Instrumentarium:
- 8"
f/6 MEADE Starfinder EQ
Beobachtungsort:
Mittelmark/Brandenburg 52°19' n.B - 50m Meereshöhe
Bedingungen: Sehr zähe, hochnebelartige Wolken stellten diese Beobachtungsnacht zunächst in Frage. Aber gegen 23 Uhr reißen die Wolken auf, und geben nach und nach einen sehr klaren Himmel frei. Die Grenzgröße in Ursa Minor betrug selbst in Ursa Minor etwa 6m8! Einziger Wermutstropfen war die, von der Vortagen Luft noch etwas feuchte Luft, die nach längerer Beobachtung die Okulare antauen ließ.
Beobachtung:
Zeit: 23.30 Uhr - 01.15 Uhr MEZ
Da sich zu Beginn noch Wolken vom Zenit bis über den ganzen Westhimmel erstreckten, beobachtete ich zunächst ein Objekt in dem Sternbild, in dem ich (als einziges in Mitteleuropa erreichbares Sternbild!) bisher noch kein Deep-Sky-Objekt beobachtet habe - Corona Borealis. Eine der hellsten Galaxien dort ist NGC 5958.
NGC 5958 (Gx) (CrB) 12,7mag
Die Galaxie bildet mit zwei 12-13m Sternen
ein gleichseitiges Dreieck. Sie erscheint als schwacher, diffuser Nebelfleck
mit geringer Ausdehnung und rundlicher Gesamtform. Bei 126x fällt das helle
Zentrum auf. Insgesamt ist die Galaxie indirekt gut zu halten.
*Auf dem Weg zu NGC 4395 wollte ich eigentlich noch keinen Nebel beobachten, aber ein Objekt ist so hell, das es sich förmlich aufdrängelt..*
NGC 4414 (Gx) (CVn) 10,3mag
Sehr hell - ein auffällige Erscheinung bei 50x im Gesichtsfeld. 126x zeigt
einen 3,5:1 elongierten, flächenhellen Halo, mit einem sehr hellen, ebenfalls
länglichen Kerngebiet. Das Zentrum selbst erscheint beinahe wie ein heller,
leicht unscharfer Stern. Um den Kern herum sind bei indirekter Sicht sehr
schwache Strukturen zu erahnen.
Thema der Nacht: Die Galaxie NGC 4395
Im Südwesten des Sternbildes Jagdhunde (Canes Venatici) findet man mit NGC 4395 eine der interessantesten, und auch nächsten Galaxien. Sie wurde am 2.1.1786 von William Herschel mit einem 18,7" Reflektor entdeckt. Die Galaxie befindet sich in nur 4,2 MPc Distanz, und gilt als eine der schwächsten Seyfert-Galaxien überhaupt! NGC 4395 erscheint am Himmel mit einem Durchmesser von immerhin 15', und zeigt neben dem hellen Kern, einen sehr schwachen Halo mit einigen ausgeprägten HII-Regionen. Die hellste HII-Region NGC 4401 wurde bereits von W. Herschel bemerkt. Er sah in der Galaxie einen Doppelnebel. Lord Rosse war es, der mit NGC 4399 und NGC 4400 noch zwei weitere HII-Regionen der Galaxie dem NGC-Katalog hinzufügte. Was ist nun visuell möglich...
- Zeichnung von NGC 4395 im 8" Newton bei 126x - © by Matthias Juchert -
NGC 4395 (Gx) (CVn) 10,0mag
Bei 50x fast übersehen. Ein schwacher, relativ großer Nebel mit sehr
geringer Flächenhelligkeit. Zum Zentrum hin steigt die Helligkeit nur sehr
langsam an und kulminiert dann relativ plötzlich in einem fast sternförmigen
Kern. Mit indirekter Sicht kann man einen blassen, in
Nordwest-Südost-Richtung elongierten Balken erkennen. Mit einem UHC-Filter
kann man südlich und östlich des Kerns 2 verschwommene HII-Regionen
identifizieren, wobei die östliche wie ein länglicher, etwas gebogener Nebel
erscheint. Zur Beobachtung ohne Filter zurück gekehrt, verschwindet die
Galaxie bei Steigerung der Vergrößerung auf 98x fast völlig. Anhand der
reichlich vorhandenen Sterne kann man nun mühevoll die HII-Regionen
herausarbeiten. NGC 4401 und NGC 4400 verschwimmen zu einem gemeinsamen, mit
einigen Aufhellungen durchsetzten, Nebel. NGC 4399 befindet sich ziemlich
isoliert auf der Südseite des Kerns. Eine weitere Aufhellung deutet sich
westlich der Galaxie an.
NGC 4401 (Neb) (CVn)
Hellste HII-Region in NGC 4395. Bei 50x mit UHC-Filter bereits als sehr
schwacher, länglicher Nebel zusammen mit NGC 4400 erkennbar. Bei 98x ohne
Filter erscheint die Region kaum deutlicher, jedoch scheint sie sich etwas zu
separieren.
NGC 4400 (Neb) (CVn)
HII-Region in NGC 4395. Bei 50x mit
UHC-Filter bereits als sehr schwacher, länglicher Nebel mit NGC 4401
erkennbar. Bei 98x und längeren Beobachtung, blitzt die Region teilweise als
separater Nebel auf. Direkt westlich befindet sich ein sehr schwacher Stern.
NGC 4399 (Neb) (CVn)
HII-Region in NGC 4395. Bereits bei 50x mit UHC-Filter als sehr kleiner
Nebelhauch angedeutet. Bei 98x ohne Filter indirekt zu 30% der Zeit als
isolierter, ovaler Nebelknoten zu halten.
*Über eine Stunde widmete ich mich der Galaxie. Zweifellos ein faszinierendes, und zugleich herausforderndes Objekt. Danach ging es noch etwas an die Erkundung der weiteren Umfeldes der Galaxie.*
NGC 4203 (Gx) (Com) 10,7mag
Ein absolut fantastischer Anblick bei 50x! In sehr schönem Sternfeld mit
einigen brillanten Sonnen, findet sich nur 3,5' südlich eines 8m1-Sterns ein
sehr heller, direkt sichtbarer Nebel, dessen Anblick durch die Sterne eher
noch gewinnt. Der Nebel scheint 2:1 elongiert im PW 90° und besitzt einen
flächigen hellen Kern. Einige extrem schwache Sterne im Halo können
zeitweise einen Spiralarm suggerieren.
*Die beiden Galaxien NGC 4227 und NGC 4229 konnte ich aufgrund einer falschen Position in meinen Karten nicht entdecken.*
NGC 4359 (Gx) (Com) 13,0mag
Ein relativ knackiges Objekt. Der Zentralbereich ist bei 98x zwar recht
deutlich zu erkennen, jedoch kann man ihn zunächst kaum der Galaxie zuordnen.
Erst mit indirekter Sicht blitzt nach einigen Momenten, ein sehr schwacher,
deutlich elongierter Halo auf. Drei 12-13m-Sterne, die sich südlich und
westlich der Galaxie befinden, erleichtern die Auffindung.
Das sollte für diesen Abend reichen. Die Wetterprognosen für das Wetter der nächsten Tage (Nächte) in Brandenburg waren außerordentlich erfreulich. Da sollten sich doch noch mindestens 1-2 Beobachtungsnächte ergeben. Als ich kurz vor 2 Uhr geschafft ins Bett falle, bleibe mit noch knapp 5 Stunden Schlaf.
Clear Skies
Matthias
* Visual Deep Sky Observing and CCD-Imaging: www.Serifone.de *