Beobachtungsabend vom 16.10.2001

Instrumente: 2,5" f/13,3 Refraktor + 4,5" Bresser Pluto/S f/4,4 

Zeit: 21.00 Uhr - 23.30 Uhr

Beobachter: Matthias Juchert, Martin Dietrich

Beobachtungsplatz:

Wie immer in Brandenburg. auf etwa 52,5° n.B. Heute war eine wahre Premiere in Sachen Beobachtungsplatz! Der angestammte Beobachtungsplatz, der nur 2km von den Lichtern unseres Wohnortes entfernt war, wurde gegen einen 6km westlich gelegenen eingetauscht. Die Anfahrt stellte sich als viel bequemer heraus, da es stets über befestigte Straßen ging und nur das finale Stück über einen Feldweg bewältigt wurde. Nun befanden wir uns auf einem großen Acker, der ringsum in etwa 1,5km Entfernung mit lichtabschirmendem Wald gesäumt war, und in der Mitte von einem festen breiten Feldweg durchquert wurde. Also wunderbar viel Platz zum Aufbauen der Gerätschaften....

Bedingungen:

Der erste Eindruck übertraf alle Erwartungen! Fantstisch - der Osthorizont war wesentlich weniger aufgellt, und die Plejaden konnten schon bald nach ihrem Aufgang in voller Pracht bewundert werden. Dafür war der Nordhorizont nun aufgehellter, aber das ist ja nicht so schlimm - schnell waren wir uns einig: Diese Platz ist Spitze. Das wahre Indiz für die Qualität dieses Platzes war jedoch, das es SO DUNKEL war, das man andauern über seine eigenen Gerätschaften stolperte. Beim anderen Beobachtungsplatz konnte ich im Schein der Aufhellung ohne weiteres die Ausrüstung aufbauen. Nun musste man wirklich zur Lampe greifen - daher hatten wir heute bestimmt 6m2 - 6m4 Grenzgröße im Zenit. Die Luft war sehr klar, aber es war auch sehr feucht, und später zogen vereinzelt Nebelbänke über den Acker. Das Seeing war recht gut.

Beobachtung

Zunächst einmal Naked Eye. h und chi Persei waren sehr einfach als länglicher Lichtfleck mit zwei hellen Zentren sichtbar. Auch der Andromedanebel M31 war direkt gut zu erkennen. Auch Collinder 399 war als heller Nebel zu erkennen. Später erkannte ich auch NGC752. Der Versuch an M13 scheitert jedoch, da er schon zu tief steht. Etwas halbherzig hab ich dann noch die Sterne in der süd-östlichen Hälfte des Pegasus-Vierecks ausgezählt, und bin inkl. der drei Ecksterne auf 8-9 Sterne gekommen, was laut Literatur rund 5m9 bis 6m2 bedeutet. Gegen etwa 21.15 zog dann plötzlich ein sehr heller Satellit fast parallel zum Band der Milchstraße durch den Schwan. Zum Zeitpunkt seiner größten Helligkeit war dieses Objekt heller als Deneb und sogar Vega. Die ISS war zu dieser Zeit nicht angekündigt. Wir rätseln noch..?

*Während Martin sich um Uranus kümmert, mache ich mich warm für die Nacht....*

M71(NGC6838)(Gc)(Sge)

Er reizt mich immer noch sehr, wo er doch der Kugelsternhaufen für kleine Instrumente sein soll. Selbst bei diesen Bedingungen löst der Refraktor ihn nur an - er wirkt krisselig - kein helles Zentrum ist erkennbar. Auch die Form ist deutlich unsymmetrisch. Ein späterer Versuch am 1 1/2 Zoll größeren Pluto führt zum gleichen Ergebnis! De Nebel ist einfach erkennbar, macht aber keine Anstalten, sich in seine Eintelteile zu zerlegen.

Gamma And (DS 9,6" - 2,2m, 4,9m)

Ein scharfer Blick durchs 40mm Okular = 20x - Vergrößerung zeigt schon, das es sich um einen Doppelstern handelt. Im 25mm Okular stehen die Komponenten dann weit genug auseinander, um ihre Farben erkennen zu können. Der Hauptstern ist bekanntermaßen orange, der Begleiter hat einen Blau-Ton.

NGC891(Glx)(And)

Sehr schwierig erkennbar. Da hilft nur noch indirektes Sehen und leichtes Spielen mit der Rektaszensions-Feineinstellung. Immerhin - ab und an ist der ovale sehr schwache Lichtfleck erkennbar.

NGC281(Neb)(Cas)

Ja eindeutig. Zuerst hab ich vermutet, es sei ein Schimmer, der durch den hellen Zentralstern verursacht wird, aber andere gleichhelle Sterne der Umgebung haben diesen Schimmer nicht. Bei näherer Untersuchung erscheint der Nebel etwa rechteckig und doch recht hell, aber auch erstaunlich ausgedehnt!

M81(NGC3031)(Glx)(UMa)

Schnell auffindbar. Schön hell und groß, aber kaum interessant. Heller Kern erkennbar.

*Dann mache ich mich auf die Suche nach dem 3. Begleiter von M81. Die anderen beiden sind schnell gefunden...*

M82(NGC3031)(Glx)(UMa)

Vielleicht schönste Galaxie dieser Region. Sehr schön länglich ausgestreckt - ach könnte doch NGC891 nicht auch so einfach zu erkennen sein....? Struktur schnell erkennbar.

NGC3077(Glx)(UMa)

Dicht unter einem Stern ist sie schnell sichtbar. Klar erkennbarer runder Nebel.

*Nun aber der schwerste Brocken...!*

NGC2976(Glx)(UMa)

Bereitet mir sehr viel Kopfzerbrechen. Das einzige was hilft, ist, das sie nicht ein einziger heller Stern umgibt. Mit viel Augenakrobatik erwische ich sie doch noch - wie gesagt - sehr schwierig. In etwa die Klasse von Galaxien wie M98 oder halt NGC891, die im 3" selbst in besten Nächten Probleme bereiten. Keine Struktur oder Form erkennbar. 

*Nun aber genug mit diesem lichtschwachen Sterneninseln...ich wende mich endlich meinen heißgeliebten Sternhaufen zu....* 

M34(NGC1039)(Oc)(Per)

Ungewöhnlich schöner Anblick im 40mm. Allerdings schon hier recht locker gestreut. Der hellere und ziemlich leicht trennbare Doppelstern h1123 ist leicht dezentral angeordnet. An seiner Ostseite ist ein recht auffälliger Sternbogen zu erkennen, dessen offene Seite von ihm weggerichtet ist. Südlich dieses Komplexes sind zwei etwa gleich helle 1-2 Bogenminuten auseinander stehende Sterne zu erkennen. Dieses Hauptgerüst ist eingebettet in einige schwächere Sterne, deren Ausläufer sich dann im Milchstraßengebiet verlieren.

NGC1342(Oc)(Per)

Ebenfalls ein wunderschöner Sternhaufen. Ich glaube, den Tipp haben ich von meinem Beobachtungskollegen Lothar Singer (Lots). Danke, denn es ist ein wundervoller Anblick. Am Ostrand säumt ein hellerer Halbkreis aus Sternen den länglich wirkenden Haufen.  Hier breiten sich viele schwache Sterne aus. Sehr lohnendes Objekt!

*Das einzige kleine Wolkenband am Himmel hat eine halbe Stunde vom Großen Bären bis zum Fuhrmann gebraucht, und just genau jetzt, wo ich den Perseus beim Wickel habe, meint es, mir doch so einfach die Sicht verdecken zu müssen. So flüchte ich kurzer Hand in den Bildhauer...die Horizontsicht ist bescheiden, aber da ist noch eine Rechnung offen.*

Blanco 1(Oc)(Scl)(Zeta Sculptoris cluster)

Das ist ja gut. Hab schon Mühe, im Dunst noch Alpha Scl aufzuspüren, und dann mühsam nach Westen zu schwenken.... . Jedoch ist die nächste Sternansammelung schon der Sternhaufen. Interessanter Weise trotz des Dunstes noch der Haufen als Sternverdichtung zu erkennen. Die Anordnung der helleren Sterne entspricht etwa dem Sternbild Fische. Ich denke, diese große sternarme Haufen ist eher etwas für den Feldstecher.

NGC1664(Oc)(Aur)

Schöner Sternhaufen nadelfeiner Sterne bereits im 40mm Okular. Ja - so stell ich mir einen aufgelösten Sternhaufen vor. Der "Kosmos Himmelsführer" berichtet von 40 Sternen. Vielleicht sind es auch mehr - auf jeden Fall ein lohnender Abstecher.

M38(NGC1912)(Oc)(Aur)

Wundervoll! Viele schwache Sterne im 40mm Okular. Die auffällige Struktur des Haufens, die mir schon letztes Mal aufgefallen ist, erkenne ich sofort wieder. Es erscheint wie zwei Balken mit Sternenkonzentrationen, die sich fast kreuzen. Meiner Meinung nach der schönste Führmann-Sternhaufen für den 3-Zoller... :-D *da lacht das Herz*

M36(NGC1960)(Oc)(Aur)

Ich komme an diesem Haufen einfach nicht heran. Er ist zwar schon hell, aber doch will er im Wirrwarr der Fuhrmann-Milchstrasse nicht so recht begeistern - für sich gesehen sicherlich ein schönes Objekt, dem leider die schwachen Sterne fehlen.

NGC1907(Oc)(Aur)

Schwieriger Sternhaufen am Rande der beiden letzteren. Es ist nicht viel von diesem kompakten Objekt zu erkennen. Einzig und allein ein oder zwei hellere Sterne, die von einem kaum wahrnehmbarem Nebel umgeben sind. Da reichen 3 Zoll nicht mehr.

Stock 10(Oc)(Aur)

Nur 10 - 15 Haufenmitglieder sind zu erkennen, die sich recht weit auf größerer Fläche verteilen. An der Nordkante sind drei helle Sterne zu finden, die mich etwas an das Sternbild Widder erinnern.

*Anm.: An Lots, Lotz und all die anderen , die am Stock-Projekt mitwirken wollen...schon etwas herausgefunden oder beobachtet?*

*Später habe ich dann noch Stock 8 probiert, aber absolut nicht erkannt. Bei keiner Vergrößerung.*

NGC1857(Oc)(Aur)

Schwierig erkennbar. Schwacher Nebel um hellen Stern. Angrenzender Haufen Czernik 20 nicht erkennbar.

Cr 62(Oc)(Aur)

Viele verstreute hellere Sterne, in einer reichen Region der Milchstraße. Da der Haufen sehr groß ist sollte man wenig vergrößern oder auch mal durch den Feldstecher beobachten.

NGC1778(Oc)(Aur)

Etwas kurios. Dieser Sternhaufen ist gleichzeitig verstreut und kompakt. Das liegt aber nur daran, das er sehr sternenarm ist. Man könnte dreist werden, und ihn als schönen Mehrfachstern beschreiben. ;-) Besteht hauptsächlich aus mittelhellen und schwachen Sternen. Etwas höher vergrößern!

NGC1893(Oc)(Aur)

Noch so ein sternenarmes Gebilde. Wenige Sterne verstreuen sich etwa in einem Halbkreis. Verleitet nicht gerade zu Freudensprüngen...

...deshalb*

Saturn

Im Pluto präsentiert mir Martin stolz den Ring, der auch ohne all seine Barlowlinsen zu erkennen ist. Nur merkt man eben, das ein Newton ein Newton ist. *ihr könnt ja auch nichts dafür ;-)* Ich entdecke dann schnell Titan der heute seine größte östliche Elongation hat. Dann nehmen wir den Zeiss. Hier ist das schon eine ganz andere Welt. Bei diesem Seeing bringt nur noch das 10mm mehr Details heraus. An den Seiten des Ringes lugt die Cassini-Teilung hervor. Auch fällt auf, das die Ringaußenseite kleiner ist, und auch ein wenig dunkeler erscheint. Schon im 40mm erkannte ich zwischen dem hellen Titan und dem Ring den Mond Rhea. Er ließ sich wunderbar halten... Nur andere Mond hab ich dann nicht mehr probiert.

Jupiter

Natürlich wurden hier zunächst die Mondpositionen überprüft. Weiter entfernt vom Planeten standen standen die hellen Monde Ganymed und Kallisto. Zwischen Ganymed und Jupiter waren dann dicht beieinander Io und Europa zu finden. Dann wurde mit dem 10mm Okular der Planet observiert. Die Bänder waren natürlich deutlich zu erkennen. Zeitweise konnte ich im NEB einen recht großen dunklen Fleck erhaschen.

Fazit: Schade, das wir schon so früh wieder los mussten. es war wunderbar, und ich habe jetzt einen neuen Lieblingsbeobachtungsplatz. Aber der Aufbruch war ganz gut - eine halbe Stunde war plötzlich der Himmel zu - mit was auch immer (Nebel oder doch Wolken). So war der wehmütige Aufbruch schon ganz gut - man zog halt erhobenen Hauptes (im wahrsten Sinne des Wortes ;-) ) ab, und wurde nicht plötzlich kurz vor der Sichtung eines schwachen Objekts unterbrochen.

Wir kommen sicher wieder!

Clear Skies an alle fleißigen Beobachter!


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