Beobachtungsnacht vom 11.1.2003

Instrumentarium: - 8" f/6 Meade Starfinder mit 40mm, 25mm,12,4mm und  6,4mm Okularen + UHC-Filter
                                 
Beobachtungsort:
Land Brandenburg auf 52°19' n.B. - 50m über Meereshöhe

Bedingungen: Eine weitere sehr klare und transparente Nacht - der leichte Schneefall des Tages hatte dem Dunst ein Ende gesetzt und bescherte endlich wieder eine sehr gute Horizontsicht. Mit -11°C war die Nacht zwar fast 10°C "wärmer" als die vorherige Beobachtung, aber es kam einem wesentlich kälter vor, da die eingetroffene skandinavische Kälte recht feucht war. Der Wind hielt sich mit 1-2 Beaufort erneut sehr zurück. Die Grenzgröße habe ich zu 6m5 ausgetestet - die Adaption konnte abseits des Okulars wegen dem hellen schneebedeckten Feldes nicht ganz fortschreiten - ansonsten war der Himmel wirklich gut.


Beobachtung:

Zeit: 2.00 Uhr - 4.15 Uhr

Es gehört schon eine gewisse Portion Ehrgeiz und Idealismus dazu, sich trotz Müdigkeit bis zum Monduntergang gegen 1 Uhr Morgens wach zu halten, dann das Auto vom Eis zu befreien, das wuchtige Teleskop ins selbige zu befördern, und kurz vor 2 Uhr auf ein einsames dunkles Feld zu fahren - und das bei eisigen Temperaturen. Aber wenn man die Beobachtung liebt, mobilisiert das scheinbar noch ungeahnte Reserven, die einen immer wieder zu solchen Anstrengungen motivieren.

Mit der Taschenlampe studierte ich die Spuren im Schnee. Es zeigten sich neben den Spuren meines Autos von den letzten Beobachtungen nur einige Dammwild-Spuren - vermutlich Rehe und ein paar einsame Spuren menschlichen Ursprungs. Ich dachte an einen Jäger, der vielleicht aus dem Wald heraus, zur Straße gelaufen war. Mein Beobachtungsplatz ist also wirklich sehr gering frequentiert.

Der Kompass

Die gute Horizontsicht motivierte mich, ein Horizontnahes Sternbild zu observieren. Ich hatte eine Karte vom Sternbild Pyxis (Kompass) mit dabei, dessen Schätze meist im Horizontdunst verschwinden. Zumindest einiges sollte doch heute machbar sein. Nachdem ich mich mehrmals beim Starhopping vertan hatte, fand ich schließlich doch in dem für mich noch nicht sehr vertrauten Sternbild zurecht.

NGC 2627 (Oc) (Pyx) 8,4mag

Der Sternhaufen steht mit -30° Dekl. für mich recht hart am Horizont. Mit 50x zeigte sich ein kleiner schwacher Nebelfleck mit einigen Sternen außen herum. Bei 98x war der Haufen nur per indirekter Sicht etwas aufgelöst. Die meisten Mitglieder liegen für diese Horizonthöhe jenseits der Wahrnehmung. Das Objekt habe ich von Österreich aus schon wesentlich deutlicher gesehen.

NGC 2613 (Gx) (Pyx) 10,3mag

Sehr schwacher Nebel bei 50x. Etwas deutlicher bei 98x aber immer noch nur per indirekter Sicht zu erfassen. Zentralregion nicht besonders hell. Der umgebende Nebel zeigt sich als elongierte Spindel, die ich von der Größe her als Mittel einstufen würde.

*Dann noch 2 Objekte aus dem Ruprecht-Katalog. Diese Objekte wurden am Boyden Observatory in Südafrika auf Fotoplatten entdeckt. Daher umfasst der Katalog meist südliche Sternhaufen, die von der Helligkeit her nicht sonderlich auffällig sind.*

Ruprecht 157 (Oc) (Pyx)

Bei kleiner Vergrößerung ist zwischen einem Sternpärchen und einem nicht minder hellen Sterndreieck ein schwacher, aber eindeutiger Nebelfleck wahrzunehmen. Bei 98x kann man mit indirekter Sicht schon ein Dutzend aufgelöster Sterne erfassen. Nicht schwierig.

Ruprecht 62 (Oc) (Pyx)

Diesen Haufen, recht nahe bei einem hellen Stern habe ich in meinen Notizen zuerst als "nicht gesehen" vermerkt. Jedoch hatte ich bei 50x einen schwachen diffusen Nebel von ovaler Form vermutet. Diesen Eindruck scheinen die DSS-Fotos zu bestätigen. Schwieriger als sein Nachbar Ruprecht 157.

*Ich hatte mich über 1 Stunde im Pyxis aufgehalten, und mir war schon sehr kalt. Nach einer 1/4 Stunde Aufwärmpause ging es dann zum Sternbild Sextans* 

Der Sextant

Sextans gehört zu den Sternbildern am Himmel, die ich noch nie bewusst wahrgenommen habe. Zum aufinden sollte man zunächst mit Alphard den Hauptstern der Hydra lokalisieren. Östlich davon - genau unter Regulus findet sich der Sextant mit nur wenigen erkennbaren Sternen. Am auffälligsten ist noch das kleine, nach Westen weisende Dreieck, welches Alpha, Beta und Delta Sex bildeten. Wenn man den auch recht hellen Gamma Sextantis noch hinzunimmt, erkennt man eine Art Trapez.

Gleich das erste angepeilte Objekt - die hellste Galaxiengruppe im Sextanten - entpuppte sich im 8"er als faszinierendes visuelles Schaustück.

NGC 3166 (Gx) (Sex) 10,4mag

Sehr hell, und obwohl die Nachbargalaxie NGC 3169 von CdC mit 10m2 noch etwas heller angegeben ist, ist NGC 3166 visuell deutlich heller. Ohne Probleme zeigt sich direkt ein sehr heller runder Galaxienkern, der bei indirektem Sehen von einem sehr länglichen in Ost-West-Richtung elongierten Nebel umgeben ist, wobei mir der Halo in Richtung NGC 3169 etwas heller erschien. Bester Eindruck bei 98x.

NGC 3169 (Gx) (Sex) 10,2mag

Einfach und hell zu erkennen wie ihre Nachbargalaxie, grenzt dieses Objekt im Osten an einen 11mag Stern an. Die Kernregion ist sehr deutlich, aber doch schwächer als bei NGC 3166. Nach kurzer Beobachtung mit 98x Vergrößerung zeigten sich sogar einige Strukturen. In meinem Beobachtungsbuch sieht die Zeichnung von NGC 3169 fast wie ein "Z" aus. Das Zentralgebiet zeigte sich als Nordwest-Südost elongierte Elipse. Von diesem bog in spitzem Winkel ein erkennbarer Nebelstreif in Richtung des beschriebenen Nachbarsternes ab. Das DSS-Bild bestätigt diese Sichtung. Der Spiralarm war im 8" sichtbar!

NGC 3156 (Gx) (Sex) 12,3mag

Schon bei 50x zu erkennen. Bei 98x mit indirektem Sehen einfacher rundlicher Nebel in nur 2' Distanz zu einem 9mag-Stern. Der Nebel erschien sehr klein mit hellem gut sichtbarem Zentrum.

NGC 3055 (Gx) (Sex) 12,1mag

Mit 50x sehr schwach zu erkennen. Steigerung der Vergrößerung auf 98x zeigt einen indirekt schwach erkennbaren rund-ovalen Nebel ohne erkennbares Zentrum.

UGC 5373 (Gx) (Sex) 11,3mag

Sextans B Zwerggalaxie! Ein Mitglied der Lokalen Gruppe. Mit 50x nur per indirektem Sehen zu erkennen - sie leuchtet immer wieder auf und kann phasenweise dauerhaft gehalten werden. Ziemlich große, oval-längliche Nebelwolke. Die Ausdehnung entspricht etwa dem Verhältnis 3:1. Kein besonders einfaches Objekt, aber bei meiner Beobachtung im Sternbild Lepus habe ich noch etwas schwächer erscheinende NGC-Galaxien im Okular.

*Nach langer Aufwärmpause geht es nochmal raus aus dem Auto...*brr*

Das Leo-Triplet

Eigentlich war die als Hauptthema des Abends gedacht, aber ich hatte mich in anderen Gebieten festgeguckt. Ich hatte mir vorgenommen, die Galaxien im Detail zu beobachten und zu Zeichnen. Doch daraus wurde nur noch teilweise etwas - ich war schon sehr müde, und die Kälte kroch mir unerbittlich in die Füsse. Immerhin waren die 3 Galaxien die bei 50x im Blickfeld waren ein sehr schöner Anblick.

M65 (NGC 3623) (Gx) (Leo) 9,3mag

Zweithellstes Objekt des Triplet's. Bei 98x sehr heller länglicher Nebel mit länglichem Zentralgebiet und non-stellarem hellen Kern.

M66 (NGC 3627) (Gx) (Leo) 8,9mag

Hellste Galaxie der Gruppe. Schon bei 50x wirkt das Zentralgebiet schräg in den Galaxienkörper eingebettet. Bei 98x sind leichte Strukturen erkennbar. Allerdings nur südlich des Zentrums. Ein heller Knoten am visuellen Südende der Galaxie leicht länglich erkennbar. Südlicher Spiralarm schwieriger. Nur andeutungsweise verfolgbar.

NGC 3628 (Gx) (Leo) 9,5mag

Relativ heller Nebelstreif bei 98x am besten zu beobachten. Wirkt nicht wie auf Fotos rechteckig. Das Zentralgebiet ist mäßig hell zu erkennen. Es scheint nach Westen hin etwas breiter zu werden und erscheint damit ganz leicht dreieckig. Trotz intensiver Beobachtung Staubband nicht sicher gesehen. Mit indirektem Sehen nur einmal an der Wahrnehmungsgrenze vermutet.

Mit dieser Nacht zeigte sich das Neue Jahr wiederum recht versöhnlich.  Allerdings forderte die Anstrengung zum Schluss der Beobachtung einfach ihren Tribut. Bei der sogar etwas längeren Beobachtung bei -20°C ist mir lange nicht so kalt geworden. Trotzdem war es eine sehr schöne Nacht mit vielen überraschenden An- und Einblicken.

Clear Skies
Matthias


Visual Deep Sky Observing and CCD-Imaging: www.Serifone.de