Beobachtungsnacht vom 11.2.2004

Instrumentarium: - 8" f/6 MEADE Starfinder EQ
                                 
Beobachtungsort:
Mittelmark/Brandenburg 52°19' n.B - 50m Meereshöhe

Bedingungen: TRANSPARENZ wurde an diesem Abend groß geschrieben. Schon gegen den Schein der heimischen Straßenlaternen, wirkte der Himmel enorm beeindruckend. Die Durchsicht war außerordentlich gut, und am Beobachtungsplatz bestimmte ich die Grenzgröße zu 6m9. Solche Nächte sind selten  .... aufs Jahr gesehen eigentlich an einer Hand abzählbar. Die Szintilation ist unübersehbar - Sirius machte wahre "Freudensprünge" am Horizont, und zeigte neben dem bekannten weiß-blau auch Nuancen ins rötliche. Allerdings war es eisig kalt mit -6°C. Jedoch wurde ich im Vergleich zur vorrangegangenen Beobachtung weitestgehend vom Wind verschont.


Beobachtung:

Zeit: 20.45 Uhr - 23.30 Uhr MEZ

Unter den unangenehmsten Sachen, die vor einer mit Freunde erwarteten Beobachtungsnacht passieren können, findet sich ein komplett zugeeistes Auto, auf den vorderen Rängen. Ich hatte fast eine halbe Stunde damit zugebracht, die dicke Reifschicht von den Scheiben zu kratzen, und vor allem die Türen zu enteisen, um das Auto überhaupt erst mal mit der Ausrüstung beladen zu können. Nach so einer Aktion ist man natürlich schon einmal durchgefroren, aber heut war die Lust aufs beobachten so groß, und der Himmel so gut, das ich es verschmerzen konnte. Auf gings....

Naked-Eye, alte Bekannte und neue Entdeckungen.

Während sich das Teleskop noch etwas an die Kälte gewöhnen konnte, machte ich einige freisichtige Beobachtungen. Auf zu neuen Zielen, lautete die Devise. Erster Anlaufpunkt - M 50. Ich konnte den Sternhaufen heute sehr schwach mit bloßem Auge wahrnehmen. Er war jedoch auch indirekt nicht dauerhaft zu halten, und wirkte wie ein kleiner Nebelansatz direkt östlich eines 6m-Sterns. Für die Sichtung musste ich übrigens Sirius mit der Hand abdecken. Jetzt wurde ich tollkühn, und versuchte NGC 2301. Aber auch nach einigen Minuten war nichts zu machen. Auch der Versuch an M 46 fand, vor allem auch wegen der geringen Horizonthöhe keinen erfolgreichen Abschluss.

Dann suchte ich erstmals im Feld von M 78 nach "neuen Nebel" von Jay McNeil. Anhand der genauen Aufsuchkarte war die fragliche Region schnell geortet, und bei 98x meinte ich, ab und an einen sehr schwachen Nebel erhaschen zu können. Ich war mir bei der Sache jedoch nicht absolut sicher, und beschloss, in einer späteren Nacht zum Nebel zurückzukehren. Bevor ich zum Hauptprogramm überging, noch ein Abstecher ins Puppis...

M 93 (NGC 2447) (Oc) (Pup) 6,2mag

Trotz seines tiefen Stands einer der hellsten und beeindruckendsten Haufen aus dem Messier-Katalog. Die Hauptachse des Haufens bildet eine Kette heller Sterne (darunter auch zwei 8m-Sterne), die sich in NO-SW-Richtung erstreckt. Nach Südosten erstreckt sich von ihr aus eine weitere kurze Kette aus 6-7 helleren Sternen. Direkt nördlich der Hauptachse, ist der dichteste Teil von M93 zu finden. In einem kleinen Dreieck, das mit der Spitze Verbindung zur Hauptachse herstellt, drängen sich etliche helle und schwächere Sterne auf engstem Raum. Bei 126x sind insgesamt etwa 50 Sterne sichtbar.

Galaxien im Kasten des Großen Wagens - Die Alpha Ursae Majoris Region

An diesem Abend war es endlich so weit, und ich konnte den Startschuss für mein lange geplantes und vorbereitetes Projekt, der Beobachtung möglichst vieler Galaxien im Großen Wagen, geben. Es war nur ein kleines Preview von etwa 40-50 machbaren Objekten.

NGC 3471 (Gx) (UMa) 12,3mag

Nur 35' südwestlich von Alpha UMa fällt bereits bei Aufsuchvergrößerung ein kleiner, diffuser Nebel auf. 126x verbessert den Eindruck. Die kleine Spirale erscheint nun recht hell, und ist zeitweise direkt zu halten. Sie ist deutlich im PW von etwa 0° elongiert, und zeigt ein helles, beinahe sternförmiges Zentrum.

*Ja stimmt - diese Galaxie liegt etwas außerhalb des Kastens - deshalb hier zum ersten "richtigen" Kandidaten.*

NGC 3543 (Gx) (UMa) 14,2mag

126x und indirekte Sicht sind notwendig, um einen sehr schwachen, leicht elongierten Nebel zu stellen. Die Gesamtausdehnung erscheint vergleichsweise gering.

NGC 3589 (Gx) (UMa) 13,7mag

Markant gelegen im Zentrum eines Dreiecks hellerer Sterne erscheint diese, bereits von W. Herschel entdeckte Galaxie. Sie erscheint schwach und von mittlerer Ausdehnung. Die geringe Flächenhelligkeit macht leichte Tubusbewegung bei der Beobachtung notwenig. Dann sind jedoch bei 126x sogar schwache und undefinierte Strukturen im Halo auszumachen (trotz 13m7 V-Mag!).  

NGC 3671 (Gx) (UMa) 14,8mag

Herschel verweist bei der Entdeckung seines Objektes H III 922 auf 2 sehr schwache Sterne die sich im Nebel befinden. Das DSS-Bild zeigt jedoch nur einen Stern. Dieser ist im 8" nicht von der Galaxie zu trennen, und erzeugt mit ihr zusammen den Eindruck eines kleinen, länglichen Nebels. Aufgrund der Lichtschwäche war kein Zentrum im diffusen Leuchten auszumachen.

UGC 6452 (Gx) (UMa) 14,0mag

Die Galaxie besitzt eine ziemlich geringe Ausdehnung, und erscheint auch bei 126x, indirektem Sehen und Tubusbewegung nur sehr schwach. Mehr als ein rund-ovales, ziemlich diffuses Nebelchen, ist nicht auszumachen.

NGC 3470 (Gx) (UMa) 13,3mag

Sehr dunkel! Nur phasenweise ist ein sehr schwacher, rundlicher Lichthauch auszumachen. Dann aber erscheint das Zentrum der Galaxie leicht aufgehellt.

Nebel und Sternhaufen in Gemini

Jeder kennt M35. Doch viele andere Sehenswürdigkeiten des Sternbildes werden oft übersehen - so mancher deutlicher Sternhaufen blieb sogar bis zum Ende des 20. Jahrhunderts unentdeckt. Was es so alles spannendes im Ostteil des Sternbildes gibt, das wollte ich nun erkunden. Die Rahmenbedingungen waren außerordentlich gut.

IC 443 (Neb) (Gem)

Einer, der wenigen, visuell sichtbaren Supernova-Überreste. Beim drüberschwenken ohne Filter ist zunächst nicht zu erkennen. Bei 98x und UHC ist dann sofort ein schwacher, aber deutlicher Nebelknoten direkt nördlich eines 10m8-Sterns erkennbar. Direkt im Süden, zeigt sich zwischen 2 schwachen Sternen weiterer Nebel. Vom Hauptknoten aus, zieht sich ein weiteres, sehr schwaches Band in Richtung Südosten. Wenn man dann weiß, wo der Nebel zu finden ist, ist er dann auch ohne Filter bei 50x als schwaches Band im Sternfeld auszumachen.

IC 444 (Neb) (Gem)

"Kaum wahrnehmbar" steht in meinem Beobachtungsbuch. Dieser Nebel ist wirklich am Limit, und im Vergleich mit IC 443 merklich schwieriger! Nur nach sehr genauem Vergleich mit den (zum Glück vorhandenen) Vergleichssternen ähnlicher Helligkeit, ist der zarte Nebelschleier bei 50x und 98x zu erhaschen.

Pothier 1 (Oc) (Gem)

Bei 50x ergibt sich sofort ein sehr haufenähnlicher Anblick. Direkt östlich von SAO 78544 (9m0) ist bei 98x die kleine Kette von 8 oder 9 ähnlich hellen Sternen nahe der Auflösungsgrenze. Der planetarische Nebel PK 189+7.1 ist gleich um die Ecke.

PK 189+7.1 (Pn) (Gem) 13,0mag

= Minkowski 1-7. Nur etwa 1' östlich eines 10m-Sterns findet sich dieser interessante planetarische Nebel. Er ist bei 126x deutlich als unscharfer Stern auszumachen. Bei 191x zeigt sich ein ziemlich kleines, ovales Scheibchen, das bei genauerem hinsehen eine Ringform mit leicht abgedunkeltem Zentrum präsentiert. Einige Bogensekunden östlich befindet sich ein sehr schwacher Stern. Die Reaktion des Nebels auf den UHC-Filter ist gut. 

PK 189+7.1 bei 191x im 8" Newton

PK 194+2.1 (Pn) (Gem) 12,4mag

= Jonckheere 900. Bereits bei 50x sehr hell, und gut mit dem UHC-Filter aus dem Feld herauszuarbeiten. Bei mittlerer Vergrößerung wirkt der Nebel scheinbar länglich, wobei an seiner Südseite  mehrere schwache Sterne aufgereiht sind. Erst bei 191x lässt sich der schwache Stern, der direkt südlich am Pn "klebt", von diesem trennen. Der Nebel selbst erscheint dann als winzige, runde Scheibe. 

Teutsch 20 (Oc) (Gem)

Bei 126x ist hier ein schwacher, leicht unregelmäßiger Nebel erkennbar, der besonders nach Westen hin einige wenige Sterne zeigt. Insgesamt lassen sich ein halbes dutzend Haufenmitglieder auflösen.

Teutsch 11 (Oc) (Gem)

Ein sehr schwacher Sternhaufen etwa zentrisch zwischen einem 10m-Stern im Osten und einem kleinen unaufgelösten Sternknoten im Westen. Der Haufen selbst erscheint nur indirekt als schwacher Nebelfleck. Er verbleibt unaufgelöst.

Teutsch 12 (Oc) (Gem)

Teutsch 12 ist ein wirklich netter Sternhaufen. Bei 126x erscheint er teilweise aufgelöst, und zeigt sein markantestes Detail - eine längliche Sternkette in Nord-Süd-Ausrichtung. Besonders östlich dieser Kette erscheint ein Nebel sehr schwacher unaufgelöster Sterne.

*Nach all diesem Objekten in Gemini begab ich mich ins oft missachtete Sternbild Camelopardalis, um noch einige letzte Objekte aufzusuchen, bevor meine Füße endgültig tiefgekühlt waren.*

King 6 (Oc) (Cam)

King 6 gehört eindeutig zu den helleren King-Sternhaufen. Schon bei 50x ist er gut auszumachen, und bei 126x sind insgesamt 35 Sterne aufgelöst - darunter einige recht helle. Die Gesamtform ist relativ irregulär und verstreut, wobei sich zum Zentrum hin zumindest ansatzweise von Kondensationen schwacher Sterne zeigen. Zudem fallen in der zentralen Region auch 2 helle Doppelsterne auf.

Tombaugh 5 (Oc) (Cam) 8,4mag

Ein markanter, und schon bei geringer Vergrößerung auffälliger Haufen. Er zeigt sich als größere Wolke mittelheller und vor allem schwächerer Sterne, wobei die Sterne jedoch eine ziemlich geringe Konzentration zeigen. Bei 98x sind schon über 50 Sterne zu zählen, wobei jedoch die Abgrenzung zum Umfeld schwer fällt.

Ich hatte zwar noch IC 361 probiert, aber mir war mittlerweile so kalt, das ich absolut nichts mehr gefunden hatte. So bleibt dieser galaktische Haufen, der in großen Teleskopen wie Sternenstaub aussehen soll, für mich zunächst unentdeckt. Die nächste klare Nacht kommt (hoffentlich) bald.

Clear Skies
Matthias


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