sich um ein 6-fach System! Bei 21x sehe ich immerhin 2 Komponenten (A und B), bei 34x ist dann auch E zu erkennen. F ist auch im Bereich des möglichen, wird aber vom Mond geschluckt. C und D liegen mit ihren Helligkeiten von 13m0 und 14m3 aber jenseits von Gut und Böse - zumindest was den 2,5"er angeht.

Zunächst eine Aufnahme "fürs Album" bei einer Belichtungszeit von 1/15sec. A und B, die durch etwa 46" getrennt sind zeigen sich. 

Dann wollte ich die Webcam nochmals ausreizen. Kann ich die Komponenten E und F vielleicht noch einfangen - mit einem kleinen 63mm-Refraktor? Hier das Ergebnis...

Da sind sie also! Ich habe etwa 100 Aufnahmen mit der maximalen Belichtungszeit von 1/5sec gestackt, und dann den Kontrast eingestellt. Die beiden hellen Sterne sind zwar gänzlich überbelichtet, aber die beiden Begleiter 10. Größe (E) und 11. Größe (F) sind abgebildet. Wer sie nicht erkennt, sollte vielleicht seine Monitorhelligkeit etwas erhöhen.

Dann kamen wieder Wolken, und ich konnte zusammen packen. Trotzdem wieder sehr spannend, was man mit einfachster Ausrüstung alles erreichen kann.

Clear Skies
Matthias


Visual Deep Sky Observing and CCD-Imaging: www.Serifone.de