Instrumentarium:
- 8" MEADE Starfinder
EQ (f=1220mm)
Beobachtungsort: Mittelmark/Brandenburg
52°19' n.B -
50m Meereshöhe
Bedingungen: Gegen Mitternacht rissen die Wolken auf, und gaben einen sehr transparenten Himmel mit exzellenter Durchsicht frei. Nur etwa 30km nordöstlich verlief die Front des abziehenden Wolkenbandes, die sich interessanter Weise über die gesamte Beobachtung, als dunkler Kontrast vor dem blau leuchtenden Nordhorizont abzeichnete. Leider ist in einer der kürzesten Nächte des Jahres der Nordhimmel recht aufgehellt, und die Dämmerung endet nie. Trotzdem konnte ich in UMi mit bloßem Auge noch Sterne von 6m3 erkennen.
Beobachtung:
Zeit: 00.20 Uhr - 02.00 Uhr MESZ
Im Norden die mittlerweile goldenen Ähren eines Getreidefeldes, im Süden ein langsam wachsendes Maisfeld - und ich mitten drin. Leider kann ich in solch einer weißen Nacht (Sonne max 13,5° unter dem Horizont) nicht bis zu den allerschwächsten Deep-Sky-Objekten vordringen, aber immerhin konnte ich einige interessante Entdeckungen machen und eine lange Jagd beenden.
Schwache Galaxien in der Schlange
Als Ausgangspunkt der Suche wurde Delta Ophiuchi gewählt - von hier ging es in den Westteil Serpens Caput.
NGC 6118 (Gx) (Ser) 11,7mag
Gilt zurecht als eines der schwierigsten H400-Objekte. Eine Galaxie mit geringer Flächenhelligkeit - mittelklein und bei 98x recht schwach sichtbar. Etwa 2,5:1 elongiert in NO-SW-Richtung. Das Zentrum erscheint nur relativ schwach aufgehellt.
NGC 6172 (Gx) (Ser) 12,8mag
126x zeigt einen kleinen runden Nebelfleck, der mit indirektem Sehen schwach erscheint, aber doch eindeutig zu halten ist. Der kleine Nebel wirkt zum Zentrum deutlich heller.
UGC 10288 (Gx) (Ser) 13,3mag
Mit diesem Objekt ist die Grenze des wahrnehmbaren bei solch hellem Himmel erreicht. Mit ausreichend Adaption blitzt an der Position ein von der Form her undefinierbares Objekt, phasenweise immer wieder auf - extrem schwach. Auf dem DSS entpuppt sich die Galaxie als wunderschöne Edge-On - vergleichbar mit NGC 4565. Anhand des Bildes konnte ich feststellen, das ich phasenweise den helleren Kernbereich der Galaxie aufblitzen sah, wobei die Kantenlage zu keiner Zeit sichtbar war.
*Dann war es schon fast 1 Uhr - Zeit, ein für mich lange Zeit frustrierendes Kapitel in der visuellen Astronomie endlich aufzugreifen.
Endlich - die Eiswelt Pluto
Jahr für Jahr war mir der äußerste der 9 Planeten aus verschiedenen Gründen entwischt. Zunächst lag er außerhalb der Reichweite meiner Optik, dann hab ich ihn schlichtweg vergessen, oder bei schlechten Bedingungen probiert. Zwar sind auch in dieser Nacht mit Mitternachtsdämmerung und tiefen Stand des Planeten über dem Horizont nicht ideale Bedingungen gegeben, aber dafür hab ich jetzt die richtige Vergrößerung zur Hand.
Pluto-Beobachtung:
Von Nu Serpens schwenkte ich den vom Vorabend (da hatte ich mit einem Freund schon einen Versuch gestartet, bis im entscheidenden Moment Wolken die Sicht verdeckten) bekannten Pfad ein, und stiess nach kurzer Zeit auf das markante Sternmuster aus 3 11mag-Sternen, das die Beobachtung heute sehr erleichtern sollte. Nach kurzer Orientierung konnte ich bei 98x und 126x ein schwaches Lichtpunktchen aufblitzen sehen, wo laut DSS-Bild keines hätte sein dürfen - Pluto! Mit 190x war der Planet auch direkt sichtbar und nach einiger Adaption konnte ich das Objekt auch schon bei 50x ausfindig machen - aber sehr schwach. Generell war es hilfreich, das Teleskop anzutippen, und schon konnte das Auge den Lichtpunkt erfassen und halten. Bei der Beobachtung entstand folgende Zeichnung.
Pluto am 8" f/6 Newton bei 190x gezeichnet - Matthias Juchert
Übrigens - wer Pluto noch nicht gesehen hat, der sollte es unbedingt in den nächsten 2 Jahren nachholen, bevor Pluto für etliche Jahre in die dichten Milchstraßenregionen eintauchen wird, wo das Aufsuchen dank unzähliger Feldsterne enorm erschwert wird. Bei dunklem Himmel sollte auch ein kleineres Teleskop das schwache Lichtpünktchen zeigen - Brain Skiff sah den fernen Planeten sogar in einem 70mm Televue Pronto!
Drei sehr unterschiedliche Globulars in Ophiuchus und Serpens
Zwei der drei Objekte hatte ich bereits im letzten Sommer gesichtet, aber ich wollte mir einfach nochmal den Anblick in Erinnerung rufen.
NGC 6517 (Gc) (Oph) 10,3mag
Ein kleiner heller Nebelfleck ist mit 126x einfach sichtbar. Der Haufen besitzt ein stark kondensiertes, leuchtendes Zentrum, kann jedoch nicht einmal ansatzweise aufgelöst werden. Auch die Umgebung ist reizvoll! Streckenweise ist wegen der starken Präsenz von Dunkelwolken kaum ein Stern im Gesichtsfeld - aber genau um den Kugelsternhaufen gruppieren sich 3 helle Sterne.
NGC 6539 (Gc) (Ser) 9,6mag
Auch hier zeigen sich kaum Sterne in der Umgebung! Die kräftigen Dunkelwolken müssen diesen Gc stark schwächen. Interessanterweise ergibt sich bei 50x der beste Anblick und der Haufen wirkt sogar schwach aufgelöst. Bei 98x zeigt sich ein recht kleiner, schwacher Nebel mit einigen aufgelösten Sternen. Der Haufen zeigt nur ein schwaches Zentrum.
IC 1276 = Palomar 7 (Gc) (Ser) 10,3mag
Wer hätte das gedacht - Palomar 7 ist bereits mit 50x und indirekter Sicht als schwacher Nebelfleck deutlich zu erkennen. Bei 126x erscheint ein schwächerer, recht großer Nebel mit schwachem Helligkeitsanstieg zum Zentrum. Die Oberfläche zieht deutlich körnig aus - an der Nordseite des Haufens sind 2 Sterne aufgelöst.
Damit konnte ich zufrieden nach Haus fahren - bereits um 1.30h ist es schon wieder merklich heller geworden, und nun war der gesamte Nordhimmel schon in ein grün-blaues Licht getaucht.
Clear Skies
Matthias
Visual Deep Sky Observing and CCD-Imaging: www.Serifone.de