Beobachtungsnacht vom 15.12.2003

Instrumentarium: - 8" f/6 MEADE Starfinder EQ
                                 
Beobachtungsort:
Mittelmark/Brandenburg 52°19' n.B - 50m Meereshöhe

Bedingungen: Da hatte ich mir eine ziemlich ungemütliche Nacht zum beobachten ausgesucht. Es wehte ein mit 9-10 Bft stürmischer Wind, der die Außentemperatur von 0°C auf dem Feld nicht gerade angenehmer erscheinen ließ. Zu allem Überfluss zogen immer wieder Wolkenbänke (Bewölkung 2/8 bis 6/8) über den Himmel, und so war es mehr ein "Wolkenlückenhopping". Als besonderen Bonus empfand ich dann auch die eher durchschnittliche Transparenz. ;-) Beobachterherz - was willst du mehr.


Beobachtung:

Zeit: 20.00 Uhr - 21.30 Uhr und 22.00 - 23.00 MEZ

Als ich auf dem Feld stand, beschäftigten mich vor allem 3 Sachen: 1. Aufsuchkarten krampfhaft festhalten. 2. Den Körper irgendwie vor zu starker Auskühlung durch den eisigen Wind schützen. 3. Die Zugbahn der Wolkenlücken zu berechnen. ;-) Spass beiseite - Beobachten wurde da zur Nebensache. Besonders problematisch war der Wind, der die Augen sofort zum Tränen brachte.

So war es nicht verwunderlich, das ich den Haufen Czernik 3 abermals nicht finden konnte. Also suchte ich in meinen Aufsuchkarten nach Alternativen, und mir sprang eine kleine Galaxiengruppe im nordwestlichen Cetus ins Auge.

Ferne Welteninseln in Cetus und Eridanus

NGC 47 = NGC 58 (Gx) (Cet) 13,1mag

Erscheint als sehr schwacher, runder Nebel, mit schwachem, fast stellaren Zentrum. Ein 9m7-Stern befindet sich 4' östlich. Ein weiterer 7m3-Stern ist nur 5' östlich zu finden. Beide Sterne erschweren die Beobachtung merklich.

Die NGC-Nummer 58 geht auf eine Doppelbeobachtung durch Lewis Swift zurück. Er übersah, das dieses Objekt bereits einige Zeit früher von Tempel aufgefunden wurde. Swifts eigene Entdeckung ist jedoch die nahe NGC 54.

NGC 50 (Gx) (Cet) 12,3mag

Bei 126x ist ein schwacher, länglich-ovaler Nebel indirekt sichtbar. Er ist elongiert im PW 0° und zeigt eine größe Ausdehnung. Das Zentrum erscheint deutlich heller.

NGC 54 (Gx) (Cet) 13,7mag

Relativ schwach, aber indirekt nicht schwierig. Die Galaxie erscheint elongiert im PW 90°. Dabei zeigt sich im recht kleinen Halo ein helles Zentrum.

*Die Wolken vertrieben mich aus der Region. Um Nu Eridani lassen sich gleich 3 schöne Edge-On Galaxien bewundern. Diese waren zwar bei dem Wind nicht ganz einfach, aber letztlich habe ich doch alle visuell bestaunen können.*

NGC 1625 (Gx) (Eri) 12,3mag

Hellstes Objekt in der Dreiergruppe um Nu Eridani. Selbst mit direktem Sehen ist sie noch recht hell erkennbar. Die insgesamt länglich Form zeigt sich visuell etwa 3:1 elongiert. Auffallend ist die vergleichsweise hohe Flächenhelligkeit.

NGC 1618 (Gx) (Eri) 12,7mag

NGC 1618 ist eine hübsche, recht schwache Galaxie, die mit indirekter Sicht einfach wahrnehmbar ist. Sie zeigt eine länglich-ovale Form, wobei sie etwas breiter erscheint als die beiden Nachbargalaxien NGC 1625 und NGC 1622.

NGC 1622 (Gx) (Eri) 13,1mag

Die Galaxie ist sehr schwach und nur im perfekten Winkel des indirekten Sehens dauerhaft wahrnehmbar. Der 3m9 helle Nu Eridani befindet sich 11' südlich der Galaxie und muss zur Beobachtung außerhalb des Feldes positioniert werden. Aber selbst dann ist nur der hellere Kernbereich und ein kleiner Hauch des länglichen Halos wahrnehmbar. Der PW der Elongation stimmt fast genau mit dem von NGC 1618 überein.

 

Zeichnung der Gruppe um Nu Eridani

*Nach diesen Beobachtungen wurde es so ungemütlich, das ich beschloss, die Sachen zu packen und für die Nacht gut sein zu lassen.*

Dem Sturm entkommen

Zu Haus angekommen, musste ich feststellen, das es fast komplett aufgeklart war, und im Garten der Wind auch nicht all zu sehr stört. Also habe ich die ganze Ausrüstung aus dem Auto in den Garten verfrachtet, und hier bei natürlich etwas aufgehelltem Himmel (es waren immerhin noch ca. fst: 6m0) beobachtet. Aus einer kleinen Galaxienkette in Eridanus konnte ich immerhin noch 3 weitere Objekte herausarbeiten.

NGC 1612 (Gx) (Eri) 13,4mag

Indirekt ist diese Galaxie als mittelgroße, schwache Nebelfläche wahrnehmbar. Im ovalen Halo ist bei 126x ein fast stellares, relativ deutliches Zentrum auszumachen.

NGC 1609 (Gx) (Eri) 13,5mag

NGC 1609 erscheint bei 126x zwar schwach, ist aber indirekt eindeutig zu verifizierbar. Das Objekt zeigt sich als kleiner länglicher Nebel mit aufgehelltem Zentrum.

NGC 1599 (Gx) (Eri) 13,7mag

Nur dank der interessanten Sternkonstellation ist die sehr schwache NGC 1599 bei 126x zu lokalisieren. Sie bildet mit einem 9m8-Stern sowie einem 11m und einem 12m-Stern ein etwa 5' langes, schmales Parallelogramm.  Der 9m8-Stern befindet sich nur 1' westlich der Galaxie und stört eventuell bei der Beobachtung. Die Galaxie selbst bleibt nur ein kleiner verschwaschen wirkender Nebelhauch.

*Zum Abschluss noch einige Bereicherungen für das Cassiopeia-Projekt*

NGC 637 (Oc) (Cas) 8,2mag

Bei 50x zeigt sich der Sternhaufen unregelmäßig mit helleren und schwächeren Sternen bestückt. Die schwächsten Mitglieder bleiben unaufgelöst und erzeugen einen nebeligen Hintergrund. Bei Steigerung der Vergrößerung auf 126x zeigt der Haufen nur eine relativ geringe Sternzahl, wobei der Kondensationsgrad recht hoch ist, und einige enge Sternpaare, Verklumpungen und kurze Ketten sichtbar sind.

NGC 609 (Oc) (Cas) 11,0mag

NGC 609 wurde von D'Arrest entdeckt.Der visuelle Anblick dieses Haufens entspricht eher dem einer Galaxie. Bei 50x zeigt sich die Position des Haufens schwarz wie die Nacht. Erst bei 126x wird ein schwacher, zum Zentrum hin kondensierter Nebel indirekt sichtbar. Der Haufen zeigt eine unregelmäßige, fast dreieckige Form, wobei aus dem Nebelhintergrund zaghaft eine feinkörnige Struktur heraus schimmert. Insgesamt bleibt der Haufen jedoch unaufgelöst. Das Objekt erinnert fast an einen schwachen Kometen.

NGC 609 ist für mich eines der interessantesten Objekte unter den Cassiopeia-Sternhaufen. Hier lohnt sich in einer der nächsten Nächte sicherlich noch ein zweiter Blick. Bis dahin...

Clear Skies
Matthias


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